VATIKAN

Wie sich Messdiener aus dem Bistum Münster am Papst-Sarg verabschieden

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Kurz vor dem Boarding ihres Fluges nach Rom erfährt die Messdienergruppe von Franziskus’ Tod. Wie sie sich persönlich von ihm verabschieden konnten.

 

Es sollte eine spirituelle Reise in der Osterwoche werden – eine Pilgerfahrt nach Rom mit Gebet, Gemeinschaft und Sightseeing. Doch für Justus Frerker (18) und Lena-Marie Finis (19) aus Borken werden die Tage zu einer Begegnung mit der Geschichte: Als sie sich mit einer Gruppe von 32 Messdienerinnen und Messdienern aus der Pfarrei St. Laurentius in Senden am Ostermontag morgens auf den Weg zum Flughafen machten, lebte Papst Franziskus noch. Wenige Stunden später war er tot – und die Jugendlichen mittendrin in einem historischen Moment der katholischen Kirche.

Justus ist seit August als Bundesfreiwilligendienstler in der Pfarrei St. Laurentius in Senden tätig, Lena-Marie rückte spontan nach, als eine Teilnehmerin kurzfristig absagen musste. Beide engagieren sich seit Jahren in ihrer Heimatgemeinde St. Remigius in Borken.

Schockstarre am Flughafen

Die Nachricht vom Tod des Papstes erreichte sie am Frankfurter Flughafen – anderthalb Stunden vor Abflug. „Wir waren wie in Schockstarre“, erinnert sich Justus. „Wir hatten ihn einen Tag vorher doch noch im Fernsehen gesehen, als er den Ostersegen gespendet hat.“ Zwischen Sicherheitskontrollen und Boarding versuchte die Gruppe zu begreifen, was da gerade passiert war. „Wir haben sofort unsere Eltern angerufen, wir konnten es nicht glauben“, sagt Lena-Marie.

 

Die Woche werde nun anders verlaufen, erklärte Pfarrer und Reiseleiter Oliver Rothe. Schon kurz nach der Ankunft in Rom war klar, dass besondere Tage vor den Jugendlichen liegen. „Die Stadt war spürbar in Aufruhr“, berichtet Justus. „Flaggen auf halbmast, Kamerateams überall – und immer mehr Pilger, die nach Rom strömten.“

Persönlicher Abschied im Petersdom

Trotz Hitze und Menschenmassen entschied sich die ganze Gruppe, sich am Mittwoch in die Schlange vor dem Petersdom einzureihen. „Es wurde uns freigestellt“, sagt Lena-Marie. „Aber alle wollten diesen Moment erleben.“ Und sie hatten Glück: Früh am Morgen sicherten sie sich Plätze auf dem Petersplatz, als der Sarg mit dem verstorbenen Papst feierlich überführt wurde. „Ein echter Gänsehautmoment“, beschreibt die 19-Jährige. Weitere dreieinhalb Stunden warteten sie, um sich persönlich von Papst Franziskus zu verabschieden – am offenen Sarg, wenige Sekunden, mit einem Kreuzzeichen. „Es klingt komisch, aber ich war aufgeregt. Man versucht alles aufzusaugen“, sagt Lena-Marie, die zum ersten Mal einen Verstorbenen gesehen hat.

Papst Franziskus war sie bereits vor drei Jahren begegnet – gleicher Ort, gleiche Zeit: „Wir sind damals auch Ostermontag nach Rom geflogen und haben ihn am Mittwoch bei der traditionellen Papstaudienz gesehen. Damals ist er noch im Papamobil durch die Reihen gefahren. Heute bin ich wieder da – und er wird im Sarg über den Platz getragen.“

Sorge vor konservativem Nachfolger

Beide Jugendlichen haben Papst Franziskus außerdem vor zwei Jahren beim Weltjugendtag in Lissabon gesehen. „Ich mochte, dass er sich für den Synodalen Weg eingesetzt hat“, sagt Lena-Marie. „Ich habe jetzt etwas Sorge, dass sein Nachfolger konservativer sein wird.“ Justus ergänzt: „Er war ein Papst der Armen – bis zum Schluss. Kein Prunk, keine große Zeremonie – das zeichnet ihn aus.“

Noch bis Samstag bleibt die Gruppe in Rom – am Tag der Beerdigung fliegt sie zurück. „Vielleicht erleben wir das Chaos am Flughafen“, meint Justus. Bis dahin steht noch viel auf dem Programm: Katakomben, St. Paul vor den Mauern, die Sieben-Kirchen-Wallfahrt. „Aber ganz gleich, was wir noch sehen – dieser Moment wird bleiben“, sagt Lena-Marie. „In ein paar Jahren werden wir zurückblicken und realisieren, wie besonders das alles war.“ 

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