Kreis- und Stadtdechanten bemängeln Aufarbeitung durch eigenen Erzbischof

Missbrauch: Hohe Geistliche im Erzbistum Köln kritisieren Woelki

  • Führende Geistliche im Erzbistum Köln kritisieren die Aufarbeitung von Missbrauch in ihrem Erzbistum.
  • Mehrere Kreis- und Stadtdechanten wandten sich deshalb in einer E-Mail an Kardinal Rainer Maria Woelki.
  • Er begrüßte, dass es zeitnah zu einem Treffen mit den Dechanten kommen werde.

Anzeige

Führende Geistliche im Erzbistum Köln kritisieren die Aufarbeitung von Missbrauch in ihrem Erzbistum. Mehrere Kreis- und Stadtdechanten wandten sich deshalb in einer E-Mail an Kardinal Rainer Maria Woelki, bestätigte der Sprecher der Gruppe, der Wuppertaler Stadtdechant Bruno Kurth, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

"Grund des Schreibens ist eine große Sorge der wichtigen Stadt- und Kreisdechanten um das Erzbistum", erklärte Kurths Pressestelle. Am Freitag soll es ein Gespräch zwischen den Dechanten und dem Erzbischof geben. Die "Bild"-Zeitung hatte zuerst über die Mail berichtet. Ein Stadt- oder Kreisdechant ist der oberste katholische Repräsentant in einer Großstadt oder einem Kreis.

Woelki begrüßte auf Anfrage die "zeitnahe" Zusammenkunft. "Wir tragen alle zusammen Verantwortung für unser Bistum und wir haben einen geistlichen Auftrag", so der Kardinal. Das Treffen soll laut Erzbistum in einem "vertrauensvollen und vertraulichen Rahmen" stattfinden.

 

Der Fall Düsseldorf

 

Vor der E-Mail hatte sich bereits der Düsseldorfer Stadtdechant Frank Heidkamp geäußert, weil Mitglieder einer Düsseldorfer Gemeinde Woelki nahegelegt hatten, die Spendung des Sakraments der Firmung in der Gemeinde an einen Vertreter zu delegieren. "Eine Bitte von Gläubigen an ihren Bischof, von einer Sakramenten-Spendung abzusehen, ist ein Schritt, den ich so noch nie erlebt habe", sagte Heidkamp der "Rheinischen Post".

Er stellte klar, nicht die Gemeinde als Ganzes habe den Erzbischof ausgeladen. Allerdings hatten Gemeindemitglieder in einem Offenen Brief erklärt, sie hielten Woelki als Spender christlicher Sakramente derzeit für unglaubwürdig.

 

Die Aufarbeitung im Erzbistum

 

In der Gemeinde St. Margareta waren zwei Priester tätig gewesen, die im Missbrauchsgutachten des Strafrechtlers Björn Gercke erwähnt sind: Kaplan D., den Woelki 2017 trotz des Vorwurfs sexueller Übergriffe beförderte und kürzlich beurlaubte, sowie der inzwischen verstorbene Pfarrer O., dem schwerer Missbrauch an einem Kind vorgeworfen wird.

Das Erzbistum Köln ringt um die Aufarbeitung früherer Fälle sexuellen Missbrauchs durch Geistliche. Dabei geht es auch darum, Verantwortliche zu benennen, die Täter geschützt und Verbrechen vertuscht haben. Ein erstes Aufarbeitungs-Gutachten hatte Woelki nicht veröffentlichen lassen, weil er es für fehlerhaft und nicht rechtssicher hält.

Das Gercke-Gutachten wurde veröffentlicht. Es weist hohen Amtsträgern im Erzbistum Fehlverhalten im Umgang mit Missbrauchsfällen nach. Woelki wird jedoch entlastet.

Update 18.15 Uhr: Reaktion Woelki im dritten Absatz

Anzeige