Anzeige
„Auftrag erfüllt“, so lässt sich die Arbeit der Flüchtlingshilfe im oldenburgischen Visbek im Kreis Vechta nach zehn Jahren beschreiben. Was dort gelungen ist – und wie die Helfenden die allgemeine Stimmung wahrnehmen.
Franz-Josef Lampings Anhänger ist beliebt bei den Flüchtlingen, vor allem wegen seiner Größe. „Da passt eine komplette Couchgarnitur drauf“, sagt der 71-Jährige. Er erzählt von Anrufen, die er immer mal wieder bekommt. Von Familien, die er aus seiner Arbeit für die Flüchtlingshilfe Visbek kennt. „Hallo Franz-Josef, wir wollen neue Möbel kaufen. Können wir uns deinen Hänger ausleihen?“
Der pensionierte Postbeamte lächelt. Auch an solchen Anrufen macht er fest, dass sie sich heimisch fühlen in der 10.000-Seelen-Gemeinde Visbek im Kreis Vechta: die Geflüchteten, die insbesondere seit 2014 angekommen sind. Das ist auch ein Erfolg der „Flüchtlingshilfe Visbek“, für die Lamping als Ansprechpartner fungiert.
Ehrenamtliche in Visbek zu finden war kein Problem
Karl-Heinz Knake hatte die Gründung vor zehn Jahren angestoßen. Der Diakon mit Zivilberuf war früher Gymnasiallehrer. Er erinnert sich an die Hilfsbereitschaft im Ort. „Helferinnen und Helfer zu finden, war überhaupt kein Problem.“
Am Anfang nicht, als zuerst eine kleine Gruppe Marokkaner kam. Auch später nicht, als 2015/16 die Zahlen deutlich stiegen. In dieser Zeit seien 120 Menschen angekommen und stellten Bürgermeister und Gemeinderat erst einmal vor die Aufgabe, sie unterzubringen.
Geflüchtete dezentral untergebracht
Themenwoche: Wie klappt es mit der kirchlichen Flüchtlingsarbeit?
„Wir schaffen das!“ Dieser Satz von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) angesichts vieler Geflüchteter sorgte vor neun Jahren für Aufsehen. Die Herausforderungen waren enorm, inzwischen haben sich jedoch viele Prozesse eingespielt. Das freiwillige Engagement ist an vielen Orten weiterhin hoch. Dennoch wird im Moment eine hitzige, in großen Teilen unsachliche politische Debatte geführt. Kirche+Leben hat in Pfarreien gefragt, wie es mit der Flüchtlingsarbeit klappt. Außerdem kommt der ehemalige CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz zu Wort, der die politische Debatte und die Rolle der Kirchen einordnet.
„Gut war, dass man sich damals für dezentrale Unterkünfte entschieden hat“, lobt Franz-Josef Lamping die Kommunalpolitik. „Unsere Helferinnen und Helfer haben sich als sogenannte Hauspaten um sie gekümmert“, ergänzt Karl-Heinz Knake. Sie haben zum Beispiel warme Kleidung und Decken besorgt gegen die ungewohnte Kälte in Deutschland. Oder sie waren bei Behördengängen dabei.
Anfangs reichten zehn Helferinnen und Helfer aus. Als die Flüchtlingszahlen stiegen, wurden mehr Hände gebraucht. Aber auch das sei kein Problem gewesen. Karl-Heinz Knake erinnert sich: „Ein Aufruf genügte, und schnell hatten wir weitere Helferinnen und Helfer zusammen. Zeitweise bis zu 30 Leute.“
Ehrenamtliche erteilten Deutschunterricht
Das Team organisierte zum Beispiel ehrenamtlich geleiteten Deutschunterricht im Pfarrheim der St.-Vitus-Pfarrei, an vier Tagen in der Woche für je zwei Stunden „Weil Sprache der Schlüssel ist“, sagt Franz-Josef Lamping.
Dieser Schlüssel öffnete den Zugewanderten manche Tür. Viele haben mittlerweile Frau und Kinder nachgeholt. An acht Familien hat Lamping eine eigene Wohnung vermitteln können, durch private Kontakte. „Ich habe nirgendwo erlebt, dass sich eine Nachbarschaft dagegen gewehrt hätte.“
Die meisten Familien wollen dauerhaft in Visbek bleiben