Wallfahrtsort seit 1980er Jahren

Medjugorje: Vatikan erkennt Marienverehrung offiziell an

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Die Marienverehrung im Wallfahrtsort Medjugorje in Bosnien-Herzegowina ist jetzt offiziell erlaubt – und zwar vom Vatikan.

„Es ist an der Zeit, eine lange und komplexe Geschichte rund um die geistlichen Phänomene von Medjugorje abzuschließen.“ Mit diesen Worten beginnt die offizielle Stellungnahme (Nota) des vatikanischen Glaubensdikasteriums zu den mutmaßlichen Marienerscheinungen in Medjugorje. Sie trägt den Titel „Königin des Friedens“.

In der Nota wird die Marienverehrung in dem Ort in Bosnien-Herzegowina als authentisch anerkannt. Zugleich werden die Berichte der mutmaßlichen Seher aus den vergangenen 42 Jahren differenziert bewertet und in Teilen kritisiert. Auch deren Lebenswandel wird ausdrücklich von der Beurteilung ausgenommen. Nach Medienberichten sollen einige von ihnen von den Wallfahrtsort nach Medjugorje wirtschaftlich profitiert haben.

Dazu heißt es in dem Dokument: „Bestimmte Botschaften weisen – nach der Meinung einiger – Widersprüche auf oder stehen in Zusammenhang mit Wünschen bzw. Interessen der mutmaßlichen Seher oder anderer Menschen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass dies bei einigen wenigen Botschaften der Fall sein mag.“

Medjugorje fördert eine „gesunde Glaubenspraxis“

Für die Beurteilung der Ereignisse rund um Medjugorje hat die Behörde vor allem das Vorhandensein positiver seelsorgerischer Effekte und eine differenzierende Analyse der mutmaßlichen Marienbotschaften zugrunde gelegt. Zu den positiven Effekten (theologisch gesprochen: den „Früchten“) zählt die Behörde die „große und wachsende Zahl von Anhängern in der ganzen Welt und die zahlreichen Menschen unterschiedlichster Herkunft, die dorthin pilgern“.

Und weiter: „Die positiven Früchte zeigen sich vor allem in der Förderung einer gesunden Glaubenspraxis.“ Dies betreffe im Zusammenhang mit Medjugorje sowohl diejenigen, „die dem Glauben fernstanden, als auch diejenigen, die den Glauben bis dahin nur oberflächlich praktiziert hatten. Die Besonderheit des Ortes besteht in einer großen Anzahl solcher Früchte: die vielen Bekehrungen, die häufige Rückkehr zu den Sakramenten (Eucharistie und Beichte), die zahlreichen Berufungen zum Priester- und Ordensleben wie auch zur Ehe, die Vertiefung des Glaubenslebens, ein intensiveres Gebetsleben, zahlreiche Versöhnungen zwischen Eheleuten und Erneuerung des Ehe- und Familienlebens“.

Vatikan will innerkirchliche Debatten beenden

Die Nota „Königin des Friedens“ wurde am 28. August von Papst Franziskus genehmigt. Sie soll jahrzehntelange innerkirchliche Debatten und Untersuchungen beenden. Unter anderem hatte es in Bosnien-Herzegowina Streit zwischen örtlichen Bischöfen und den Franziskanern gegeben, die in der Pilgerseelsorge vor Ort eine zentrale Rolle spielen.

Ferner war die Rolle der mutmaßlichen Seher umstritten, die zum Teil über sehr detaillierte Botschaften der Muttergottes berichteten und diese zur Einmischung in politische und kirchenpolitische Debatten zu nutzen versuchten. „Die Botschaften dürfen nicht als lehramtliche Inhalte interpretiert werden, es gilt, ihren Kern zu begreifen“, erklärte dazu bei der Vorstellung des Dokuments der zuständige Glaubenspräfekt, Kardinal Victor Fernandez.

Fernandez: Botschaften sind keine Privatoffenbarungen

Er sagte vor Journalisten, die mutmaßlichen Mitteilungen Marias an die Seher hätten seiner Ansicht nach nur begrenzten Wert. Es sei wichtig, immer von "mutmaßlichen Botschaften" zu sprechen.

Da ihr übernatürlicher Ursprung nicht feststehe, seien sie nicht als "Privatoffenbarungen", sondern lediglich als "erbauliche Texte" einzustufen. Einige Texte seien "konfus" und "problematisch", doch stünden die meisten in Übereinstimmung mit dem Evangelium und der Lehre der Kirche.

Updates: 14 Uhr Artikel umfassend erweitert (jdw), 15 Uhr Schlussabsätze zu Kardinal Fernandez ergänzt (jjo)

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