Von der Bühne ins Kloster und zurück

Michael Patrick Kelly singt im Xantener Dom

Michael Patrick Kelly lebte mit der Kelly-Family erst auf dem Hausboot, dann im Schloss. Als der Erfolg zurückging, ging er ins Kloster. Jetzt präsentiert der bekannte Sänger spirituelle Songs und unterstützt Projekte der Caritas und des Bonifatiuswerks.

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Michael Patrick Kelly lebte mit der Kelly-Family erst auf dem Hausboot, dann im Schloss. Als der Erfolg zurückging, ging er ins Kloster. Jetzt präsentiert der bekannte Sänger spirituelle Songs und unterstützt Projekte der Caritas und des Bonifatiuswerks. Am Sonntag (02.09.2016) tritt er im Xantener Dom auf. Im Interview mit Kirche+Leben erzählt Kelly von seinen Erfahrungen, die er im Kloster gemacht hat, und er verrät, was die Besucher seiner Konzerte erwartet.

Kirche+Leben: Waren Sie schon einmal in Xanten?

Michael Patrick Kelly: Vor vielen Jahren habe ich mit meinen Geschwistern im Xantener Amphitheater ein Konzert gegeben. Den Dom habe ich damals leider nicht besuchen können. Jetzt hat mich Kaplan Oliver Rothe aus Xanten eingeladen, im Dom zu singen. Ich freue mich sehr und fühle mich geehrt, an diesen berühmten Ort zu singen.

Kirche+Leben: Was erwartet die Xantener?

Kelly: Ich singe mit meiner Band viele spirituelle Lieder, die auf meiner neuen CD „RUAH“ zu hören sind. Wir führen natürlich auch ein paar alte Kelly-Klassiker auf. Im zweiten Teil des Abends gibt es eine Friedensandacht mit freiem Eintritt. In einer Zeit großen Unfriedens möchte ich mit dieser Andacht eine Kultur des Friedens stiften. Ich glaube an die Wirkung des Gebets. Wenn Menschen zusammenkommen, um für ein Anliegen zu beten, hat das Auswirkungen gerade für jene, die von Angst bedrängt sind.

Kirche+Leben: Warum singen Sie in den Konzerten und auf dem Album religiöse Lieder?

Kelly: Mein neues Album „Ruah“ ist durch spirituelle Songs geprägt. Sie sind in den sechs Jahren meines Lebens entstanden, während ich als Mönch in französischen und belgischen Klöstern lebte. Die meisten Lieder stammen jedenfalls aus dieser Zeit. Deshalb sind die Lieder und die entsprechende Tournee eine Art „Flashback“. Es ist ein Tag der offenen Tür in eine Zeit, in der ich mich komplett aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und ein völlig anderes Leben geführt habe. Weil die Lieder in dieser Zeit entstanden sind, wollte ich nicht in typischen Konzertsälen auftreten, sondern in Kirchen.

Kirche+Leben: Warum haben Sie sich damals in Klöster zurückgezogen?

Kelly: Ich hatte es satt, ein Leben zu führen, das mit einem Hamsterrad zu vergleichen ist. Um es mit einem heutigen Beispiel zu vergleichen – ich musste einen „Reset“ durchführen. Wenn ein Computer zu viele Viren in sich hat, muss man ihn neu starten. Ich wollte zu mir finden und meine Sehnsucht nach „Mehr“ nachgehen, mich intensiver mit Gott beschäftigen.

Kirche+Leben: Wie kam es dazu?

Kelly: Ich hatte alles erreicht, was man als Künstler erreichen kann. Ich habe mit der Familie 20 Millionen Platten verkauft, viele Fußballstadien gefüllt und in einem wahnsinnig tollen Schloss gelebt. Aber dieser materielle Erfolg und Wohlstand konnte eine innere Leere in mir nicht füllen. Deshalb habe ich mich aufgemacht, nach spirituellen Quellen zu suchen. Nach einer Phase des Überlegens bin ich in ein Kloster eingetreten und habe wie ein Mönch gelebt.

Kirche+Leben: Wie haben Sie im Kloster gegen die innere Leere gekämpft?

Kelly: Ich habe Philosophie & Theologie studiert, täglich vier bis fünf Stunden meditiert und gebetet. In diesen Jahren habe ich die Bibel mehrmals von A bis Z gelesen. Immer wenn mich bestimmte Passagen besonders berührten, entstanden Songs, die ich im Klosterkeller während meiner Freizeit komponiert habe. Diese Songs sind auf dem neuen Album zu hören.

Kirche+Leben: Im Kloster zu leben, ist schwere Kost. Warum haben Sie sich dazu entschlossen?

Kelly: Ich habe einen wirklichen Cut, einen radikalen Schnitt gesucht. Ein wenig Wellness in Asien oder Golfspielen hätten mir nicht gereicht. Ich bin ein extremer Mensch. Wenn ich etwas vorhabe, beiße ich mit all meinen Zähnen in den Apfel. Diese Entscheidung ist ja über mehrere Jahre gereift. Diese Stille hat mich angezogen. Nach und nach wurde die innere Leere immer voller – voller Frieden und voller Glück.

Kirche+Leben: Wie haben Sie den Weg in Ihr Leben als Künstler zurückgefunden?

Kelly: In den letzten beiden Jahren wurde ich öfters krank, so dass die Ordensoberen meinten, ich solle wieder ins weltliche Leben zurückkehren und Musik machen. Sie hatten wohl erkannt, dass das Leben im Kloster nicht meiner Berufung entsprach. Dennoch bleibt es ein wichtiges Kapitel in meinem Leben, für das ich sehr dankbar bin.

Kirche+Leben: Was bedeutet Ihnen der Glaube?

Kelly: Ich bin in einer irisch-katholischen Familie groß und religiös sozialisiert worden. Doch der Glaube muss im Laufe des Älterwerdens reifen. Als Erwachsener wird man eine persönliche Entscheidung treffen. Andernfalls bleibt man in einem Kinderglauben verhaftet. Sicher lernt man durch die Familie eine bestimmte Richtung einzuschlagen. Noch einmal: Wirklich zu glauben ist eine Entscheidung und keine Tradition. Ich habe erfahren, dass die erstrebten Symbole wie Geld, Macht und Reichtum einen nicht wirklich glücklich machen. Jemand, der im Doppeldeckerbus lebt und auf der Straße Musik macht, kann genauso glücklich sein. Das habe ich persönlich gespürt und mich gefragt: Wenn Geld und Vergnügen nicht die Ursachen des Glücks sind, was ist dann der Sinn des Lebens?

Kirche+Leben: Wie ist denn der Reichtum mit dieser Erkenntnis zu vereinbaren?

Kelly: Verstehen Sie mich nicht falsch. Natürlich ist es toll, wenn man keine Schulden hat und nicht bei jeder Ausgabe aufs Konto schauen muss. Entscheidend ist jedoch, ob materielle oder spirituelle Werte das eigene Leben bestimmen.

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