"Suche nach gesichtswahrenden Kompromissen notwendig"

Militärbischof Overbeck: Exit-Strategie für den Ukraine-Krieg suchen

  • Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck fordert, Wege aus dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine zu suchen.
  • In der "Herder-Korrespondenz" verweist er auf die Bedeutung der Diplomatie und das Nachdenken über Exit-Strategien.
  • Initiativen anderer Staaten für Verhandlungen und die Suche nach gesichtswahrenden Kompromissen seien notwendig.

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Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck fordert, Wege aus dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine zu suchen. In der "Herder-Korrespondenz" verweist er auf die Bedeutung der Diplomatie und das Nachdenken über Exit-Strategien - "getragen von der Überzeugung, dass schon im Krieg der künftige Friede vorbereitet werden muss".

Zwar seien die Interessen Russlands und der Ukraine völlig entgegengesetzt, ein Ende der Kampfhandlungen scheine illusorisch, so Overbeck. Doch um Tod und Zerstörungen Einhalt zu gebieten, seien Initiativen anderer Staaten für Verhandlungen und die Suche nach gesichtswahrenden Kompromissen notwendig, schloss sich der Bischof einem Plädoyer des Philosophen Jürgen Habermas an.

"Pazifismus nicht nur radikal zu vertreten"

Der Krieg in der Ukraine führt Overbeck zufolge neuerlich die Spannung zwischen gewaltfreiem Handeln und der Möglichkeit legitimer Gewaltanwendung vor Augen. Diese Spannung bleibe charakteristisch für die katholische Friedensethik und könne nicht einseitig aufgelöst werden. "Der 'gerechte Friede' lässt sich weder als unbedingter Pazifismus noch als kriegsbegeisterter Militarismus angemessen beschreiben."

Pazifistische Positionen könnten nicht nur in radikaler Form vertreten werden, führt Overbeck aus. "Das Prinzip der Gewaltfreiheit kann mit der Pflicht konkurrieren, Menschen davor zu schützen, massivem Unrecht und brutaler Gewalt ausgeliefert zu sein", zitiert er aus dem 2000 veröffentlichten Hirtenwort "Gerechter Frieden" der deutschen Bischöfe.

"Waffenlieferungen regelmäßig überprüfen"

Waffenlieferungen blieben ein Übel, seien aber zur Notwehr in einer extremen Gefahrenlage moralisch vertretbar, schreibt Overbeck. Eine Friedensethik fordere jedoch, die Folgen von Waffenlieferungen abzuwägen, sie regelmäßig zu überprüfen und Alternativen zu suchen.

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