Nach Veröffentlichung der Studie für das Erzbistum Freiburg

Missbrauch: Betroffene und Kirchenrechtler kritisieren Zollitsch

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Nach Veröffentlichung der Studie zu sexualisierter Gewalt im Erzbistum Freiburg kritisieren Betroffene und ein Kirchenrechtler den früheren Erzbischof Robert Zollitsch. Der Sprecher der Betroffenen-Initiative „Eckiger Tisch“, Matthias Katsch, wirft ihm Rechtsbeugung und Lüge vor. Der Kirchenrechtler Thomas Schüller beklagt „völlige Ignoranz“.

Nach Veröffentlichung der Studie zu sexualisierter Gewalt im Erzbistum Freiburg kritisieren Betroffene und ein Kirchenrechtler den früheren Erzbischof Robert Zollitsch. Der Sprecher der Betroffenen-Initiative „Eckiger Tisch“, Matthias Katsch, wirft Zollitsch vor, mit „hoher krimineller Energie“ über Jahrzehnte Verbrechen von Priestern vertuscht und vor der Justiz verborgen zu haben.

„Er hat das Recht gebeugt, das weltliche und das kirchliche. Er hat gelogen. Aber er wird dafür nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden können. Ein schwarzer Tag für den Rechtsstaat“, sagte Katsch der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA).

„Konkrete Aufklärung kommt zu kurz“

Zollitsch war seit 1983 Personalreferent im Erzbistum, von 2003 bis 2014 Erzbischof von Freiburg, von 2008 bis 2014 zudem Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Er habe sich in dieser Funktion im Februar 2010 bei Missbrauchs-Betroffenen entschuldigt, so Katsch: „Heute wissen wir: Er tat dies nicht stellvertretend, er war selbst schuldig.“

Katsch betonte, aus Sicht von Betroffenen komme die konkrete Aufklärung von Verbrechen zu kurz. Die Freiburger Kommission habe keine Befugnisse gehabt, einzelne Fälle aufzuklären und öffentlich zu machen. Man habe sich auch nicht getraut, sich mit einer Veröffentlichung der Namen von Tätern und Beschuldigten über äußerungsrechtliche Bedenken hinwegzusetzen.

Schüller lobt Zollitsch-Anzeige von Burger

Thomas Schüller, Kirchenrechts-Professor an der Universität Münster, beklagte die „völlige Ignoranz“ von Robert Zollitsch, der „als einer der dienstältesten Personalchefs schlimmste Missbrauchsfälle gedeckt und Täter geschützt hat“. Gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ sprach Schüller von „Herzenskälte“.

Zollitschs Nachfolger, Erzbischof Stephan Burger, lobte Schüller dagegen: „Dass Burger seinen Vorgänger konsequent in Rom anzeigt, hat eine neue Qualität.“ Der Vatikan könne Zollitsch bischöfliche Rechte entziehen – unklar sei aber, ob Rom das Kirchenrecht auch anwende.

Der Kirchenrechtler kann sich vorstellen, dass Rom Zollitsch angesichts langer und schwerwiegender Missachtung des Kirchenrechts die öffentliche Ausübung seiner Rechte aus der Bischofsweihe untersagt. Das habe aber eher symbolische Wirkung. Auch könne der Vatikan öffentliche Auftritte verbieten. Eine Entlassung aus dem Klerikerstand hält Schüller für nicht wahrscheinlich.

Burger: „Es geht um Machtkontrolle“

Burger kündigte an, Verbesserungsvorschläge aus dem Missbrauchsgutachten „gewissenhaft prüfen“ zu wollen. Macht und Entscheidungsgewalt dürften niemals mehr in den Händen einer „kleinen, verschworenen Gruppe“ liegen, sagte Burger der KNA.

„Im Grunde geht es immer um die Frage von Machtkontrolle: Wie gelingt es, dass wir uns als Kirche wirklich kontrollieren lassen? Wie geschieht transparente Aufarbeitung?“ Auch dürfe es nicht sein, dass „Täter unter dem Radar abtauchen und verhängte Auflagen nicht mehr erfüllen“.

Zugleich müsse eine Gesellschaft „allen Betroffenen gleichermaßen gerecht werden, egal wo sie sexualisierte Gewalt erfahren haben: in Vereinen, im Kulturbereich, im Bildungswesen, in Schulen, im Sport oder in Familien.“ Falls das gewünscht sei, könne die katholische Kirche ihr in den vergangenen Jahren erworbenes Fachwissen einbringen.

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