Pfarrei St. Maria Magdalena ermutigt zu weiteren Meldungen

Missbrauch bei Hausbesuchen - Betroffene melden sich in Geldern

  • Mindestens vier Frauen haben sich als Betroffene sexuellen Missbrauchs bei der Pfarrei St. Maria Magdalena in Geldern gemeldet.
  • Sie seien als Mädchen beziehungsweise junge Frauen vom ehemaligen Pfarrer Josef Goris missbraucht worden.
  • Der jetzige Pfarrer Arndt Thielen begrüßt die Meldungen der Missbrauchstaten.

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Mehrere Jahrzehnte nach den mutmaßlichen Taten haben sich mindestens vier Frauen in Geldern bei der Pfarrgemeinde St. Maria Magdalena gemeldet und über Erfahrungen des sexuellen Missbrauchs durch den langjährigen Pfarrer Josef Goris berichtet. „Sie wollten erzählen, was passiert war, was sie zum Teil über viele Jahre erlebt haben“, sagt Pastoralreferentin Monika Eyll-Naton über die Betroffenen, bei denen es sich damals um Mädchen beziehungsweise junge Frauen gehandelt habe.

„Sie wollten ihre Geschichte endlich loswerden und nicht länger mit dem Vorwurf leben, das Ansehen eines Priesters beschmutzt zu haben.“ Ihnen ging es ausdrücklich nicht um Wiedergutmachung, um finanzielle Entschädigung, sagt Eyll-Naton. „Vielmehr suchten sie Ansprechpartner, die ihnen zuhörten und ihnen bei diesem heiklen Thema auch Glauben schenkten.“

Pfarrer Thielen begrüßt Missbrauchs-Meldungen

Ausdrücklich begrüßt Pfarrer Arndt Thielen die Meldungen der Frauen. Es sei gut, dass Betroffene sich immer mehr zu Wort meldeten, meint Thielen, Leitender Pfarrer von St. Maria Magdalena, so bestürzend die einzelnen Leidensgeschichten auch seien. Dem Seelsorgeteam und den Gremienvertretern sei es sehr wichtig, betonte der Pfarrer, endlich Licht ins Dunkel zu bringen.

Es dürfe nichts im Verborgenen bleiben und nichts weggeschoben werden. Ross und Reiter müssten klar benannt und die Verantwortung, wenn möglich, beschrieben werden, sagt der Pfarrer. Um eine niedrige Schwelle für Gespräche zu ermöglichen, seien in der Gemeinde nicht Priester, sondern die drei Pastoralreferenten Ansprechpartner für Betroffene. Natürlich könne sich auch jeder an ihn persönlich wenden, so Thielen.

Wut und Resignation in Geldern

Der sexuelle Missbrauch habe auch in seiner Gemeinde Wut und Bestürzung hervorgerufen. Das Vertrauen in die Kirche sei tief erschüttert. „Wir erleben auch hier vor Ort Wut und Resignation“, schreibt Thielen in einer Stellungnahme.

Das Mitte Juni veröffentlichte Missbrauchsgutachten für das Bistum Münster dokumentiere Verbrechen an Kindern und Schutzbefohlenen, begleitet von einem Milieu des Gehorsams und kollektiven Schweigens und dem alles überragenden Interesse, das Ansehen der Institution Kirche möglichst nicht zu schaden. Um so mehr begrüßt der Pfarrer jetzt das Vorgehen des Bistums und des Bischofs, die Verbrechen aufzuklären, zu benennen, und Verantwortung zu ermöglichen.

Übergriffe bei Hausbesuchen des Pfarrers

Pastor Josef Goris war als Seelsorger von 1961 bis 1980 in St. Georg Kapellen (Geldern) tätig. Ab 1959 war er in Nieukerk Kaplan und wechselte 1980 nach St. Georg, Straelen-Holt. Wie der Interventionsbeauftragte des Bistums Peter Frings berichtete, hat Goris von 1963 bis 1966 eine Frau sexuell bedrängt. Frings spricht von „grenzverletzendem und distanzverletzenden“ Verhalten.

Im Laufe der 1960er und Anfang der 1970er Jahre sei es zu Fällen von Missbrauch gekommen. Alle Frauen seien zu diesem Zeitpunkt jugendlich gewesen, so Frings. Im Laufe der Jahre seien weitere Opfer hinzugekommen, die sich zum Teil anonym gemeldet haben und über den sexuellen Missbrauch berichtet haben. Diese Übergriffe hätten sich, wie Pastoralreferent Friedhelm Appel der „Rheinischen Post“ berichtete, nicht im kirchlichen Umfeld, sondern im privaten Raum abgespielt. Nach Angaben von Appel war es üblich, dass der Geistliche Hausbesuche machte.

Missbrauch nach den Gottesdiensten

Wie die „Rheinische Post“ berichtet, hatte ein männliches Opfer ausgesagt, dass sich die Missbrauchstaten in den späten 1970er Jahren zwischen 1978 und 1980 ereignet hätten. Zu dem sexuellen Missbrauch sei es bei ihm im Anschluss an die Gottesdienste in der Sakristei gekommen. In der Zeit sei oft nur ein Messdiener eingeteilt gewesen, habe das Opfer berichtet.

Auch Pastoralreferent Friedhelm Appel ist froh, wie er der Tageszeitung berichtete, dass sich weitere Opfer meldeten. Alle würden ermutigt, ihr Leid zu schildern und zu offenbaren. Nur so komme das Licht ins Dunkel und würden die Täter benannt, ergänzt Pfarrer Thielen.

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