Betroffenenbeirat der Bischofskonferenz zur Reaktion des Erzbischofs

Missbrauchs-Betroffene kritisieren Zollitsch: Übliche Entschuldigungen

  • Der Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz kritisiert die Videobotschaft des ehemaligen Freiburger Erzbischofs Robert Zollitsch.
  • Zollitsch habe „frühzeitig um seine persönliche Schuld und sein konkretes Versagen“ gewusst und dazu geschwiegen.
  • Der „Spiegel“ berichtet derweil, das Freiburger Gutachten verzögere sich, weil Zollitsch noch Akten einsehen wolle.

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Der Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz wirft dem ehemaligen Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch vor, sich der Übernahme von Verantwortung bei Missbrauchsfällen in seiner Amtszeit entziehen zu wollen. Zollitsch habe „frühzeitig um seine persönliche Schuld und sein konkretes Versagen“ gewusst und dazu geschwiegen, erklärte der Beirat am Freitag.

Der Erzbischof suche nicht das direkte Gespräch mit Betroffenen. Stattdessen verstecke er sich „hinter der üblichen klerikalen Systementschuldigung vom Verschweigen aus Täter- und Organisationsschutz“.

Betroffene: Das ist zu wenig

In einer Videobotschaft hatte der Freiburger Alterzbischof und ehemalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz vergangene Woche die Opfer und ihre Familien um Verzeihung gebeten „für das zusätzliche Leid, das Ihnen mein Verhalten bereitet hat“. Er wisse, dass er nicht erwarten könne, dass die Entschuldigung angenommen werde.

„Ich habe das große Ausmaß und vor allem die Folgen für die Betroffenen der Verbrechen sexualisierter Gewalt und des Missbrauchs nicht erfasst und der Wahrheit nicht in die Augen geschaut“, so Zollitsch weiter.

Der Betroffenenbeirat betont nun, das Video und die dazugehörende Internetseite zeigten, „dass der ehemalige Erzbischof bis heute nichts dazu gelernt hat“. Für „den eigenen Ruf und den Ruf der Kirche“ werde nur zugegeben, „was ohnehin bekannt ist oder bald bekannt werden wird“. Das sei „heute eben zu wenig“.

„Spiegel“: Gutachten später, will Zollitsch Akten einsehen will

Der „Spiegel“ berichtet derweil, die zunächst für Oktober geplante Veröffentlichung des Missbrauchsberichts für das Erzbistums Freiburg sei verschoben worden, weil Zollitsch über einen Juristen Akteneinsicht gefordert habe. Ein Sprecher Zollitschs bestritt, dass der emeritierte Erzbischof damit die Veröffentlichung verzögern wolle.

Die Einsicht in die Akten sei nötig, um zur Wahrheitsfindung beitragen zu können. Es gehe nämlich auch um Vorgänge, die teilweise Jahrzehnte zurückliegen. Zollitsch (84) war zwischen 2003 und 2013 Freiburger Erzbischof, zuvor zwei Jahrzehnte lang Personalchef des Erzbistums. Zudem leitete er von 2008 bis 2014 die Deutsche Bischofskonferenz.

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