Sieben persönliche Beispiele aus der Redaktion von "Kirche-und-Leben.de"

Meine Coronafreie Zone

Auch wenn die Situation sich allmählich etwas entspannt: Corona beherrscht nach wie vor den Alltag. Sieben persönliche Beispiele aus der Redaktion von "Kirche-und-Leben.de" zeigen, wie Inseln ohne Virus und Krise entstehen können.

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Auch wenn die Situation sich allmählich etwas entspannt: Corona beherrscht nach wie vor den Alltag. Umso wichtiger ist es, sich Inseln zu schaffen, die das Virus weit weg sein lassen. Wie das gelingen kann, zeigen sieben persönliche Beispiele aus der Redaktion von "Kirche-und-Leben.de".

 

Michael Bönte

 

Neuinfektionen, Reproduktions-Wert, Ansteckungskette … Ich habe einen Ort gesucht, an dem es das alles nicht gibt. Gefunden habe ich ihn auf einem kleinen Wirtschaftsweg in den Rieselfeldern, einem Naturschutzgebiet bei Münster. Laufschuhe an, vier Kilometer schnurgerade in die eine Richtung, Dehn-Pause an einem See, vier Kilometer schnurgerade zurück. Keine Zeitvorgabe, kein sportlicher Ehrgeiz, keine Hektik. Zügiges Trotten ist das, ein wenig wie eine Gebetsmühle, die Spiritualität eines gleichbleibenden Rhythmus'. Links und rechts mal Raps, mal Bäume, mal eine Pferdeweide. Und vor allem keine Nachrichten, keine Hygiene-Diskussionen, keine Wirtschaftsprobleme. Die Knochen taten am Anfang ordentlich weh, auch weil die Schuhgeschäfte geschlossen waren und meine Laufschuhe ihre besten Zeiten hinter sich haben. Egal, lieber ein wenig humpeln, dafür aber den Kopf frei.

 

Marie-Theres Himstedt

 

Nudelauflauf, Fenchelsalat mit Sesam oder Pizza: Vor Corona hatte ich kaum Zeit zum Kochen. Jetzt muss ich den Kindern ihr Mittagsessen in die Notbetreuung mitgeben. Der Große hat sein eigenes Rezeptbuch angelegt. Da steht bisher nur die Zutatenliste für selbstgemachtes Schokoladeneis drin, aber es ist ein Anfang. Wie wir zu dem Fenchelsalat gekommen sind? Die Küchenmaschine raspelt das Gemüse schön laut! Das macht so viel Spaß, da sind Corona-Sorgen schnell gegessen und der Fenchelsalat auch.

 

Pater Daniel Hörnemann

 

Seit Jahrzehnten schlummerten mehrere Bausätze mit hunderten von Kleinteilen in meiner Sammlung. Beim Aufräumen fand ich sie wieder. Immer wieder aus Zeitmangel aufgeschoben, wurden jetzt neu lackierte Lokomotivmodelle daraus. In den 1960er Jahren produzierte die längst nicht mehr existierende englische Firma Kitmaster (Airfix) günstige Modelle zum Selbstbau. Fehlende Teilchen musste ich nachkonstruieren. Andere würde die Millimeterarbeit nervös machen, ich fand sie beruhigend und zufriedenstellend.

 

Johannes Bernard

 

Das Aufräumen der Kellerräume ist in Corona-Zeiten eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Auch ich bin ins Untergeschoss gegangen, um Nützliches wiederzuentdecken und Unnützliches in die Hände der Abfallentsorger zu geben. Vor allem habe ich wieder etwas Ordnung in meine Altpapiersammlung gebracht. Genauer gesagt, handelt es sich um alte Zeitungen und Druckschriften, von denen ich denke, dass sie einen gewissen historischen Wert haben. Viele davon stammen aus der Zeit der Weimarer Republik, also aus den 1920er Jahren, die nun etwas chronologischer geordnet in staubfreien Kisten sind. Gelegentlich blieb ich abends länger im Keller als gedacht. Wenn man einmal ins Lesen kommt, kann man leicht die Zeit und Corona vergessen.

 

Markus Nolte

 

Einmal am Tag ausführliche Nachrichten in der Tagesschau – dann muss es aber auch gut gewesen sein mit Virus-Infos. Gegen das sicherlich teils notwendige mediale Corona-Geraune und Getöse spiele ich einfach mit selbstgebastelter Musik an: Ich setze mich an meine Digital-Orgel, übe konzentriert ein Stück Literatur von Bach, Widor, Messiaen oder gebe all meine Gefühle in improvisierte eigene Klangwelten. Mit dem Kopfhörer auf den Ohren und dem Raum gewaltiger Kathedralen vor dem geistigen Auge bleibt das Virus weit weg – und ich im Frieden.

 

Michael Rottmann

 

Ein Rundweg am Stadtrand. Mit meiner Frau mache ich mich jetzt fast jeden Abend dazu auf. Schuhe binden, Jacke an und los. Am Horizont drehen sich Windräder. In den Feldern steht die Gerste jetzt hüfthoch. Wir haben sie jeden Tag wachsen sehen. Im Wald hören wir manchmal einen Specht und wissen jetzt, wo Maiglöckchen stehen. Unterwegs ist Zeit zum Reden, aber auch für "meditatives Walken". Gut anderthalb Stunden sind wir unterwegs. Oft auch länger, weil wir Bekannte treffen. "Ach, Ihr auch?"

 

Jens Joest

 

Beim Video-Chat braucht es nur die richtigen Leute, dann ist Corona schnell kein Thema mehr. Meine Cousinen und Vettern schaffen das, auch mein Chor-Stammtisch. Mit Studienfreunden habe ich am Ostermontag parallel vor der Laptop-Kamera gekocht und gegessen. Und wir Stipendiaten meines Jahrgangs beim Journalisten-Institut ifp haben uns zu unserem „Zwanzigjährigen“ am 1. Mai zwar nicht in München, aber per Video getroffen, gelacht und Erinnerungen geteilt – ganz sicher nicht aus Corona-Zeiten.