Gast-Kommentar von Johannes Norpoth zur Synodalversammlung

Missbrauchs-Betroffene bei Synodalem Weg nicht aus dem Auge verlieren!

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Der Synodale Weg will den systemischen Ursachen sexualisierter Gewalt in der Kirche die Grundlage entziehen, sagt Johannes Norpoth, Sprecher des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz. Angesichts des Reformdialogs dürfe aber die weitere Aufarbeitung des Missbrauchs nicht aus dem Auge geraten, kommentiert er.

Mit dem Synodalen Weg, ab heute tagt in Frankfurt die Synodalversammlung, sind die deutschen Bischöfe einen mutigen Schritt gegangen: In Konsequenz der Missbrauchskrise sollen so Wege gesucht werden, der sexualisierten Gewalt in der Kirche die Grundlage zu entziehen, denn: Sexualisierte Gewalt fußt auf einem Fundament systemischer Ursachen, und die gilt es, aus dem Weg zu räumen.

Auf diesem Weg ist ein Nebeneffekt eingetreten: Viele der Themen werden bereits über Jahrzehnte hinweg diskutiert. Nur jedoch hinter vorgehaltener Hand in der Blase des Sitzungskatholizismus.

Die Identifikation der systemischen Ursachen hat dazu geführt, dass es endlich zu einem offenen Diskurs von Klerikern, Lai:innen und wissenschaftlicher Theologie gekommen ist. Allein für die deutlich angstfreier geführte Auseinandersetzung über die existenziellen Probleme der Kirche hat sich dieser Weg bereits gelohnt - Gott sei Dank!

Unbefriedigende Anerkennung des Leids

Der Autor
Johannes Norpoth (55), Katholik und Diplom-Sozialwissenschaftler, ist Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken und Sprecher des Betroffenenbeirats bei der Deutschen Bischofskonferenz.

Aber leider rücken wesentliche Aufgaben zunehmend in den Hintergrund: Bis heute haben die Bischöfe kein wirklich befriedendes System zur Anerkennung des Leids für die Opfer und Überlebenden installiert. Die auf die Bistümer zurollende Klagewelle ist schlicht Ausdruck einer massiven Unzufriedenheit der Betroffenen.

Eine vermeidbare Situation, hat selbst der eigene Betroffenenbeirat mehr als deutlich Kritik, aber auch Verbesserungsmöglichkeiten formuliert. Wer darauf nicht eingeht, wird dann von Justitia deutlich die Lehren ins Stammbuch geschrieben bekommen müssen. Ein für die Betroffenen jedoch völlig unwürdiger Vorgang und eine Bestätigung für den zunehmenden Vertrauensverlust der Verantwortlichen.

Interesse an Aufarbeitung scheint zu schwinden

Auch in der Aufarbeitung scheint das katholische Interesse zu schwinden: Nahezu geräuschlos wurde die jetzt bekannt gewordene Rolle der deutschen Fidei-Donum-Koordinierungsstelle aufgenommen. Da nutzen Bischöfe diese Koordinierungsstelle zur vorsätzlichen Strafvereitelung, da ist Kirche nicht nur Täterorganisation, sondern auch Ort organisierter (Clan-)Kriminalität – und die Öffentlichkeit schweigt nahezu.

Wenn mit demselben Engagement wie beim Synodalen Weg auch Aufarbeitung und Anerkennung betrieben würden, wäre eine Überwindung der Missbrauchskrise greifbar. So bleibt der Beigeschmack, auf der Wegstrecke die Betroffenen zurückzulassen. Das sollten, das müssen sich die Synodalen in Frankfurt immer vor Augen führen!

In unseren Gast-Kommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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