Die Ritter vom Heiligen Grab und ihr Einsatz für Christen im Heiligen Land

Michael Schnieders ist Deutscher Statthalter der Grabesritter

Seit gut einem Jahr ist Michael Schnieders aus Münster Deutscher Statthalter der Ritter vom Heiligen Grab. Dieser päpstliche Orden fördert mit Gebet, Geld und Pilgern die christliche Minderheit im Heiligen Land.

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Die Männer tragen elfenbeinweiße, wallende Mäntel mit roten Kreuzen und ein Barett aus schwarzem Samt auf dem Kopf – die Frauen schwarze Mäntel. Feierlich wirkt es, wenn die Grabesritter mit diesen liturgischen Gewändern bei Gottesdiensten in die Kirche einziehen oder bei Prozessionen durch die Straßen schreiten. Und mancher Beobachter rätselt, ob die Grabesritter denn nun einen Geheimbund bilden oder die Kämpfe der Ritter während der mittelalterlichen Kreuzzüge verherrlichen. Beides kann Michael Schnieders klar mit einem „Nein“ beantworten.

Und wenn einer weiß, wie es bei den Grabesrittern so zugeht, dann ist es der promovierte Jurist, der als Richter am Oberverwaltungsgericht Münster Urteile fällt. Denn Schnieders bekleidet seit gut einem Jahr das Amt des Deutschen Statthalters des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem.

 

Weltweites Netzwerk

 

Damit steht er an der Spitze von rund 1500 Grabesrittern hierzulande. Etwa 200 davon sind Priester, darunter Kardinal Reinhard Marx aus München und Domkapitular Antonius Hamers aus Münster. Dazu gehören etwa 1000 weitere Herren und rund 300 Damen. Weltweit bilden gut 30 000 Grabesritter ein großes Netzwerk.

Die Deutsche Statthalterei organisiert sich in sechs Ordensprovinzen, darunter die rheinisch-westfälische und die norddeutsche Ordensprovinz, und jede Ordensprovinz ist wiederum untergliedert in Komtureien, wie zum Beispiel Münster, Duisburg oder Osnabrück-Vechta. „Das sind die Keimzellen, hier findet das Leben statt“, sagt der Deutsche Statthalter über die 38 Komtureien hierzulande.

 

Bewerbungen sind nicht möglich

 

Aufgenommen in den päpstlichen Orden wird ein Ritter ausschließlich auf Vorschlag eines anderen Mitglieds, bewerben kann man sich nicht. So war es auch bei Michael Schnieders. Der Jurist, der sich auch als Orgelspieler kirchlich engagiert, war einem Grabesritter der örtlichen Gemeinschaft aufgefallen. Zunächst war Schnieders dann Gast in der Komturei, später folgte eine Anhörung, und schließlich entschied in Rom der Kardinal-Großmeister über seine Aufnahme. Bei einer Aufnahmefeier, Investitur genannt, wurde ein Dekret in lateinischer Sprache verlesen und Schnieders „zum Ritter geschlagen“. Das war 2008. Drei Jahre später kam auch seine Frau Sigrun als Ordensdame zu den Grabesrittern, beide gehören der rund 50 Frauen und Männer zählenden Komturei in Münster an.

Wer Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem wird, der verpflichtet sich, den eigenen Glauben zu vertiefen und zu vermehren. Erwartet wird neben Gebet und Mitgliedsbeitrag ein spürbarer finanzieller Obulus – als Karfreitags-Opfer, Adventsspende oder Inves­titurspende. Denn die Grabesritter haben sich die Unterstützung des Heiligen Landes auf ihre Fahnen geschrieben. 1,6 Millionen Euro kamen dafür im vergangenen Jahr in Deutschland zusammen. Bei der Förderung geht es zum einen um die Minderheit der dort lebenden Christen, zum anderen darum, „auch die christlichen Stätten zu bewahren“, wie Statthalter Schnieders es ausdrückt.

 

Information aus erster Hand im Heiligen Land

 

In wenigen Wochen wird er ins Heilige Land reisen und sich vor Ort ein Bild verschaffen, welche Projekte förderungsbedürftig und -würdig sind. Medikamentenfonds, Sommerlager, Fortbildung im Glauben oder die Unterstützung arabischer Christen, die aus Syrien oder dem Irak geflohen sind: Das gehört unter anderem dazu. Ebenso Hilfe für ältere Christen, die in Taybeh in einem Altenheim leben oder im französischen Hospiz St. Louis zwischen West- und Ost-Jerusalem.

„Das christliche Leben soll bestehen bleiben und intensiviert werden“, unterstreicht Schnieders. Zentraler Ansprechpartner ist für ihn das Lateinische Patriarchat in Jerusalem. An diese Stadt erinnert übrigens auch das rote, fünffache Jerusalemkreuz auf den Gewändern. Gottfried von Bouillon, Heerführer des ersten Kreuzzuges, der 1096 begann, führte es als Wappen.

 

„Daran hängt mein Herz“

 

Doch das ist Geschichte. Zu den heutigen Aufgaben des Deutschen Statthalters zählt auch die Vorbereitung und Begleitung von Investiturfeiern zur Aufnahme neuer Mitglieder: im Mai in Regensburg, im Oktober in Fulda. Auch in den Aachener Dom ist Michael Schnieders in diesem Jahr schon eingezogen – sein Amt des Deutschen Statthalters ist mit einer regen Reisetätigkeit verbunden.

„Ich habe Freude daran, mit Menschen für eine Sache zu arbeiten, an der mein Herz hängt“, sagt der Deutsche Statthalter zur Begründung, warum er diese Verantwortung übernommen hat. Und: „Wer die Perspektive der Grabeskirche vor Augen hat, der geht viel befreiter durchs Leben“, sagt Schnieders.