Eheberater übernimmt die Leitung der Abteilung Seelsorge im Offizialat Vechta

Markus Wonka: Was die Seelsorge von der Eheberatung lernen kann

Markus Wonka wird am 1. Januar Chef der Abteilung Seelsorge im Bischöflichen Offizialat Vechta. Bisher leitete er die Ehe-, Familie und Lebensberatung im Bistum. Der Theologe und Psychologe erzählt, was er vorhat.

 

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Davon hält Markus Wonka nichts: wenn man in der Kirche von „Fernstehenden“ spricht. Die Beziehung zur Kirche habe dann nur eine andere Form, sagte der 45-jährige Theologe aus Münster im Gespräch mit „Kirche+Leben“. Für diese neue Beziehung muss nach seiner Ansicht die Kirche „andere Sprachformen“ finden.

Diese Suche nach neuen Antworten wird nun Wonkas Thema: Am 1. Januar übernimmt er die Leitung der Abteilung Seelsorge im Bischöflichen Offizialat in Vechta. Diese Behörde verwaltet den niedersächsischen Teil des Bistums.

 

Den Blick nur auf Bekanntes richten reicht nicht aus

 

Wonka warnte davor, den Blick nur auf bekannte Merkmale einer Kirchenbindung zu richten. „Wie handeln wir, wenn sich kirchliches Leben nicht nur im Besuch des Gottesdienstes am Sonntag und dem wöchentlichen Gruppentreffen am Abend zeigt?“ Diesen Fragen will er sich mit seinen Mitarbeitern in der Behörde widmen und nach Anstößen für die Kirche im Oldenburger Land suchen.

Die Kirche habe aus ihrer Tradition im vorigen Jahrhundert, der „Volkskirche“, eine Vielfalt typischer Elemente für die Seelsorger entwickelt, sagte Wonka. „Dieses Gewand ist unter den völlig anderen Bedingungen heute ein Stück zu groß.“ Da gebe es große Fragen und Unsicherheiten in der Kirche.

 

Den einen richtigen Weg gibt es nicht

 

Darauf gebe es viele Antwortversuche in der deutschen Kirche, „aber der eine Weg, den alle für richtig halten, den gibt es nicht.“ Wonka warnte davor, sich nur auf überkommene theo­logische oder strukturelle Modelle zu verlassen.

„Wir müssen auch menschliche, geradezu psychologische Antworten finden. Denn diese Phase kann man nicht konfliktfrei bewältigen.“ Ein Beispiel ist für Wonka die Auseinandersetzungen, wenn in einer Gemeinde Kirchen geschlossen werden.

 

Eheberater geben ein Beispiel für die Seelsorge

 

Für die Zukunft sei eines wichtig: „Die Kirche ist da überzeugend, wo sie ins Handeln kommt, wo es nicht einfach um ihre Interessen und ihre Zwecke geht. Sie muss handeln – nicht nur reden.“

In der Vergangenheit habe die Kirche in der Seelsorge oft mit Programmen gearbeitet, „die sehr stark auf die reine Glaubensvermittlung setzen“. Er sei da skeptisch. Seine Erfahrung als Eheberater ist anders. „Wir lassen die Rat Suchenden kommen, wir fragen: Warum kommst du? Wo wollt ihr hin? Nicht aber: Da müsst ihr hin.“ Diese Grundhaltung der Beratungsarbeit sei auch in anderen Feldern der Seelsorge wichtig. Für ihn bedeutet das: „Wir müssen hin zu einer hörenden Kirche.“

 

Kirche setzt sich unter Druck

 

Bisher sei die Seelsorge oft von Aktivismus bestimmt. Damit setze sich die Kirche stark unter Druck – „mit allen Folgen für ihr Erscheinungsbild“. Die Seelsorge könne da viel lernen von der Beratungsarbeit. Denn zu ihr gehöre eine innere Gelassenheit und Stärke – „sonst wären alle Berater depressiv“. Die Rat Suchenden seien frei zu kommen und bald wieder zu gehen.

Markus Wonka wird Nachfolger von Prälat Bernd Winter, der sich auf seine Aufgabe als Ständiger Vertreter des Bischöflichen Offizials konzentriert und die als Kuratoriumsvorsitzender einer Stiftung, die Verantwortung trägt für drei katholische Krankenhäuser.

 

Wer ist Markus Wonka?

 

Markus Wonka hat seit 2011 die Ehe-, Familien- und Lebensberatung im nordrhein-westfälischen Teil des Bistums geleitet mit 35 Beratungsstellen. Er stammt aus der Nähe von Augsburg, hat Theologie und Psychologie studiert und anschließend die Ausbildung zum Eheberater gemacht. Seit 2004 leitete er die Eheberatung in Neu-Ulm.

Bischöflich Münstersches Offizialat in Vechta
Im Bischöflich Münsterschen Offizialat in Vechta leitet Markus Wonka künftig eine von fünf zentralen Abteilungen, neben den Fachgebieten Schule, Finanzen, Caritas und Seelsorge-Personal. Das Offizialat ist aus der Geschichte des Oldenburger Landes heraus seit 1830 als zweites Generalvikariat im Bistum organisiert. Regionalbischof Wilfried Theising ist als Bischöflicher Offizial der Leiter dieser Behörde. Das Offizialat hat eine eigene Kirchensteuerhoheit und verwaltet seine Finanzen selbst. Auch die Abteilungen Schule und Caritas arbeiten unter den besonderen niedersächsischen Bedingungen eigenständig. Das gilt auch für die Seelsorge.

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