Die oldenburgische KFD-Landesvorsitzende Elfriede Bruns hadert mit der Kirche – und will bleiben

Missbrauch, Reformstau – doch für sie ist Kirchenaustritt keine Option

Anzeige

Die Gemeinschaft der Gläubigen ist für Elfriede Bruns wie ein Anker. Den will sich die Landesvorsitzende der 3.700 Mitglieder zählenden Katholischen Frauengemeinschaften im Oldenburger Land nicht nehmen lassen. Auch nicht durch Dinge in der Kirche, die ihr nicht passen.

Die Landesvorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft (KFD) Oldenburg, Elfriede Bruns, hat die Mitglieder in den mehr als 42 Ortsgemeinschaften zwischen Dümmer und Nordsee aufgerufen, in der Kirche zu bleiben. Trotz negativer Erfahrungen, Enttäuschungen und notwendiger Kritik ist für sie ein Austritt aus der Kirche keine Option. „Es ist besser, wenn wir bleiben, uns gegenseitig unterstützen und beharrlich an einer immer besseren Kirche arbeiten“, erklärte sie im Interview mit „Kirche-und-Leben.de“.

Zu geduldig dürften Frauen dabei allerdings nicht sein, „sondern immer wieder Veränderungen fordern“, etwa in den Sitzungen des Synodalen Wegs. Für Elfriede Bruns steht dabei fest: „Ich bleibe. Und wenn nicht alles auf einmal zu erreichen ist, dann setze ich auf die kleinen Schritte, die möglich sind.“

 

Missbrauch ist für Elfriede Bruns größter Knackpunkt

 

Nur als Mitglied der Kirche habe sie die Chance, daran mitzuarbeiten. „Wenn ich rausgehe, müsste ich konsequenterweise sagen: Okay, das ist jetzt nicht mehr mein Ding.“ Das sei nicht ihr Weg. „Auch wenn ich derzeit viele Kritikpunkte habe.“

Als „größten Knackpunkt“ benennt die KFD-Landesvorsitzende den Missbrauch und die nach ihrer Meinung bisher unzureichende Aufklärung durch die Kirche. Das alles habe sie sehr enttäuscht und enttäusche sie immer noch. „Weil immer noch zu oberflächlich damit umgegangen wird. Das ist für mich als Katholikin das Schwierigste.“

 

Wurzeln nicht ausreißen

 

Die 62-Jährige weiß zudem, dass das Missbrauchs-Thema auch an anderen Frauen in der KFD nagt. Gerade an älteren Frauen, für der Priester von Kindesbeinen an eine unantastbare Respektsperson war. Viele der Frauen fühlten sich durch die Missbrauchs-Enthüllungen verraten. „Für sie bricht oft eine Welt zusammen“, sagt Elfriede Bruns.

Dass ein Austritt ist für Elfriede Bruns dennoch keine Option ist, das hat auch mit ihrer Geschichte zu tun. „Ich bin christlich aufgewachsen. Das ist eine grundlegende Lebenshaltung, die mich geprägt hat. Das sind meine Wurzeln in der Kirche, die ich nicht rausreißen möchte, weil diese Wurzeln mich ja auch zu dem gemacht haben, was ich bin.“

 

„Das möchte ich mir nicht nehmen lassen“

 

Die Sozialpädagogin erinnert sich dabei auch an gute Erfahrungen: „Zum Beispiel an intensive Gespräche als Jugendliche in meiner Heimatgemeinde Lastrup mit unserem Vikar.“ Oder an die Begleitung durch Seelsorger, wenn enge Verwandte starben. „Da habe ich Kirche als sehr tröstlich und aufbauend erlebt.“ Weil sie in solchen Momenten erfahren habe, wie Kirche Menschen in schwierigen Lebenslagen stärke. „Auch solche Erfahrungen halten mich bei der Kirche, weil ich gesehen habe, was sie zu leisten in der Lage ist.“

Zu den ermutigenden Erfahrungen gehört für sie auch die Mitarbeit in der KFD. Dort sei es möglich, Gemeinschaft zu erleben und Veränderungen, auch in der Kirche, gemeinsam anzustoßen und auf den Weg zu bringen, etwa beim Thema Gleichstellung und Geschlechtergerechtigkeit. „Da sind wir auf einem guten Weg. Das zeigt, dass Veränderungen möglich sind.“

Elfriede Bruns sieht es als ihre Aufgabe, solche Erfahrungen und Überzeugungen weiterzutragen, etwa zu ihren drei Kindern. „Die Gemeinschaft der Gläubigen, das ist mein Anker. Diese Gemeinschaft ist mir wichtig. Das möchte ich mir nicht nehmen lassen. Auch nicht durch Dinge in der Kirche, die mir nicht passen.“

Anzeige