Tagung zum Thema Prävention

Missbrauchsbeauftragter will Vertrag zwischen Kirche und Staat

Missbrauchsbeaufragte aus Kirche und Politik sehen Fortschritte der katholischen Präventionsarbeit zu sexualisierter Gewalt – aber auch weiteren Handlungsbedarf. Experten diskutierten bei einer gemeinsamen Tagung in Köln.

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Missbrauchsbeaufragte aus Kirche und Politik sehen Fortschritte der katholischen Präventionsarbeit zu sexualisierter Gewalt – aber auch weiteren Handlungsbedarf. In den Einrichtungen sei das Thema angekommen, sagte der Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, am Freitag auf einer Tagung in Köln.

Er drängte bei der Missbrauchsbekämpfung auf eine stärkere Zusammenarbeit von Kirche und Staat. „Es wäre ein wichtiger historischer Schritt, wenn jetzt Kriterien und Standards für eine umfassende Aufklärung und eine unabhängige Aufarbeitung gemeinsam entwickelt und deren Umsetzung vertraglich geregelt werden könnten“, sagte er.

 

Gemeinsame Standards

 

„Konkret könnten sich Kirche und Staat über Standards einer kontinuierlichen und achtsamen Betroffenenbeteiligung in den Aufarbeitungsprozessen verständigen“, so Rörig. Auch über konkrete Rechte Betroffener bei der Aufarbeitung oder über Ermittlungs- und Zugangsbefugnisse zu Unterlagen könnte eine Einigung geschaffen werden. „Auch die bis heute ungelöste Frage der Entschädigungszahlungen sollte nun endlich geklärt werden“, meinte der Beauftragte.

Der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Bischof Stephan Ackermann, sieht die Kirche besonders darin gefordert, Schutzkonzepte und Präventionsleitlinien immer wieder zu prüfen und weiterzuentwickeln. „Neue Herausforderungen begegnen uns jeden Tag, ich weise nur auf die Gefahren durch die Nutzung digitaler Medien hin.“

 

„Kirche ist auf Erfahrung der Betroffenen angewiesen“

 

Zudem stehe die Kirche in der Gefahr, sich auf die Binnenperspektive zu beschränken. „Deshalb sind zur Verhinderung von sexualisierter Gewalt die kritischen Rückmeldungen von Expertinnen und Experten aus nichtkirchlichen Kontexten wichtig“, sagte Ackermann.

Der Bischof betonte, ohne die leidvollen Erfahrungen der Betroffenen sei die Kirche nicht wirklich in der Lage, wirksame Schutzkonzepte und Präventionsmaßnahmen zu etablieren. „Wir sind auf die Erfahrung von Betroffenen und die Begleitung durch Betroffene angewiesen, aber diese ist nicht selbstverständlich.“

 

„Prävention nicht ohne Aufarbeitung“

 

Die Vorsitzende der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK), Schwester Katharina Kluitmann, sagte, ohne Aufarbeitung der Missbrauchsproblematik hänge die Prävention in der Luft. So drohe sie „leicht zum Alibi“ zu verkommen.

Zur Tagung „Präventionserprobt!? Katholische Kirche auf dem Weg zur nachhaltigen Prävention von sexualisierter Gewalt“ hatten DBK, DOK und der Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs eingeladen.

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