Pfarrgemeinderat schreibt an Paderborns Erzbischof Hans-Josef Becker

Missbrauch - Katholiken in Hamm wollen entschlossenere Bischöfe

In der Debatte über Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal hat ein Pfarrgemeinderat in Hamm in einem Brief an den Paderborner Erzbischof schnelle Reformen in der Kirche gefordert. Deren Umgang mit „vielen Themen unseres Lebens“ sei nicht mehr tragbar.

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In der Debatte über Konsequenzen aus dem Missbrauchsskandal hat ein Pfarrgemeinderat in Hamm in einem Brief an den Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker schnelle Reformen in der Kirche gefordert. In dem Schreiben aus dem Pastoralverbund Hamm-Mitte-Osten, das „Kirche-und-Leben.de“ vorliegt, äußern die Mitglieder des Pfarrgemeinderats ihre Zerrissenheit zwischen Beheimatung in der Kirche und massiven Grenzerfahrungen: „Wir stehen zu unserem Glauben, aber – die Ortskirche ausgenommen – nicht mehr bedingungslos zur Institution Kirche und deren Umgang mit vielen Themen unseres Lebens.“

 

„Bischöfe wollen nicht Verantwortung übernehmen“

 

Ausdrücklich nennt das Schreiben den Missbrauchsskandal, fehlende Entschlossenheit der Bischöfe zur Aufklärung durch externe Fachleute und zur Gewaltentrennung in der Kirche. Zudem beklagt der Pfarrgemeinderat die „nicht zu erkennende Bereitschaft der Bischöfe, persönlich Verantwortung zu übernehmen“.

Darüber hinaus beschäftige sie als engagierte Katholiken das kirchliche Verständnis von Sexualität, den Umgang mit Homosexualität „vieler gläubiger Menschen, auch Priester“, die unzureichende Ausbildung von Priestern und die fehlende Gleichberechtigung von Frauen, „die zum Dienst in der Kirche berufen sind“.

 

Schnelle Veränderung gefordert

 

Der Pfarrgemeinderat schreiben von einer „Misere, in der wir uns als gläubige Christen derzeit befinden“. Dabei seien sie sich bewusst, dass die Sorgen und Bedürfnisse katholischer Mitchristen weltweit unterschiedlich gelagert sind. Dennoch vertrauten sie auf einen „respektvollen und ernsthaften Umgang mit unseren Fragen“. „Wir möchten hören und spüren, dass unsere Anliegen Sie erreichen“, schreiben die Hammer Katholiken an Erzbischof Becker. Wenn sich nicht schnell „Entscheidendes und Einschneidendes“ verändere, „wer soll denn dann noch von der katholischen Kirche erwarten, dass sie Menschen durch eine frohe Botschaft Orientierung geben kann?“ Der Brief wurde kurz vor Weihnachten verfasst.

Becker hatte sich selbst zu Jahresbeginn mit einem Brief an alle Haushalte im Erzbistum gewandt. Darin räumte der Paderborner Erzbischof Vertuschung und Verdrängung von Missbrauch ein und kündigte zeitnahe Konsequenzen an. Welche das konkret sein und wie sie umgesetzt werden sollen, schrieb er nicht.

Die katholischen Gemeinden der Stadt Hamm gehören teils zum Erzbistum Paderborn, teils zum Bistum Münster.

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