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Die internationale Armutsgrenze sei falsch angesetzt, kritisiert das Hilfswerk. Sie erfasse demnach nicht einmal ein Drittel der Betroffenen.
Immer mehr Menschen können es sich laut Studie nicht leisten, sich ausreichend und gesund zu ernähren. 2024 seien es fast drei Milliarden Frauen, Männer und Kinder gewesen, teilt das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor mit. Zwei Jahre zuvor seien es rund 2,5 Milliarden gewesen. Dabei sei nur 1,6 Prozent der Weltwirtschaftsleistung notwendig, um diese Armutslücke zu schließen - das seien etwa 3,2 Billionen US-Dollar.
Die Armutslücke ist die Differenz zwischen der Armutsgrenze und dem Geld, das ein Mensch zur Verfügung hat, so Misereor. Bei einer festgelegten Armutsgrenze von drei US-Dollar pro Tag und einem Verdienst von zwei Dollar, läge diese beispielsweise bei einem Dollar.
Kritik an Armutsgrenze
Die Berechnungen der Studie zeigten, dass die internationale Armutsgrenze von drei US-Dollar falsch angesetzt sei "und deshalb nicht einmal ein Drittel der Menschen erfasst, die tatsächlich von Ernährungsarmut betroffen sind", sagt der Misereor-Geschäftsführer für internationale Zusammenarbeit, Bernd Bornhorst. Ernährungsarmut zu beenden sei wirtschaftlich und in gemeinsamer globaler Anstrengung machbar.
"Die Weltwirtschaft wächst, aber gleichzeitig steigt die Ernährungsarmut", sagt Sebastian Vollmer von der Universität Göttingen, der an der Studie mitwirkte. "Das Wachstum kommt nicht bei denen an, die es am dringendsten brauchen." Das Hilfswerk fordert deshalb mehr Anstrengungen der reicheren Länder zur Überwindung der Armutslücke.
Wo es am schlimmsten ist
Die Zeichen aber gingen in eine andere Richtung, trotz hoher Folgekosten, klagt Bornhorst. "Hunger und Mangelernährung führen zu Krankheiten, Wachstumsstörungen und schlechteren Bildungschancen. Das belastet die betroffenen Menschen und hemmt die Entwicklung ganzer Gesellschaften über Jahrzehnte."
Pro Person ist die Ernährungsarmut der Studie zufolge im afrikanischen Südsudan am größten. "Fast die gesamte Bevölkerung ist davon betroffen", so der Misereor-Experte für Landwirtschaft und Ernährung, Lutz Depenbusch.