Früherer Hildesheimer Bischof stammt aus dem Bistum Münster

Missbrauch: Neue Tatvorwürfe gegen verstorbenen Bischof Janssen

Anzeige

Zum dritten Mal gibt es Vorwürfe sexuellen Missbrauchs gegen den verstorbenen Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen. Die Bischofsgruft im Hildesheimer Dom wurde geschlossen, das Domkapitel prüft weitere Konsequenzen.

Neue Missbrauchs-Anschuldigungen gegen den 1988 verstorbenen Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen: Drei weitere Betroffene werfen ihm schweren sexuellen Missbrauch über einen Zeitraum von mehreren Jahren vor, teilt das Bistum Hildesheim mit. Sie waren demnach zu den jeweiligen Tatzeitpunkten zwischen acht und zwölf Jahre alt.

Die Taten hätten sich laut den Betroffenen im Bistum Hildesheim und außerhalb des Bistums ereignet. Genauere Angaben könne die Diözese aus Gründen des Betroffenenschutzes derzeit nicht machen.

Bischof Wilmer "schockiert"

Janssen, der aus dem Bistum Münster stammt und vor seiner Berufung als Bischof nach Hildesheim auch am Niederrhein als Seelsorger tätig war, war von 1957 bis 1982 Bischof von Hildesheim. Bereits 2015 und 2018 hatten zwei Betroffene Missbrauchsvorwürfe gegen ihn erhoben und damit erstmals einen deutschen Bischof des Missbrauchs bezichtigt. Eine 2021 veröffentlichte Studie konnte die Vorwürfe weder belegen noch entkräften. Allerdings wirft sie Janssen vor, während seiner Amtszeit sexuellen Missbrauch in der Kirche wissentlich geduldet zu haben.

"Ich bin schockiert und fassungslos angesichts der neuen Vorwürfe gegen Bischof Janssen sowie der Schwere der geschilderten Taten", erklärt der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer. "Meine Gedanken sind bei den Menschen, die von diesen Verbrechen betroffen sind." Die neuen Vorwürfe sollen laut Bistum in eine geplante weitere Aufarbeitungsstudie einfließen - vorausgesetzt die Betroffenen sind einverstanden.

Kommission: Missbrauchs-Vorwürfe gegen Janssen plausibel

Die Betroffenen hatten sich mit ihren Schilderungen an unabhängige Experten für Verdachtsfälle von sexualisierter Gewalt in ihrem Bistum gewandt, heißt es. Der Bischöfliche Beraterstab zu Fragen sexualisierter Gewalt des Bistums Hildesheim, ein mehrheitlich aus unabhängigen Mitgliedern bestehendes Gremium, habe am 6. Juni die Plausibilität der Vorwürfe festgestellt.

An der Sitzung habe auch Bischof Wilmer teilgenommen. Der habe inzwischen weitere Gremien, das Domkapitel und den Diözesanpastoralrat informiert.

Missbrauch: Umbettung von Janssen wird geprüft

Als erste Reaktion auf die Vorwürfe wurde die Bischofsgruft im Hildesheimer Dom, in der Janssen beigesetzt ist, verschlossen. Eine kürzlich aufgestellte Hinweistafel, die über die Vorwürfe informiert, wurde nun vor der Gruft platziert.

"Wir werden seitens des Domkapitels unverzüglich prüfen, inwieweit eine Umbettung von Heinrich Maria Janssen aus der Bischofsgruft im Dom möglich ist", erklärt Weihbischof und Domdechant Heinz-Günter Bongartz. Betroffenenvertreter fordern dies seit längerem.

Das Bistum hatte im Frühjahr eine weitere Aufarbeitungsstudie ausgeschrieben. Sie soll sexualisierte, physische und psychische Gewalt zwischen 1945 und 2024 untersuchen.

Anzeige