Gesprächsabend der Pfarrei St. Maria Magdalena

Missbrauch in Geldern: Neue Vorwürfe gegen zwei verstorbene Priester

  • Die Pfarrei St. Maria Magdalena Geldern muss sich mit zwei Missbrauchs-Fällen beschäftigen.
  • Die Vorwürfe richten sich gegen die Priester Josef Goris und H. P.
  • Bei einem Gesprächsabend erläuterte der Interventionsbeauftragte Peter Frings seine Arbeit.

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Die Pfarrei St. Maria Magdalena Geldern muss sich nun auch mit Fällen von sexualisierter Gewalt beschäftigen. Durch den inzwischen verstorbenen Pfarrer Josef Goris, der von 1961 bis 1980 in Kapellen als Seelsorger tätig war, sei es zu Missbrauch gekommen. Zudem gibt es einen Missbrauchs-Vorwurf gegen den ebenfalls verstorbenen Geistlichen H. P., der zehn Jahre lang in Geldern tätig war, berichtet die Bischöfliche Pressestelle.

Um das Thema zu besprechen, hatte die Pfarrei Interessierte zu einem Gesprächsabend in den Saal von St. Bernardin in Geldern-Kapellen eingeladen. Der Interventionsbeauftragte Peter Frings erläuterte anhand des Beispiels des Geistlichen Goris seine Arbeit. Durch den Anruf des Betroffenen im Februar sei er auf den Fall in Kapellen aufmerksam gemacht worden, erläuterte er, „das war die erste Meldung zu diesem Priester“. Schon da sei es der Wunsch des Betroffenen gewesen, den Fall öffentlich zu machen.

Fünf Menschen bislang betroffen

Nachdem in der Lokalzeitung über den Fall berichtet worden war, meldeten sich noch weitere Betroffene, insgesamt sind dem Bistum zwei Männer und drei Frauen bekannt, erläuterte Frings. Er stehe, soweit diese es wünschen, weiterhin in Kontakt mit ihnen und habe sie zum Beispiel auch über den Gesprächsabend in Kapellen informiert. „Es haben sich“, erklärte er, „aber auch mehrere Personen gemeldet, die gesagt haben, dass die Vorwürfe nicht wahr sein können.“

Sicherlich gebe es viele Gemeindemitglieder, die nur positive Erfahrungen mit dem Pfarrer gemacht haben, betonte Frings – das wurde auch durch Rückmeldungen an dem Gesprächsabend deutlich. „Es geht nicht darum, diese positiven Erinnerungen nicht mehr zuzulassen. Aber es erfordert Kraft, zu akzeptieren und auszuhalten, dass es Menschen gibt, die diese Person anders erlebt haben.“

Beginn eines Gesprächsprozesses

Der Abend solle, betonte Pastoralreferent und Moderator Martin Naton, kein Abschluss und keine Lösung sein, sondern der Beginn eines Gesprächsprozesses. In diesem werde es wahrscheinlich auch um die Frage gehen, wie die Gemeinde mit der Erinnerung an den Pfarrer – so etwa mit einem Gedenkstein – umgeht.

Auch weiterhin gebe es für Menschen mit Gesprächsbedarf die Möglichkeit, sich zu melden, sagte Pastoralreferentin Monika Eyll-Naton, die neben Pfarrer Arndt Thielen und Frings auf dem Podium saß. Das Angebot gelte ausdrücklich auch für Menschen, die zwar etwas geahnt oder von dem Missbrauch gewusst hatten, ohne es damals zu melden oder den Betroffenen zu glauben.

Zweiter Missbrauchs-Vorwurf in Geldern

Am Ende des Abends machte Frings erstmals öffentlich, dass es in der Pfarrei in Geldern noch einen weiteren Missbrauchs-Vorwurf gibt. „Im April hat sich beim Bistum ein Mann gemeldet, der berichtet hat, dass er in den 1960er Jahren Messdiener in St. Maria Magdalena war und vom damaligen Pfarrer H. P. missbraucht wurde.“ Dies sei der erste Vorwurf gegen den Pfarrer gewesen, der 1968 bis 1978 in Geldern tätig war und 2009 gestorben ist. Nach der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie – in der dieser neue Fall nicht berücksichtigt war –, habe sich eine weitere Person mit ähnlichen Vorwürfen gemeldet, erläuterte Frings.

„Der erste Betroffene hat schon ganz am Anfang den ausdrücklichen Wunsch geäußert, den Fall zu veröffentlichen, da er davon ausgeht, dass es noch weitere Betroffene gibt“, sagte Frings. Bewusst habe man aber in enger Abstimmung mit dem Betroffenen zunächst die Veröffentlichung der Missbrauchsstudie abgewartet und in der vergangenen Woche entschieden, nun an die Öffentlichkeit zu gehen. Dazu sollte der Gesprächsabend genutzt werden. Frings hatte kurz vor der Veranstaltung die Leitenden Pfarrer der anderen Pfarreien, in denen der Pfarrer tätig war, in Kenntnis gesetzt.

Die Einsatzorte des Priesters H. P.
1950 Kaplan in St. Josef Marl-Drewer
1953 Kaplan in St. Peter Rheinberg
1959 Kaplan, später Pfarrer in St. Marien Dinslaken-Lohberg
1968 ernannt zum Pfarrer in St. Maria Magdalena Geldern, zusätzlich zum Verwalter der Pfarrstelle in Hartefeld
1978 Ruhestand und Vicarius Cooperator in St. Anna Kleve-Materborn
Gestorben 2009

Kontakt
In Geldern stehen als Gesprächspartner Pastoralreferentin Monika Eyll-Naton unter Telefon 0160/94900412, Pastoralreferent Matthias Ueberfeld unter 0163/5593007 und Pastoralreferent Friedhelm Appel unter 0170/1821526 zur Verfügung.
Betroffene können sich zudem bei dem Interventionsbeauftragten des Bistums Münster, Peter Frings, unter Telefon 0251/495-6031 oder Mail an frings-p(at)bistum-muenster.de oder seinen Stellvertreter Stephan Baumers, Telefon 0251/495-6029, Mail baumers(at)bistum-muenster.de wenden. Außerdem gibt es die Möglichkeit, anonym Hinweise zu geben unter der Adresse www.anonym-missbrauch-melden.de, alle Hinweise werden an die Staatsanwaltschaft Münster weitergeleitet.
Weitere Informationen, auch zu Selbsthilfegruppen für Betroffene, gibt es auf der Seite www.bistum-muenster.de/sexueller_missbrauch/ im Internet.

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