84 Jähriger lebt in Vallendar bei Schönstattbewegung

Missbrauchsverdacht gegen chilenischen Bischof in Deutschland

Ein katholischer Erzbischof aus Chile wird nach Informationen der Deutschen Welle (DW) beschuldigt, in Deutschland mindestens einen Schutzbefohlenen missbraucht zu haben.

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Ein katholischer Erzbischof aus Chile wird nach Informationen der Deutschen Welle (DW) beschuldigt, in Deutschland mindestens einen Schutzbefohlenen missbraucht zu haben. Die deutsche Justiz ermittelt demnach gegen den heute 84 Jahre alten Geistlichen, der der Schönstattbewegung angehört und seit rund 15 Jahren in Vallendar bei Koblenz lebt. Das hätten der Generalobere der Schönstattbewegung, Juan Pablo Catoggio, und der chilenische Provinzobere Fernando Baeza dem deutschen Auslandssender am Freitag bestätigt.

Das Bistum Trier begrüßte gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) die Ermittlungen zur Klärung der Vorwürfe. Der Generalobere habe das Bistum informiert. Da der emeritierte Erzbischof „aber Mitglied eines Instituts des geweihten Lebens päpstlichen Rechts ist, und nicht in einem Gestellungsverhältnis des Bistums Trier steht oder stand, fällt der Fall nicht in die Zuständigkeit des Bistums Trier“, hieß es in der Stellungnahme. Die zuständige deutsche Staatsanwaltschaft wollte sich der Deutschen Welle zufolge noch nicht zu dem Vorgang äußern.

 

Staatsanwaltschaft ermittelt nicht

 

Wie der Evangelische Pressedienst am 8. Oktober mitteilte ermittelt die Staatsanwaltschaft Koblenz nicht gegen den emeritierten chilenischen Erzbischof. Das Verhalten des Beschuldigten hätte zur Tatzeit 2004 in Deutschland keinen Straftatbestand erfüllt, da das mutmaßliche Opfer bereits 17 Jahre alt gewesen sei, teilte die Staatsanwaltschaft am Montag in Koblenz mit. Der frühere Erzbischof lebt seit 2002 im Zentralhaus der Schönstatt-Patres in Vallendar bei Koblenz.

 

Rücktritt wegen „unangemessenen Verhaltens“

 

Der Generalobere Catoggio habe sich selbst an die Justiz gewandt, die die Ermittlungen aufgenommen habe. Dabei geht es nach DW-Informationen um einen Missbrauchsfall aus dem Jahr 2004 auf deutschem Boden. Chilenische Quellen sprechen laut DW von mehreren Missbrauchfällen zwischen 2004 und 2007. Der Fall ist nach Angaben des Senders der erste bekannt gewordene, bei dem deutsche Justiz gegen einen so hochrangigen Repräsentanten der Kirche ermittelt, der in den 1980er Jahren auch im Vatikan tätig gewesen war.

Papst Johannes Paul II. hatte 1997 den Rücktritt des damals 63-Jährigen Erzbischofs ohne nähere Erklärung angenommen. Fünf Jahre später hatte der chilenische Kardinal Francisco Javier Errazuriz Ossa eingeräumt, dass der Geistliche wegen „unangemessenen Verhaltens“ gegenüber Kindern und Jugendlichen zurückgetreten sei. Nach mehreren Jahren in einem Kloster in Kolumbien sei er dann nach Vallendar gezogen.

 

Verdächtiger heute pflegebedürftig

 

Nach DW-Informationen ist ein Prozess bei der vatikanischen Glaubenskongregation anhängig. Abzuwarten bleibe, ob Papst Franziskus den heute pflegebedürftigen Erzbischof aus dem Priesterstand entlassen werde. Seit Monaten erschüttert ein Missbrauchsskandal die katholische Kirche in Chile. In einem historischen Schritt hatten im Mai 29 von 31 aktiven chilenischen Bischöfen dem Papst wegen der Vorgänge ihren Rücktritt angeboten. Inzwischen nahm Franziskus mehrere davon an.

Die Schönstatt-Bewegung ist eine katholische geistliche Gemeinschaft mit bundesweit rund 20.000 Mitgliedern. Gegründet wurde sie 1914 vom Pallottinerpater Josef Kentenich im Vallendarer Stadtteil Schönstatt. Mittlerweile ist die religiöse Bewegung in weltweit mehr als 40 Ländern vertreten.

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