Münchner Gutachten belastet obersten Richter des Erzbistums

Missbrauchsbetroffene: Marx soll Kirchenrichter Lorenz Wolf entlassen

  • Missbrauchsbetroffene fordern vom Münchner Kardinal Reinhard Marx ein energischeres Vorgehen gegen den Prälaten Lorenz Wolf.
  • Seit der Vorstellung des Missbrauchsgutachtens sei klar, welche Verfehlungen der 66-Jährige begangen habe, sagte Richard Kick vom Betroffenenbeirat.
  • Er fordert die Entlassung Wolfs.

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Missbrauchsbetroffene fordern vom Münchner Kardinal Reinhard Marx ein energischeres Vorgehen gegen den Prälaten Lorenz Wolf. Seit der Vorstellung des Missbrauchsgutachtens im Januar sei klar, welche Verfehlungen der 66-Jährige begangen habe, sagte Richard Kick vom Betroffenenbeirat der Erzdiözese München dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wolf habe das Leid von Betroffenen verstärkt, weil er sie zum Teil diskreditiert habe, betonte Kick. Marx stehe im Kirchenrecht über Wolf und könnte diesen entlassen - das sei die Forderung der Betroffenen.

Wolf lasse zwar auf eigenen Wunsch alle seine Ämter ruhen. Aber es sei unsäglich, dass er sich damit quasi nur im "Urlaubsstatus" befinde und offiziell immer noch Ämter bekleide. Das Erzbistum wollte sich auf epd-Anfrage nicht näher äußern, der Vorgang befinde sich "in Klärung", sagte ein Sprecher.

Bisher kein Rücktrittsangebot

Lorenz Wolf gilt als einer der mächtigsten Kirchenvertreter in Bayern. Er ist unter anderem Offizial im Erzbistum München, also oberster Kirchenrichter, Münchner Domdekan und Leiter des Katholischen Büros Bayern.

Dem Gutachten der Anwaltskanzlei Westpfahl-Spilker-Wastl zufolge soll Wolf in seinen Funktionen in mehreren Fällen wesentlich dazu beigetragen haben, Missbrauchsdelikte im Erzbistum München zu vertuschen und zu verharmlosen. Ende Januar wurde bekannt, Wolf lasse alle seine Ämter und Aufgaben ruhen; einen Rücktritt hat er bislang nicht eingereicht oder angeboten. Marx forderte Wolf mehrfach öffentlich auf, zu den Vorwürfen gegenüber dem Erzbistum Stellung zu nehmen.

Wolf sieht sich zu Unrecht kritisiert

Anfang Februar bat Wolf im BR-Rundfunkrat, dessen Vorsitzender er ist, "aus tiefstem Herzen" um Verzeihung. Er schäme sich dafür, Schuld auf sich geladen zu haben. Zugleich verteidigte er sich gegen die Vorwürfe des Gutachtens. Er habe sehr wohl an der Erstellung des Gutachtens mitgewirkt und Fragen zu 20 Fällen auf rund 140 Seiten beantwortet. Wolf stellte aber auch klar, dass er sich von den Gutachtern in dieser Form zu Unrecht kritisiert fühlt.

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