Katholischer Priester war Direktor des Freiherr vom Stein-Gymnasiums

Missbrauch durch Schuldirektor in Kleve: Sechs weitere Betroffene

  • Sechs weitere Betroffene erheben Vorwürfe sexueller Übergriffe gegen einen verstorbenen Schuldirektor in Kleve.
  • Der katholische Priester leitete das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium
  • Zwei Briefe belegen das Vorgehen des Mannes.

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Nach der Veröffentlichung von Missbrauchsvorwürfen gegen den ehemaligen Direktor des Freiherr vom Stein-Gymnasiums in Kleve haben innerhalb weniger Tage sechs weitere Menschen Beschuldigungen gegen den 1991 verstorbenen katholischen Priester vorgebracht. Vier davon hätten von Übergriffen in der Schule berichtet, zwei seien in der Pfarrgemeinde von dem Geistlichen bedrängt worden, sagte der Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, Peter Frings. Bislang nicht geäußert haben sich Frings zufolge mutmaßliche Beobachter des damaligen Geschehens an der staatlichen Schule, die zum Zeitpunkt der Taten bereits volljährig waren.

Aufgetaucht sind allerdings Abschriften zweier Briefe des beschuldigten Priesters, die der Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, Peter Frings, zur Prüfung an die Staatsanwaltschaft Kleve übermittelt hat. Aus den Briefen, die der Geistliche und Schulleiter zur Vorbereitung von Übernachtungen auf Jugendfreizeiten wohl der Schulsekretärin diktierte, geht hervor, dass er seine Übergriffe offenbar systematisch vorbereitete. Er habe für sich und wechselnde Jungen im Alter von etwa elf oder zwölf Jahren ein gemeinsames Schlafzimmer eingeplant.

Hinweise an Bischof Lettmann

Der Priester, Jahrgang 1914, war von 1970 bis 1980 Studiendirektor in Kleve und daneben auch als Seelsorger in Reichswalde sowie von 1980 bis 1988 in Keeken und Bimmen eingesetzt. Ein erster Hinweis auf sexuellen Missbrauch durch ihn erreichte den damaligen Bischof von Münster, Reinhard Lettmann, bereits Mitte der 1980er Jahre.

Darüber hinaus erhielt Lettmann zirka 1988 über den persönlichen Brief eines Betroffenen weitere Hinweise auf das Handeln des Schuldirektors. Beide Male ist keine Reaktion Lettmanns bekannt – der Bischof starb 2013.

Weitere Meldungen 2010, 2021 und 2022

Im Gegenteil hatte Lettmann den Beschuldigten, ursprünglich Priester des Erzbistums Paderborn, zu dessen Wechsel in den Ruhestand 1988 noch ins Bistum Münster inkardiniert, also mit allen Unterhaltspflichten des Bistums gegenüber dem Kleriker aufgenommen. 2010, 2021 und 2022 gingen weitere Meldungen zum Fall des Geistlichen beim Bistum Münster ein.

Im Internet werden unterdessen mehrere Zeitzeugenberichte und Originalquellen zum Verhalten des Beschuldigten gesammelt und veröffentlicht. Betroffene äußern auf der Seite eines Blogs mehrfach die Hoffnung, dass weitere Geschädigte und Mitwisser sich ermutigt fühlen, ihre Erinnerungen zu den damaligen Geschehnissen offenzulegen.

Mögliche weitere Betroffene können sich melden beim Interventionsbeauftragten des Bistum, Peter Frings, Tel. 0251 / 495-6031, interventionsbeauftragter(at)bistum-muenster.de, oder bei den Ansprechpersonen für Fälle sexualisierter Gewalt.

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