Amtschef der Lehrabteilung der Glaubenskongregation beschuldigt

Missbrauchsvorwurf: Rücktritt im Vatikan

Der Amtschef der Lehrabteilung der Glaubenskongregation, Hermann Geißler, ist nach Missbrauchsvorwürfen einer früheren Ordensfrau zurückgetreten. Der österreichische Priester bestreitet die Vorwürfe.

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Der Amtschef der Lehrabteilung der Glaubenskongregation, Hermann Geißler, ist nach Missbrauchsvorwürfen einer früheren Ordensfrau zurückgetreten. Der Präfekt der Kongregation, Kardinal Luis Ladaria, nahm das Rücktrittsgesuch an. Geißler habe sich „zu diesem Schritt entschlossen, um weiteren Schaden von der Glaubenskongregation und von seiner Gemeinschaft abzuwenden“, heißt es in einer Erklärung der Kongregation.

Dieser zufolge bestreitet der österreichische Priester die Vorwürfe. Die Behörde leitete eine kirchenrechtliche Untersuchung der Vorgänge ein. Laut Vatikan-Erklärung behält Geißler sich seinerseits rechtliche Schritte vor.

Die Vorwürfe

Doris Wagner, ehemaliges Mitglied der Gemeinschaft „Das Werk“, erhob in ihrem 2014 erschienenen Buch „Nicht mehr ich“ Missbrauchsvorwürfe gegen Mitglieder desselben Ordens, darunter gegen den nicht namentlich erwähnten, aber aufgrund seiner Position in der Glaubenskongregation zu identifizierenden Geißler. Der Geistliche soll sie demnach 2009 während einer Beichte sexuell belästigt haben.

Nach der Veröffentlichung des Buches bedauerte der Orden österreichischen Medien zufolge, dass ein Priester der Gemeinschaft eine kurze intime Beziehung mit der damals 24-Jährigen unterhalten habe. Eine Anzeige wegen Vergewaltigung sei in Österreich und Deutschland abgewiesen worden. Der Betroffene sei zu einer Klärung des Vorfalls bereit gewesen. Da er von einer einvernehmlichen Beziehung gesprochen habe, sei es jedoch nie zu einer Anklage gekommen.

Priester seit 2009 Amtschef

Geißler war seit 2009 Amtschef der Lehrabteilung der Glaubenskongregation. Wagner hat in diesen Tagen ein neues Buch, „Spiritueller Missbrauch in der katholischen Kirche“, vorgelegt.

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