Mit Video von der Seligsprechung

Meisner spricht Hirschfelder im Dom in Münster selig

In seiner Predigt hob Kardinal Meisner die Christusverbundenheit und -nähe von Kaplan Hirschfelder hervor.Video: Marie-Theres Himstedt

In einem feierlichen Pontifikalamt im münsterschen St.-Paulus-Dom ist Kaplan Gerhard Hirschfelder selig gesprochen worden. Die Beatifikation nahm am Sonntag (19.09.2010) der Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, im Auftrag von Papst Benedikt XVI. vor.

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In einem feierlichen Pontifikalamt im münsterschen St.-Paulus-Dom ist Kaplan Gerhard Hirschfelder selig gesprochen worden. Die Beatifikation nahm am Sonntag (19.09.2010) der Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, im Auftrag von Papst Benedikt XVI. vor.

„Von Christus tief ergriffen“

In seiner Predigt hob Kardinal Meisner die Christusverbundenheit und -nähe des 1942 im Konzentrationslagers Dachau umgekommenen Geistlichen aus der schlesischen Grafschaft Glatz hervor. Hirschfelder sei ein „von Christus tief ergriffener junger Christ und Priester“ gewesen. Mit Blick auf die Repressalien des Nazi-Regimes meinte der Erzbischof: „Die Liebe Christi drängte ihn über alle Gefahren und Widerstände hinweg.“

Seine „Jetzt-erst-recht-Mentalität“ habe Hirschfelder nach den Worten des Kölner Metropoliten „zu einem forschen, sympathischen und schwungvollen Jugendseelsorger werden“ lassen. Seine Christusverbundenheit und seine Verbundenheit zu den jungen Menschen „ließen ihn alle Vorsicht und Angst vergessen, um sich im Totaleinsatz vor sie zu stellen, indem er sagte: 'Wer der Jugend den Glauben an Christus aus dem Herzen reißt, ist ein Verbrecher!'“

Seliger für Deutsche, Polen und Tschechen

Der Kardinal verwies auch auf die internationale Bedeutung des neuen Seligen: „Wir feiern heute mit der Seligsprechung von Gerhard Hirschfelder ein großes Familienfest, denn er ist einer von uns.“ Dies gelte im engeren Sinne für die Menschen aus der Grafschaft Glatz und die Schlesier: „Der neue Selige ist Blut von eurem Blut, Erde von eurer Erde, aber er gehört darüber hinaus uns allen in Deutschland.“

Auch die polnischen Mitchristen könnten sagen: „Er ist einer von uns, da unsere irdische Heimat auch ihre irdische Heimat geworden ist.“ Da die Grafschaft Glatz kirchlich bis 1972 zum Erzbistum Prag gehörte, gratulierte Meisner ebenfalls der tschechischen Erzdiözese zum neuen Selige

Bischof Genn bat um Seligsprechung

Der Akt der Seligsprechung erfolgte nach dem Kyrie der Eucharistiefeier: Münsters Bischof Felix Genn wandte sich an Kardinal Meisner mit der Bitte um die Seligsprechung. Dann stellte der Visitator für die Priester und Gläubigen aus der Grafschaft Glatz, Großdechant Franz Jung, den neuen Seligen in einer kurzen Lebensbeschreibung vor.

Daraufhin verlas Kardinal Meisner im Auftrag von Papst Benedikt XVI. die apostolische Bulle, mit der der Heilige Vater den Diener Gottes Gerhard Hirschfelder in das Verzeichnis der Seligen aufnahm. Als liturgischen Gedenktag für den neuen Seligen legte der Papst den 2. August fest. Die Gläubigen bestätigten mit einem gesungenen dreifachen „Amen“ die feierliche Seligsprechung. Als äußeres Zeichen wurden im Dom und am Salvatorgiebel Bilder des neuen Seligen enthüllt; Großdechant Jung entzündete eine Kerze, die am Vorabend in einer Vigilfeier feierlich in die Kathedrale getragen worden war.

Mehrere tausend Gläubige

Kardinal Meisner mit den Konzelebranten
Kardinal Meisner mit den Konzelebranten am Altar. | Foto: Michael Bönte

Viele tausend Gläubige nahmen an dem feierlichen Gottesdienst in der Mutterkirche des Bistums Münster teil; er wurde auch in die benachbarten Überwasser- und Lambertikirche übertragen. Mit Kardinal Meisner konzelebrierten Bischof Genn, Erzbischof Dominik Duka (Prag), der frühere Nuntius und münstersche Bistumspriester Erzbischof em. Erwin Josef Ender (Rom), Bischof Ignac Dec (Schweidnitz), Bischof Joachim Reinelt (Dresden) und Großdechant Jung (Münster). Musikalisch gestalteten Chor und Orchester der Grafschaft Glatz sowie die Schola Ludgeriana am St.-Paulus-Dom die Messfeier.

Besonders gestaltet war die Gabenbereitung. Dabei wurden Erinnerungsstücke an Kaplan Hirschfelder zum Altar gebracht: eine Flöte, die er selbst gespielt hat, die Originalschrift von Kreuzweggebeten, auf die Kardinal Meisner auch mehrmals in seiner Predigt eingegangen war, der Kelch, mit dem der Selige selbst die Messe feierte.

Eine „neue Brücke“ zwischen Tschechen, Polen und Deutschen

Am Ende des mehrstündigen Gottesdienstes schlossen sich Grußworte des Prager Erzbischofs und der Bischofs von Schweidnitz in Polen sowie ein Dankeswort von Großdechant Jung an.

Bischof Dec aus dem polnischen Schweidnitz brachte seine „große Freude“ über die Seligsprechung zum Ausdruck und nannte Hirschfelder unter dem Applaus der Gläubigen im Dom eine „neue Brücke“ zwischen Tschechen, Polen und Deutschen. In seiner Diözese werde Hirschfelder der „deutsche Popieluszko“ genannt. Wie der 1984 vom polnischen Staatssicherheitdienst ermordete Geistliche sei Hirschfelder Opfer des Totalitarismus des 20. Jahrhunderts. Der Bürgermeister von Glatz überreichte am Ende des Grußwortes ein Kästchen mit Erde aus der Grafschaft an Kardinal Meisner.

Dank an das Bistum Münster

Erzbischof Duka erklärte, der neue Selige habe Zeugnis für Gott und für die Menschenrechte sowie für die Unveräußerlichkeit der Menschenwürde und die Kraft des Glaubens abgelegt. Hirschfelder gehöre zu den „Priesteropfern deutscher und tschechischer Nationalität, die ein unbarmherziger Terror gefordert hat“.

Großdechant Jung sagte in seinem Dankeswort, „diese wohl unvergessliche Feier wäre ohne das Bistum Münster nicht möglich gewesen“. Er dankte für die finanzielle und organisatorische Unterstützung. Besonders hob er die Arbeit des Postulators, Domkapitular Martin Hülskamp, hervor.

Apostolische Bulle von Papst Benedikt XVI.
Wir nehmen die Bitte unseres Bruders Felix Genn, des Bischofs von Münster, sowie vieler anderer Brüder im Bischofsamt und einer großen Zahl von Gläubigen entgegen und gewähren nach Anhörung des Urteils der Kongregation für die Heiligsprechungen kraft Unserer Apostolischen Autorität, dass der ehrwürdige Diener Gottes Gerhard Hirschfelder, Priester und Martyrer, von nun an als Seliger angerufen wird. Er war ein Mann des Friedens und der Versöhnung, der Tag für Tag sein Leben zur Vollendung geführt hat, indem er mit Eifer, Tugendhaftigkeit und Großherzigkeit in treuer Erfüllung des priesterlichen Dienstes junge Menschen zu Christus führte und dies mit dem Martyrium besiegelte. Sein Fest kann jedes Jahr an den vorgesehen Orten und gemäß den rechtlichen Bestimmungen jährlich am 2. August gefeiert werden.

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