"Beirats-Modell hat gnadenlos versagt"

Missbrauchs-Betroffene im Bistum Münster organisieren sich selbst

  • Von Missbrauch durch Geistliche des Bistums Münster Betroffene wollen sich selbst organisieren, bewusst soll es kein "Beirats-Modell" geben.
  • Mit einem Brief werden Betroffene zu einem ersten Treffen im Herbst eingeladen, erklärte Martin Schmitz, Sprecher der Selbsthilfegruppe Rhede, im Gespräch mit „Kirche+Leben“.
  • Das Bistum Münster will "unterstützen, ohne Einfluss zu nehmen", sagte Stephan Baumers von der Stabsstelle Intervention und Prävention.

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Von Missbrauch durch Geistliche des Bistums Münster Betroffene wollen sich selbst organisieren. Dazu soll es im Herbst ein erstes Treffen geben, erklärte Martin Schmitz, Sprecher der Selbsthilfegruppe Rhede, im Gespräch mit „Kirche+Leben“.

Dazu soll ein Brief an alle Betroffenen versandt werden (online hier zu finden), in dem zur Beteiligung an diesem ersten Treffen eingeladen wird. Darin heißt es: „Wir halten es für wichtig, dass nicht über uns und – von wem auch immer – für uns als Betroffene gesprochen wird, sondern dass nur wir für uns selbst sprechen, und zwar als unabhängige Gruppe.“ Daher soll versucht werden, sich selbstständig zu vernetzen und zu organisieren.

 

Bewusst kein Beirats-Modell

 

Der Einladungs-Brief von Betroffenen an Betroffene ist hier zu finden.

Am Ende dieses Prozesses könne beispielsweise eine eigenständige Betroffenenorganisation stehen, heißt es in dem Brief weiter. „Aus diesem Grunde suchen wir Kontakt zu weiteren Betroffenen, die Interesse an einem dieser Ziele haben oder auch nur mit anderen Betroffenen Austausch wünschen.“

Ausdrücklich soll es im Bistum Müns­ter keinen „Betroffenen-Beirat“ geben, wie er von anderen Bistümern, etwa Köln, oder auch von der Deutschen Bischofskonferenz eingerichtet wurde. Schmitz kritisiert, dass deren Mitglieder durch den Bischof oder ein Gremium bestimmt würden. „Dieses Modell hat an vielen Stellen – siehe Köln – gnadenlos versagt.“ Betroffene würden instrumentalisiert, begutachtet, abgelehnt.

 

Einzigartig unter deutschen Bistümern

 

Mehr Informationen zur Betroffenenbeteiligung finden Sie hier.

Das Bistum Münster befürwortet diesen anderen Weg. „Wenn die Täter-Organisation Menschen in einen Beirat beruft, kann von Unabhängigkeit keine Rede mehr sein“, sagt Stephan Baumers, Mitarbeiter in der Stabsstelle Intervention und Prävention des Bischöflichen Generalvikariats, im Gespräch mit „Kirche+Leben“. „Wir wollen unterstützen, ohne Einfluss zu nehmen“ – etwa bei der Raumsuche oder durch finanzielle Mittel. „Dann kann wirklich etwas geschehen, das es in dieser Form in einem deutschen Bistum noch nicht gibt“, erläutert Baumers.

Die Einladung zur Beteiligung von Betroffenen an Betroffene wird aus datenschutzrechtlichen Gründen zwar vom Bistum Münster verschickt. Sie ist auch auf „kirche-und-leben.de“ zu finden. Am Treffen selber wird aber kein Vertreter der Diözese teilnehmen.

Kontakte

Betroffeneninitiative im Bistum Münster
Sara Wiese
Postfach 200242
45632 Recklinghausen
www.betroffeneninitiative.de
betroffenenbeteiligung(at)gmail.com
Tel./WhatsApp: 0170 5412243

Selbsthilfe Rhede
Martin Schmitz
Am Fildeken 7, 46414 Rhede
sh-rhede(at)web.de
Tel.: 0171 4785602

Selbsthilfe Münster
Antonius Kock
Peppermühl 1f
48249 Dülmen
akock-selbsthilfe(at)web.de
Tel.: 0162 6958239

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