Früherer Limburger Bischof räumt Fehlenentscheidungen ein

Missbrauch: Bischof Franz Kamphaus bekennt „schwere Schuld“

Der Limburger Altbischof Franz Kamphaus hat in einem Missbrauchsfall um einen ehemaligen Priester eigene „schwere Schuld“ eingeräumt. Dabei geht es um den mittlerweile aus dem Klerikerstand entlassenen Wolfdieter W.

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Der Limburger Altbischof Franz Kamphaus hat in einem Missbrauchsfall um einen ehemaligen Priester eigene „schwere Schuld“ eingeräumt. In einer am Mittwoch vom Bistum Limburg veröffentlichten persönlichen Erklärung betonte Kamphaus, ihn belaste seit langem der Fall des mittlerweile aus dem Klerikerstand entlassenen Wolfdieter W.

Dieser war Mitte der 1980er Jahre aus dem Bistum Würzburg ins Bistum Limburg gekommen und übergriffig geworden. In diesem Fall hätte er selbst entschiedener „durchgreifen müssen“, erklärte der 87-jährige Kamphaus, der von 1982 bis 2007 Bischof von Limburg war. Er sprach von „schweren Fehlern“.

Neue Pfarrei trotz Missbrauchs-Vorwüfen

Obwohl es gegen W. Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs aus der Vergangenheit gegeben habe, habe er ihm eine Pfarrei im Westerwald übertragen, so Kamphaus. Nach einiger Zeit habe es Gerüchte in der Bevölkerung gegeben, dass es wohl erneut zu sexuellem Missbrauch gekommen sei. „Diese Gerüchte konnten wir damals nicht verifizieren“, so der Altbischof.

Er drängte W. nach eigenen Worten zum Verzicht auf die Pfarrei und versetzte ihn in die Klinikseelsorge nach Frankfurt: „Kurze Zeit später bat ich den Generalvikar, Gespräche mit dem Bistum Würzburg zu führen, um ihn in seine Heimatdiözese zurückzuschicken. Wie er dann ins Erzbistum Bamberg kam, entzieht sich meiner Kenntnis“, so Kamphaus weiter: „Ich hörte später, dass es dort erneut zu sexuellem Missbrauch kam, der auch zu einer staatlichen Verurteilung führte.“

 

„Ich bitte in aller Form um Verzeihung“

 

Der Einsatz dieses Priesters in der Seelsorge des Bistums Limburg und seine spätere Versetzung in ein anderes Bistum seien „schwere Fehler“ gewesen, ergänzte der Altbischof: „Opfern wäre Missbrauch erspart geblieben. Hier habe ich schwere Schuld auf mich geladen. Dafür bitte ich in aller Form um Verzeihung.“ Er stehe den Opfern für Gespräche zur Verfügung.
Vor einigen Jahren hatte sich eine junge Frau aus dem Westerwald beim Bistum gemeldet. „Sie machte die Verbrechen, die Wolfdieter W. als Pfarrer an ihr als Kind verübt hatte, bekannt“, so Kamphaus. Anfang 2015 erstattete das Bistum Limburg beim Vatikan Anzeige gegen den Priester. Papst Franziskus entließ W. im Juli 2015 aus dem Klerikerstand.

Kamphaus äußerte sich nicht zum Fall des Missbrauchsopfers Kai Moritz, zu dem das Bistum am Mittwoch den Abschlussbericht des Juristen Ralph Gatzka veröffentlicht hatte. Zu diesem Fall habe er „keine Kenntnis gehabt“.

Wer ist Franz Kamphaus?
Franz Kamphaus stammt aus Lüdinghausen im Kreis Coesfeld. Vor seiner Ernennung zum Bischof von Limburg 1982 war er ab 1973 Regens des Priesterseminars des Bistums Münster. 2007 nahm Papst Benedikt XVI. sein Rücktrittsgesuch als Limburger Bischof an. Kamphaus‘ Nachfolger wurde 2008 Franz-Peter Tebartz-van Elst, der 2014 von seinem Amt zurücktrat. Seit 2016 ist Georg Bätzing Bischof von Limburg. | mn

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