Verzeichnis und Karte im Internet

Mehr als 400 Radwegekirchen laden zu Stopps bei Radtouren

Mehr als 400 Gotteshäuser sind bundesweit als Radwegekirchen ausgewiesen. Entlang großer Radwege bieten sie – wie die Autobahnkirchen – Möglichkeiten zur Rast und zum geistlichen Auftanken.

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Besondere Attraktion in Wuppertal ist nicht nur die Schwebebahn. Hoch über der Stadt verläuft ein Radweg auf einem ehemaligen Gleisbett – die Wuppertaler Nordbahntrasse. Sie ist autofrei, bietet spannende Ausblicke und einen besonderen Pausenstopp: An der Wichernkapelle unmittelbar am Wegesrand können Radler Station machen und Beine und Seele baumeln lassen.

Die Wichernkapelle ist die erste Radwegekapelle im Rheinland und eine von bundesweit mehr als 400 solcher geistigen Tankstellen an Radwegen. Das Wuppertaler Gebäude, das mit seinem Holzdach an norwegische Stabkirchen erinnert, wurde eigens als Radwegekirche erbaut. In vielen anderen Regionen dagegen laden historische Kirchen die Radwanderer zur Einkehr ein – ähnlich wie Autobahnkirchen.

 

Kriterien für Radwegekirchen

 

Die Evangelische Kirche in Deutschland führte 2009 ein Signet für Radwegekirchen ein: Ein grünes Täfelchen mit Kirchen- und Radfahrersymbol weist auf die Gotteshäuser hin, darunter auch katholische. Gemeinden müssen spezielle Kriterien erfüllen, zudem soll die Kirche entsprechend ausgezeichnet und in die Karte auf www.radwegekirchen.de eingetragen sein. Sie muss täglich geöffnet sein und Infomaterial bereithalten. Auch Tische und Bänke für eine Rast, Zugang zu Trinkwasser und Toiletten sowie Hinweise auf die nächste Fahrradwerkstatt sollten nicht fehlen.

In Wuppertal lädt ein offen gestalteter Raum mit Glasscheiben zur Meditation ein. Wer mag, kann Kerzen für seine Anliegen anzünden. „Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten und du sollst mich preisen“, lautet einer der zwölf Psalm-Sprüche auf den Holzbalken. „Kirche sollte dahin gehen, wo die Menschen sind“, sagt der Wuppertaler Pfarrer Johannes Schimanowski.

 

Viele Stopps in Ostdeutschland

 

Stark vertreten ist Ostdeutschland. So lässt sich an der „Bach-Rad-Erlebnisroute“ St. Lukas in Mühlberg entdecken, eine 1300 erbaute romanische Kirche. Der Elbradweg von Berlin nach Leipzig führt durch Wittenberg, Stopps an der Schlosskirche, wo Martin Luther begraben liegt, und der Stadtkirche, wo der predigte, sind möglich.

Thüringens erste Radwegekirche liegt in Bodenrode am Leine-Heide-Radweg, der das Leinebergland mit der Lüneburger Heide verbindet. Die Kirche dort ist täglich geöffnet – auch ohne ehrenamtliche Aufsicht. „Das ist bei uns im Eichsfeld noch möglich“, sagt Pfarrer Franz-Xaver Stubenitzky. „Wer stibitzt, wird vom Herrgott gesehen.“ Die Gästeliste zeige, dass immer wieder Radler das Gotteshaus ansteuern. Der Geistliche empfiehlt einen Abstecher zur nahen Wallfahrtskapelle Etzelsbach, wo 2011 Papst Benedikt XVI. eine Vesper feierte.

Auch in der katholischen Kirche hat sich eine Initiative etabliert, die Radfahren und Spiritualität verbindet. Das Erzbistum Köln bietet auf www.pfarrrad.de Touren an, um die Heimat und örtliche Kirchen kennenzulernen. Inzwischen sind 111 Touren ausgearbeitet. Zum 47-Kilometer-Weg „Laudato si“ durch die Nordeifel inspirierte Papst Franziskus mit seiner gleichnamigen Umwelt-Enzyklika. Highlight dabei ist die Bruder-Klaus-Kapelle von Peter Zumthor.

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