Anzeige
Die Inflation hat ein Rekordniveau erreicht, Energie- und Lebensmittelpreise sind explodiert. An wen können sich Hilfesuchende wenden? In unserer Themenwoche „Inflationskrise – wie Gemeinden helfen“ stellen wir verschiedene kirchliche Angebote vor. Im sechsten und letzten Teil stellen wir ein kostenloses Angebot aus Duisburg vor.
Wer Hilfe benötigt, erfährt in der Pfarrei St. Franziskus in Duisburg-Homberg Unterstützung und Solidarität. Zusammen mit der Gemeindecaritas und dem Caritasverband bietet die Pfarrei seit Anfang Februar an jedem Donnerstag von 12 bis 13 Uhr im Pfarrheim St. Johannes ein kostenloses Mittagessen an.
Ein Team von freiwillig Engagierten gab bei der Premiere Grünkohleintopf aus. Nachtisch und Heißgetränke verteilten sie ebenfalls gratis.
Wohnungsloser kommt gern ins Pfarrheim
Einer der etwa 25 Kommenden an diesem Mittag war Martin L.. Er erfuhr über ein Plakat in einem Schaufenster über das Angebot. Der wohnungslose Mann lebt in einem Zelt am Rheinufer und ist dankbar für die warme Mahlzeit und die Geselligkeit, die sich am Tisch zwanglos ergibt. „Hier fühle ich mich akzeptiert und brauche mich nicht zu schämen“, sagt er.
Es sind vorwiegend bedürftige Menschen, die das Pfarrheim betreten. Sie kommen, weil das Geld knapp ist, die Rente kaum noch reicht, weil die Inflation und die gestiegenen Energiepreise ihnen zu schaffen machen.
Armut im Stadtteil Homberg weit verbreitet
Diakon Stefan Ricken, Larissa Kluth, Sieglinde Jansen, Renate Alexander, Christa Menzenbach, Christiane Weitzel, Ursula Müller und Gabriele Strüver haben sich bei der Premiere zum „Tischdienst“ einteilen lassen. | Foto: Johannes Bernard
„Im Mittelpunkt steht das wertschätzende Miteinander“, sagt Larissa Kluth von der Gemeindecaritas. Sie hat sich an diesem Mittag zusammen mit Sieglinde Jansen, Renate Alexander, Christa Menzenbach, Christiane Weitzel, Ursula Müller und Gabriele Strüver zum „Tischdienst“ einteilen lassen, um etwas für ein soziales Miteinander im Stadtteil zu tun.
Viele der 25.000 Einwohner in Homberg leben in ärmeren Verhältnissen. Etwa 4.000 Menschen erhalten Transferleistungen nach dem SGB II (Sozialgesetzbuch). Die Quote der Langzeitarbeitslosen ist hoch; der Migrationsanteil überdurchschnittlich.
Pastoralplan beschreibt soziale Not
In ihrem lokalen Pastoralplan hat die Pfarrei St. Franziskus die soziale Situation so umschrieben: „Das Leben am Existenzminimum und Armut sind hier nicht nur eine versteckte Seltenheit, sondern an vielen Orten und in vielen Situationen offensichtliche Realität. Eine Folge wirtschaftlicher Nöte sind soziale Verwerfungen wie der soziale Rückzug, der Ausschluss von gesellschaftlicher Teilhabe in vielen Bereichen und soziale Spannungen bis hin zu Gewalt und Kriminalität.“
Das große karitative Engagement der katholischen und evangelischen Gemeinden mit vielen unterstützenden Angeboten gehöre daher zu den wichtigsten Ausformungen des kirchlichen Lebens in Duisburg-Homberg, heißt es im Pastoralplan weiter.
Knapp 20.000 Euro an Spenden für Mittagstisch
Wer will, kann das Projekt „kostenloser Mittagstisch“ mit einer Spende unterstützen. | Foto: Johannes Bernard
In dieser Frage für die Pfarrei engagiert ist Stefan Ricken. Er ist Ständiger Diakon und leitet den Bereich „Quartier & Pastoraler Raum“ beim Caritasverband. Den Mittagstisch sieht er als gutes Beispiel, wie neben der warmen Mahlzeit ein „wärmendes Wort der Mitmenschlichkeit“ guttut. Ein kostenloses Mittagessen sei mehr als eine Armenspeisung.
Ricken hatte in den letzten Wochen auch die Werbetrommel für den Mittagstisch gerührt und mit anderen Spenden für diesen Zweck gesammelt. Dank 93 Unterstützerinnen und Unterstützern und der Spenden-Verdopplung durch die Sparkasse Duisburg bei Eingängen bis zu 300 Euro kam ein Erlös von insgesamt 19.517 Euro für das Projekt zusammen.
Dauerhafte Hilfe
Gekocht wird das Mittagessen im nahegelegenen Seniorenheim des Deutschen Roten Kreuzes, mit dem eine Kooperation besteht. „Durch vernetztes Arbeiten ist es uns möglich, diese konkrete Hilfe dauerhaft anzubieten“, sagt Ricken.