Wohnquartier Klostergarten in Kevelaer will Jung und Alt ansprechen

Mehrgenerationen-Projekt feiert 10-Jähriges - ein Wermutstropfen bleibt

  • Seit zehn Jahren besteht das Wohnquartier Klostergarten an der Sonnenstraße in Kevelaer.
  • „Miteinander leben“ wird in dem Caritas-Projekt großgeschrieben.
  • Ein Festakt erinnert an die Anfänge des Pilotprojektes am Niederrhein.

Anzeige

Karl-Heinz Oever gehört zu den Männern der ersten Stunde im Projekt Klostergarten in Kevelaer. Der 71-Jährige bewohnt seit 2007 eine 67 Quadratmeter große Wohnung in dem Mehrgenerationen-Komplex. Er fühlt sich bis heute rundum wohl. „Es ist prima hier“, sagt er. „Sicher“, meint er, „anfangs haben mehr junge Familien in unmittelbarer Nachbarschaft gewohnt. Damals war es ein Mehrgenerationen-Haus. Aber das hat nicht so funktioniert, wie es sich die Planer von der Caritas vorgestellt haben.“

Doch Oever lässt an der guten nachbarschaftlichen Situation keinen Zweifel aufkommen. Noch immer wohnen unmittelbar in der Nachbarschaft Menschen, die schon am Anfang eingezogen sind. Das verbinde und daraus sei ein vertrauensvolles Verhältnis gewachsen. Man gebe aufeinander acht und helfe sich untereinander, wo man könne. Er selbst habe drei Schlüssel von den Nachbarn, um im Notfall einspringen zu können. Und auf die Verwaltung, die ja im Haus arbeitet, sei ebenso Verlass.

 

Festgottesdienst mit Weihbischof Rolf Lohmann

 

Vor zehn Jahren ist der Komplex Klostergarten in Kevelaer an der Sonnenstraße vollendet worden. Am 26. September veranstaltet der Caritasverband mit Weihbischof Rolf Lohmann und Bürgermeister Dominik Pichler einen Festakt.

2007 startete mit den Wohnungen die erste Baumaßnahme. Dieses Projekt hat in den Augen der Verantwortlichen Pilotcharakter besessen. „Während man bis dahin in einem Stadtviertel mit vielen Senioren einen Kümmerer etablierte, um eben mehr Gemeinschaft zu entwickeln, konnte man hier schon am Reißbrett ein Wohnquartier planen, in dem das Miteinander der Generationen großgeschrieben wird“, erklärt Jessica Sieben, Quartiersmanagerin im Projekt Klostergarten.

 

Neue Wohnformen für Senioren

 

Die Ausgangssituation bot dafür beste Voraussetzungen. Nachdem sich die Clemensschwestern an der Sonnenstraße 2004 entschlossen hatten, ihr Provinzialat in Kevelaer endgültig aufzugeben, wurden erste Planungen entworfen. Unter der Leitung von Hermann Hengstermann, bis 2012 Caritas-Geschäftsführer in Geldern-Kevelaer, entschloss sich der Verband, neue Wohnformen für Senioren anzubieten und nicht auf bisherige Konzepte klassischer Altenheime zurückzugreifen.

Gleichzeitig plante die Caritas, Wohnraum für jüngere Generationen zu schaffen. Auch die Idee, ein barrierefreies Hotel für Menschen mit Handicaps zu bauen, war nun in greifbare Nähe gerückt. Denn das Haus der Clemensschwestern, die vielen Pilgergruppen Unterkunft gewährt hatten, war groß genug.

 

118 barrierefreie Wohnungen im Klostergarten

 

Auf dem 28.000 Quadratmeter großen Gelände des Klostergartens wurden 118 barrierefreie Wohnungen errichtet – ein Teil durch den sozialen Wohnungsbau gefördert. Diese konnten als Eigentum erworben oder als Mietwohnung bezogen werden. Die Wohnungen haben alle ein gleiches Äußeres, sind zwischen 28 und 98 Quadratmeter groß. „Ein gutes Mischungsververhältnis“, meint die 41-jährige Quartiersmanagerin. „Für jeden Bedarf etwas.“

Wie ein Kranz legen sich die neu gebauten Wohnungen um das Zentrum des Komplexes: das Nachbarschaftshaus, das unter anderem das Hotel, die Großküche, die Kinderspielgruppe „Vergissmeinnicht“, eine U-3-Gruppe, das Demenz-Café, das tatsächlich realisierte Hotel und das Mehrgenerationenhaus beherbergt. „Die Einrichtungen sind miteinander verzahnt“, sagt Sieben.

 

Räumlichkeiten für Jung und Alt

 

Das Mehrgenerationenhaus bietet Räumlichkeiten für verschiedene Angebote für Jung und Alt. In 13 Räumen unterschiedlicher Größe - vom kleinen Beratungsraum bis zum 120 Personen fasssenden Christophorus-Saal - finden vielfältige Veranstaltungen statt. Zum Beispiel ein Nachbarschaftscafé, Sportkurse, Gedächtnis- und Achtsamkeitstraining, ein Meditationsseminar und Digitalkurse. Die Angebote richten sich nicht nur an die Bewohner, sondern sind für die Bevölkerung in ganz Kevelaer geöffnet. Das Mehrgenerationenhaus sei nicht als Wohngemeinschaft für unterschiedliche Generationen geplant gewesen, sagt Sieben, sondern als Treffpunkt für diese.

Das Ziel, den Anteil der Senioren bei 58 Prozent zu halten, habe man nicht erreicht, meint Sieben. Das sei ein Wermutstropfen, den man hinnehmen müsse. Der Anteil liege heute sicher bei 85 Prozent. Die Kinder seien vielfach weggezogen und größere Wohnungen seien rar, erläutert Sieben. Man habe nicht erreicht, dass sich die Generationen so richtig durchmischten.  Aber, so Sieben, die Nachbarschaftsidee, sich umeinander zu kümmern, sei aufgegangen. Das habe sich gerade in der Corona-Pandemie gezeigt, wo die Hausverwaltung durch viele Aktionen wie Balkongespräche und Telefonaktionen Vereinsamung verhinderte und Nachbarn sich anboten, Hilfe in dieser schweren Zeit zu leisten, meint Sieben. Insoweit könne man von einem erfolgreichen Projekt sprechen.

Anzeige