Antonius Hamers: Kommission könnte einheitliche Maßstäbe vorgeben

Missbrauch: Kirche offen für staatliche Wahrheitskommission in NRW

  • Die katholische Kirche in Nordrhein-Westfalen zeigt sich aufgeschlossen dafür, in NRW eine Wahrheitskommission zur Aufklärung von Missbrauch einzurichten.
  • "Eine solche Kommission könnte einheitliche Maßstäbe und Regeln vorgeben", sagte der Leiter des Katholischen Büros NRW, Domkapitular Antonius Hamers aus Münster.
  • Die Wahrheitskommission sollte sich allerdings Missbrauch in allen gesellschaftlichen Bereichen zuwenden und nicht nur auf die Kirche schauen.

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Die katholische Kirche in Nordrhein-Westfalen zeigt sich aufgeschlossen gegenüber einer SPD-Forderung, in NRW eine Wahrheitskommission zur Aufklärung von Missbrauch einzurichten. "Eine solche Kommission könnte einheitliche Maßstäbe und Regeln vorgeben", sagte der Leiter des Katholischen Büros NRW, Domkapitular Antonius Hamers aus Münster, dem Kölner "Domradio". "Denn das Problem, was wir im Moment teilweise bei den Aufarbeitungsprojekten in den einzelnen Bistümern haben, ist, dass unterschiedliche Akzente gesetzt werden." Das Katholische Büro vertritt die fünf Bistümer in NRW gegenüber dem Landtag und der Landesregierung.

Die Wahrheitskommission sollte sich allerdings Missbrauch in allen gesellschaftlichen Bereichen zuwenden und nicht nur auf die Kirche schauen, sagte Hamers. "Wir haben ja in der letzten Zeit mitbekommen, dass es sexuellen Missbrauch und ganz ähnliche hierarchische Vertuschungsmechanismen gibt zum Beispiel im Sport, aber auch in anderen gesellschaftlichen Bereichen", so der Priester.

Missbrauch im Seelsorgeverhältnis

Für "unproblematisch" hält Hamers den Vorschlag, einen Paragrafen im Strafgesetzbuch um den Aspekt des Missbrauchs im Seelsorgeverhältnis zu erweitern. Im kirchlichen Strafrecht sei dies bereits der Fall: "Insofern könnten wir uns auf der staatlichen Ebene nicht dagegen stellen."

Die SPD-Fraktion im NRW-Landtag hatte per Antrag gefordert, den Staat bei der Missbrauchsaufarbeitung der Kirche stärker in die Pflicht zu nehmen. Kirchenverantwortliche hätten es aus eigener Kraft bislang nicht geschafft, Missbrauch angemessen aufzuklären.

NRW soll Bundesratsinitiative starten

Daher solle die schwarz-grüne Landesregierung eine Bundesratsinitiative starten, um eine gesetzliche Grundlage für Aufarbeitungskommissionen sowie einheitliche Aufarbeitungsstandards zu schaffen. Zudem sollen Kirchenakten auch dann eingesehen werden können, wenn die Staatsanwaltschaft wegen Verjährung nicht ermittelt.

Der Strafrechtsparagraf zu Missbrauch sei ausdrücklich um den Aspekt des Missbrauchs im Seelsorgeverhältnis zu erweitern. Die Landesregierung solle ferner die Stelle eines Unabhängigen Beauftragten und eine Wahrheitskommission schaffen sowie eine Dunkelfeldstudie beauftragen.

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