Feiern am 2. Juli in Telgte und am 6. Juli in Münster

Mauritzer Franziskanerinnen werden 175 Jahre alt

1844 gab es keine Krankenkassen. Da schickte der Telgter Pater Christoph Bernsmeyer Frauen zu den Kranken. Heute gehören 700 Schwestern weltweit zu den Franiskanerinnen von Münster St. Mauritz.

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Eigentlich wollte Chris­toph Bernsmeyer keinen Frauenorden gründen. 1844 lebte der Franziskanerpater vis-à-vis der Gnadenkapelle in Telgte und fragte sich, wie er den vielen Kranken in seinem Umfeld helfen könnte. So schickte er zur ihrer Versorgung christliche Frauen in die notleidenden Familien, erläutert Schwester Hiltrud Vacker, im Orden zuständig für Öffentlichkeitsarbeit. Diese Frauen wohnten später „Auf der Hülle“, dem Gebiet des heutigen St.-Rochus-Hospitals. Sie wollten eine Gemeinschaft bilden. Der 2. Juli 1844 gilt den Franziskanerinnen von Münster St. Mauritz als Geburtstag des Ordens. In diesem Jahr gedenken sie in Telgte, Münster und weltweit ihrer Gründung vor 175 Jahren.

Tatsächlich feiert der Orden mit vielen kleinen und großen Festen seit fast einem Jahr. Die 380 Schwestern in den 40 deutschen Konventen, die Mitarbeiter in den zahlreichen Einrichtungen, die Frauen und Männer der „Weggemeinschaft“ des Ordens – sie alle haben der Gründung gedacht, erläutert Provinzoberin Herbertis Lubek. Sie steht der deutschen Ordensprovinz vor. Schlusspunkte bilden nun die Feiern am 2. Juli in Telgte und am 6. Juli in Münster.

 

Feier mit Bischof Genn

 

Am 2. Juli werden Schwestern aus allen internationalen Provinzen zu einer Sternwallfahrt nach Telgte aufbrechen. Um 10 Uhr feiern sie in St. Clemens den Festgottesdienst. Am 6. Juli werden 230 Schwestern und Gäste erwartet. Bischof Felix Genn wird in der Mutterhauskirche in Münster den Festgottesdienst halten.

Schwestern Christella Watanabe (von links), Hiltrud Vacker und Herbertis Lubek. | Foto: Karin WeglageSchwestern Christella Watanabe (von links), Hiltrud Vacker und Herbertis Lubek. | Foto: Karin Weglage

„Christus heilende Gegenwart zu den Menschen bringen, das ist unser Charima“, sagt die stellvertretende Generaloberin, Schwester Christella Watanabe. Ursprünglich seien die Ordensfrauen alle Krankenschwestern gewesen. Mit der Zeit habe sich der Orden in der Welt ausgebreitet und neue Aufgaben seien hinzunommen.

 

Heute 700 Schwestern

 

„Wir sind immer wieder in kritische Zeiten geraten und aus den Krisen aufgebrochen.“ Das sieht die gebürtige Japanerin als klares Omen für die Zukunft der Gemeinschaft, die vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil weltweit rund 3000 und heute rund 700 Schwestern vereinigt.

Video zum Katholikentag 2018: Die Mauritzer Franziskanerinnen in Münster.

Für Schwester Christella ist die Ordensgeschichte wie eine Lehrstunde: „Als es 1848 eine Typhus­-Epidemie gab, sind wir nach Schlesien, heute Polen, gegangen, um zu helfen.  Als in Deutschland der Kulturkampf wütete, zogen die Schwestern 1875 in die USA.“ 1925 folgten  sie einer Anfrage aus China. Das kommunistische Regime jagte sie teilweise in den Untergrund. „Andere gingen 1948 nach Japan – nach dem Abwurf der Atombomben über Hiroshima und Nagasaki. Wir wollten den Opfern beistehen.“ Ein Konvent ist bis heute in Nagasaki.

 

Keine Angst vor der Zukunft

 

Die Notlage von Leprakranken führte drei deutsche Ordensfrauen 1973 nach Indien. Über das ganze Land verteilt haben die Schwestern inzwischen Schulen errichtet, um die Bildung der Bevölkerung zu fördern. „Eine der Gründungs-Schwestern, Gerburg Aufderheide aus Ennigerloh, lebt bis heute dort. Sie ist jetzt 83“, sagt Schwester Hiltrud Vacker.

Vor der Zukunft ist den Schwestern nicht bange – auch wenn der Altersdurchschnitt in den deutschen Konventen bei 82 Jahren liegt. „In Japan haben wir 14 neue vietnamesische Schwestern“, sagt Schwester Christella.

„Wenn etwas gebraucht wurde und wird, haben wir es  gemacht“, erklärt sie: In Kiel unterhält der Orden ein Gäs­tehaus für suchende Menschen, in Berlin ein ambulantes Aids-Hospiz, in Esterwegen, der Ort eines ehemaligen Konzentrationslagers, begleiteten zwei Schwestern die Besucher.

 

Pläne für neues Mutterhaus

 

Auch in Münster stehen Veränderungen bevor: Der Orden arbeitet gerade am Bau und Konzept eines neuen Mutterhauses mit Kapelle. Im Frühjahr 2020 soll es fertiggestellt sein. Die Räume des alten Mutterhauses werden teilweise als Krankenzimmer für das Franziskushospital umgebaut.

Mit Oasentagen, Exerzitien und viel Gastfreundschaft wollen die Schwestern suchende Menschen ansprechen. „Wir hoffen, voneinander zu lernen und wünschen uns ein Miteinander statt ein Nebeneinander“, sagt  Schwester Hiltrud.

 

Offen für das, was kommt

 

„Ich sehe mit Zuversicht in die nächsten 25 Jahre“, sagt Schwester Herbertis. „Die Schwestern sollen solange dort leben, wo sie sind. Wir wollen sie vorerst nicht an einem Ort zusammenziehen und uns offen halten für das, was Menschen brauchen und was passiert“, sagt sie.

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