Debatte über Einschränkung christlicher Ausstrahlung des Festes hält an

Martinsumzüge sollen nicht in Lichterfeste unbenannt werden

Der heilige Martin soll am 11. November auch künftig im Mittelpunkt stehen. Eine Einschränkung aus Rücksichtnahme auf andere Weltanschauungen mache Religion zu einem Tabuthema, haben Politiker und Kirchenvertreter betont.

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Die Debatte über Umbenennungen von Martinumszügen ist auch am Tag des heiligen Martin weitergegangen. Nordrhein-Westfalens Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU) forderte ein stärkeres Bekenntnis zu den religiösen Wurzeln des Festes. „Christliche Traditionen sind fester Bestandteil unseres gesellschaftlichen Lebens. Für mich zählt dazu auch, dass bei Martinszügen nicht nur 'Laterne, Laterne', sondern auch 'Sankt Martin' gesungen wird“, sagte Scharrenbach der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (Samstag). Sie habe kein Verständnis dafür, „wenn aus vermeintlicher Rücksichtnahme christliche Lieder zum Tabu“ erklärt würden.

Immer wieder gibt es in Schulen und Kindertagesstätten Diskussionen, ob muslimischen oder ungetauften Kindern die christliche Sankt-Martins-Tradition „aufgedrängt“ werden dürfe. Scharrenbach erklärte, sie denke nicht, „dass Kinder sich darüber freuen, wenn die Feiern aus weltanschaulichen Gründen eingeschränkt werden“. Sie finde, dass christliche Lieder alle einschlössen. „Wir stehen für eine Weltanschauung, die sich auf das Erbe einer jahrhundertealten christlich-jüdischen-abendländischen Wertebasis gründet.“

 

Erzbischof Schick sieht „falsch verstandene Toleranz“

 

Am Freitag hatte der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick eine Umbenennung von Martinszügen in Lichter- oder Laternenfeste als „falsch verstandene Toleranz“ kritisiert. Der heilige Martin mahne auch heute jeden Christen, Religion, Glaube und religiöses Leben nicht zu „Tabuthemen“ zu machen. „Martin war ein Bekenner seines Glaubens und zugleich ein Vorbild an Toleranz. Auch lehnte er Bekehrungen zum Christentum durch Gewalt entschieden ab.“

Zudem stehe er für Gewaltlosigkeit, Bescheidenheit und Barmherzigkeit, so der Erzbischof. Ihn zu feiern, sei daher keine Provokation für andere Religionen oder Menschen ohne Religion, sondern Einladung an alle, darüber nachzudenken, welche Werte und Tugenden die Gesellschaft bestimmen sollten. Zugleich verwies Schick darauf, dass der heilige Martin ein Europäer gewesen sei.

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