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Papst Franziskus will angeblich das vatikanische Segnungsverbot für gleichgeschlechtliche Paare "irgendwie reparieren". Laut dem Aktivisten und Missbrauchs-Betroffenen Juan Carlos Cruz, seit kurzem Mitglied der vatikanischen Kinderschutzkommission, habe ihm das Papst Franziskus persönlich gesagt. Das Nein der vatikanischen Glaubenskongregation vom März zu Segnungen homosexueller Paare hatte international Kritik erfahren.
Der chilenische Aktivist Juan Carlos Cruz, Missbrauchsopfer und seit kurzem Mitglied der vatikanischen Kinderschutzkommission, hat nach eigenen Angaben mit Papst Franziskus über das vatikanische Segnungsverbot für gleichgeschlechtliche Paare gesprochen. Im Interview der Zeitung „La Tercera“ (Sonntag) sagte Cruz, er könne zwar keine Details preisgeben, aber Franziskus sei „sehr verletzt“ von dem Vorgang und wolle ihn „in irgendeiner Weise reparieren“.
Laut einer Mitte März veröffentlichten Lehrentscheidung der Glaubenskongregation hat die katholische Kirche keine Vollmacht, homosexuelle Partnerschaften zu segnen. Die Vatikanbehörde argumentiert, gleichgeschlechtliche Verbindungen entsprächen nicht dem göttlichen Willen. Das Dokument hatte in vielen Ländern, auch in Deutschland, für Enttäuschung und teils scharfe Kritik gesorgt.
Ein Anruf vom Papst
Auch der in den USA lebende Cruz hatte sich in einer chilenischen Zeitungskolumne kritisch geäußert. Kurz darauf, am 20. März, erhielt er laut eigenen Angaben einen Anruf des Papstes. Franziskus habe ihm seine Ernennung für die Päpstliche Kommission zum Schutz Minderjähriger mitgeteilt.
In dem Interview macht Cruz nicht den Papst für Inhalt und Duktus des Dokuments verantwortlich, sondern „einige sehr mächtige Präfekten“ der römischen Kurie, die „Meister im Kommandieren“ seien. Er wisse, dass Franziskus es nicht persönlich unterschrieben habe - „obwohl er letztendlich dafür verantwortlich ist“. Er, Cruz, habe „das Gefühl, dass er diese Situation irgendwie reparieren wird“.
Cruz: Alles wird herauskommen
Cruz wies Deutungen zurück, wonach ihn die Berufung in die päpstliche Kommission als Kritiker stillstellen solle. „Ich werde immer sagen, was ich denke“, sagte er. Er wolle die Stimmen derer vertreten, bei denen noch nicht aufgeklärt werde.
Zugleich betonte er: „Die Kirche geht sehr langsam und die Welt schreitet sehr schnell voran.“ Doch mit Hilfe des Papstes und „mit Hilfe von Hunderten und Tausenden von Überlebenden, die jahrelang gegen eine Betonwand gekämpft haben“, könne es bald niemanden mehr gelingen, die Risse im Damm zu kitten. Alles werde herauskommen. Freunde von ihm hätten deswegen Suizid begangen, sagte Cruz. „Ich bin stolz auf alle Überlebenden und schließe mich ihnen an.“
Weiterhin Vertuschung in Chile
Mit Blick auf sein Heimatland Chile wiederholte Cruz den Vorwurf eine breiten Vertuschung von Missbrauch in der katholischen Kirche. Namentlich die Kardinäle Francisco Javier Errazuriz Ossa (87) und Ricardo Ezzati (79) hätten auch den Papst „sehr uninformiert gehalten“.
Chile habe immer noch, so Cruz, „ein Erbe von Bischöfen des bösen Angelo Sodano“, des früheren Kardinalstaatssekretärs unter Johannes Paul II. und Benedikt XVI. „Aber die Tortilla hat sich gewendet.“