Bischof von Münster war zuvor Ruhrbischof

Missbrauchsstudie im Bistum Essen: Auch Kritik an Bischof Felix Genn

  • Bischof Felix Genn ist in der Studie zu sexualisierter Gewalt im Bistum Essen kritisiert worden.
  • Der Umgang mit Betroffenen und das Interesse an Sexualstraftätern sei unzureichend gewesen.
  • Konkretes Versagen werfen ihm die Studienmacher nicht vor.

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Der Münsteraner Bischof Felix Genn ist für den Umgang mit Betroffenen von sexualisierter Gewalt in seiner Zeit als Ruhrbischof (2003-2009) kritisiert worden. Er sei als Bischof oberster Verantwortlicher im Bistum Essen gewesen, erklärte Heike Dill vom Münchner Institut IPP, das für die Erarbeitung der Aufarbeitungsstudie für das Bistum Essen verantwortlich ist.

So heißt es in der am Dienstag vorgestellten Studie zum Beispiel: „Der Fall D. belegt, dass Genn sich nicht darum bemüht hatte, sich über ehemalige Sexualstraftäter unter den Priestern im Bistum Essen zu informieren.“ (Seite 34). Trotz der öffentlich gewordenen Fälle in den USA und der Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz zum „Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“ von 2002 sei „das Bewusstsein über die Ausmaße sexualisierter Gewalt von Klerikern gegenüber Minderjährigen“ bei Genn nicht so ausgeprägt gewesen, heißt es weiter auf Seite 58.

Bischof Genn ließ sich nur informieren

Im konkreten Fall des Intensivtäters N., der laut Studie mindestens 23 Kinder und Jugendliche sexuell ausgebeutet hat, hatte sich Bischof Genn in den 2000er Jahren über den Fall informieren lassen. N. war weit vor Genns Wirken im Ruhrbistum ins Erzbistum München und Freising versetzt und strafrechtlich verurteilt worden. Doch Konsequenzen vonseiten der Amtskirche zog erst Genn-Nachfolger Franz-Josef Overbeck, der ein Dekret zur Führungsaufsicht erwirkte.

Heike Dill vom Institut IPP betonte in der Pressekonferenz zur Studie, dass „kein konkretes Versagen im Einzelfall“ von Genn nachgewiesen werden konnte. Dies sei allerdings auch nicht Aufgabe des Forschungsprojekts gewesen. Gleichwohl betonte sie, dass Felix Genn als Ruhrbischof die Gesamtverantwortung im Bistum innehatte.

Missbrauchsstudie für das Bistum Essen

Die am Dienstag vorgestellte Studie zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt im Bistum Essen benennt mindestens 423 Fälle und 201 Beschuldigte. Der untersuchte Zeitraum umfasst die Jahre von 1958 bis heute.

Die Missbrauchsstudie für das Bistum Essen ist auf der Webseite der Diözese abrufbar.

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