ORDEN

Polen: Getötete Nonnen vor Seligsprechung – auch Gast aus Münster dabei

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In Polen werden 15 Nonnen für ihr Martyrium im Zweiten Weltkrieg seliggesprochen. Was eine Ordensgemeinschaft in Münster damit zu tun hat.

 

15 deutsche Nonnen der „Kongregation der Schwestern der heiligen Jungfrau und Martyrin Katharina“, auch Katharinenschwestern genannt, werden Ende des Monats in Braniewo (Braunsberg), einer heute in Polen liegenden Stadt nahe der russischen Exklave Kaliningrad, für ihr Martyrium im Zweiten Weltkrieg seliggesprochen.

„Sie sind ihrer Berufung treu geblieben, indem sie das Risiko auf sich genommen haben, um den Kranken, Kindern und Waisen nahezubleiben. Sie blieben auf ihren Posten und taten ihr Möglichstes für das Wohl anderer“, sagt Schwester Amanda Steffen von der deutschen Provinz der Katharinenschwestern in einer Pressemitteilung. Nach dem Einmarsch der Roten Armee in Ostpreußen wurden die Katharinenschwestern zwischen Januar und November 1945 von sowjetischen Soldaten misshandelt, vergewaltigt, verschleppt und ermordet.

Seligsprechung ohne Wunder

Für eine Seligsprechung ist nicht immer ein Wunder nötig. Auch Märtyrerinnen und Märtyrer, die für ihren Glauben starben, können laut Instruktionen der Behörde für Selig- und Heiligsprechungsprozesse seliggesprochen werden. „Ende des Krieges hatten wir 104 Schwestern verloren“, sagt Schwester Christina Clemens im Gespräch mit Kirche+Leben. Sie ist die Provinzoberin der deutschen Provinz der Katharinenschwestern mit Sitz in Münster.

Die Ehrung der 15 Ordensschwestern erfolgt nun 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs stellvertretend für die vielen weiteren Opfer, deren Namen und Schicksale nicht vollständig geklärt werden konnten, wie es in einer Mitteilung des Ordens heißt.

Ursprung des Ordens im polnischen Ermland

Die „Kongregation der Schwestern der heiligen Jungfrau und Martyrin Katharina“ wurde 1571 in Braniewo (Braunsberg) gegründet. Seit 1934 gibt es neben der Provinz Ermland eine weitere deutsche Provinz mit Sitz in Berlin. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde eine Provinz in Münster gegründet, die sich 2005 mit der in Berlin zusammenschloss.

Die verbliebenen Nonnen im Ermland führten die Provinz am Mutterhaus in Braniewo weiter und gründeten 1946 mit polnischen Schwestern die polnische Provinz Ermland. Der Orden hat unter anderem Niederlassungen in Osteuropa, Afrika, Lateinamerika und Asien.

Münsteraner Provinzoberin nimmt an Seligsprechung teil

 

Schwester Christina reist am Samstag, 24. Mai, gemeinsam mit Mitschwestern aus Brasilien und Afrika nach Polen, wie sie im Gespräch mitteilt. Dort besuchen sie auf einer Pilgerfahrt wichtige Wirkungsstätten der 15 Schwestern zur Zeit des Zweiten Weltkriegs. Auch bei deren Seligsprechung am 31. Mai, die der Präfekt der vatikanischen Heiligsprechungskongregation, Kardinal Marcello Semeraro, leiten soll, wird die Münsteraner Provinzoberin dabei sein.

Die Seligsprechung sei laut Schwester Christina für den Orden und alle Menschen in der Kirche ein Zeichen und Ansporn, im Alltag ihren Glauben zu bezeugen. „Das ist auch heute nicht immer leicht“, sagt die Nonne und weist darauf hin, dass auch in der heutigen Zeit in vielen Gebieten Christen verfolgt würden und es Kriegsverbrechen gebe. „Die Schwestern haben die Hingabe für die Menschen an erste Stelle gesetzt – das sollen wir ihnen nachtun“, so Schwester Christina.

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