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Missbrauch: Tatort-Star Möhring kritisiert kirchliche Aufarbeitung scharf

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„Tatort“-Star Wotan Wilke Möhring fordert von der Kirche, sich stärker dem Thema Missbrauch zu stellen. Auch die neueste Folge geht auf das brisante Thema ein.

„Tatort“-Kommissar Wotan Wilke Möhring (57) hält nicht viel von der Kirche. „Jeder braucht Gemeinschaft, aber die kann mir keine Kirche bieten“, sagte der Schauspieler dem Kölner „Express“ (Mittwoch). Er und seine Kinder seien zwar getauft, aber wenig mit Kirche aufgewachsen. Er unterscheide stark zwischen Glauben und der Institution Kirche, sagte Möhring. „Der Moment der Andacht, des Innehaltens, auch mal das Beten, das gehört für mich zum Leben dazu.“ Er suche gerne Kirchengebäude auf, weil man dort ruhig werde und zu sich finde. Außerdem seien sie, etwa der Kölner Dom, „Zeitgeschichte zum Anfassen“.

Ansonsten hält Möhring die Kirche aber für nicht mehr zeitgemäß. Das Festhalten an alten Strukturen schrecke die Leute ab, so der Schauspieler. Die katholische Kirche sei „die letzte antike Institution, die noch versucht zu überleben“. Messen hätten für ihn zu viel Okkultismus.

„Tatort“ zum Thema Missbrauch in der Kirche

Möhring ist am Sonntag in der „Tatort“-Folge „Schweigen“ zu sehen, die Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche thematisiert. „Die Taten, von denen wir erzählen, mögen längst verjährt sein. Aber die Menschen leiden noch immer unter dem, was ihnen angetan wurde“, so der Schauspieler.

Er forderte, die Kirche müsse sich „diesen unerträglichen und immer wiederkehrenden Missbräuchen stellen und Verantwortung übernehmen“. Sie beschäftige sich nur mangelhaft mit Aufklärung. „Ich habe nicht den Eindruck, dass da richtig was passiert, obwohl es viele Mitwisser gibt. Mir fehlt da jemand auf der Anklagebank“, kritisierte Möhring. Das „fatale Schweigegelübde“ stehe noch heute über dem Gesetz.

Folge im Trappisten-Kloster gedreht

Die „Tatort“-Folge des Norddeutschen Rundfunks wurde erstmals nicht im NDR-Sendegebiet gedreht, sondern in einem leerstehenden Trappisten-Kloster in der Eifel. Die Verantwortlichen hätten das Kloster in Kenntnis über den Inhalt des Films zur Verfügung gestellt, so Möhring. Dies werte er als Zeichen, „dass man sich der Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels nicht in den Weg stellen will“.

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