Vatikan veröffentlicht mögliche Diskussionspunkte des Gipfels

Missbrauchsopfer berichten Bischöfen im Vatikan

Mit den Zeugnissen von fünf Opfern sexuellen Missbrauchs hat die weltweite Konferenz gegen Missbrauch in der Kirche begonnen. Vier Männer und eine Frau berichteten per Videoaufzeichnungen.

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Mit den Zeugnissen von fünf Opfern sexuellen Missbrauchs hat die weltweite Konferenz gegen Missbrauch in der Kirche begonnen. Vier Männer und eine Frau berichteten per Videoaufzeichnungen über ihr Leiden und ihre Forderungen an die Kirche. Abschriften der Aussagen veröffentlichte der Vatikan im Anschluss; weitere Informationen wurden auf Wunsch der Opfer nicht bekanntgegeben.

Als besonders verletzend und traumatisch - neben dem Missbrauch selbst - schilderten alle die Tatsache, dass Bischöfe und Ordensobere ihnen nicht geglaubt haben. „Das erste, was sie taten, war, mich als Lügner zu behandeln, sich umzudrehen und zu behaupten, ich und andere seien Feinde der Kirche“, kritisierte ein Mann aus Südamerika. Zugleich warnte er vor „falscher oder erzwungener Vergebung“; auch forderte er die Kirchen-Verantwortlichen zur Zusammenarbeit mit Behörden auf.

 

Vom Priester vergewaltigt

 

Davon, wie der Missbrauch ihr Leben und ihre Beziehungen zu anderen zerstörte, erzählten ein Amerikaner und ein Mann aus Asien. Beide forderten von Bischöfen und Ordensleitungen entschiedeneres Engagement im Kampf gegen Missbrauch. „Ich verlange von den Bischöfen, ihre Hausaufgaben zu machen, denn hier liegt eine der Zeitbomben in der Kirche Asiens“, so der junge Asiate. Er forderte auch ausdrücklich Strafen für Vergewaltiger.

Eine Frau aus Afrika schilderte, wie sie seit dem Alter von 15 Jahren von einem Priester über 13 Jahre lang immer wieder vergewaltigt wurde. Weil er keine Kondome oder andere Verhütungsmittel zuließ, sei sie drei Mal schwanger geworden. Der Priester habe sie jedes Mal zur Abtreibung gezwungen. Sie habe sich nicht wehren können, weil sie von ihm wirtschaftlich abhängig gewesen und geschlagen worden sei, wenn sie sich weigerte.

 

Konferenz bis Sonntag

 

Über das Nicht-Reagieren seines Bischofs berichtete ein Ordensmann aus Osteuropa, der erst als Erwachsener von dem Missbrauch durch einen Priester in seiner Jugendzeit erzählen konnte. Erst der Nuntius habe reagiert und ihm geglaubt. Doch auch anschließend habe der Bischof ihn scharf angegriffen.

Bis Sonntag beraten 190 Teilnehmer des Gipfels darüber, wie sexualisierte Gewalt an Kindern und Schutzbefohlenen künftig verhindert werden kann. Unter den Teilnehmern sind 114 Vorsitzende nationaler Bischofskonferenzen. Für die Deutsche Bischofskonferenz nimmt der Münchner Kardinal Reinhard Marx teil. Papst Franziskus wird am Sonntag eine programmatische Rede halten.

 

Die Diskussionsgrundlage

 

Derweil veröffentlichte der Vatikan einen Katalog von 21 Punkten, der als Diskussionsgrundlage an die Teilnehmer des Anti-Missbrauchsgipfels verteilt wurde. Zu den Punkten zählen etwa die Einrichtung einer auch von der örtlichen Kirche unabhängigen Anlaufstelle für Opfer, eine Beteiligung von Laien an der Untersuchung von Missbrauchsvorwürfen und Kirchenrechtsprozessen zu sexuellem Missbrauch sowie gemeinsame Vorgehensweisen bei der Prüfung von Missbrauchsvorwürfen, beim Kinderschutz und beim Verteidigungsrecht für Angeklagte.

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