Anzeige
Auf den Salomonen herrscht so viel Gewalt gegen Frauen, wie in kaum einer anderen Region weltweit. Ordensschwester wollen ihnen eine Perspektive geben – auch dank Spenden zum Weltmissionssonntag.
Tiefblaues Meer, weißer Strand. Wie aus einem Reiseprospekt. Von Weitem könnte man die Bucht mit ihren Gebäuden im Westen der Insel Guadalcanal für ein Ferienparadies halten. Doch die Mädchen und jungen Frauen, die hier leben, machen keinen Urlaub, sondern eine handfeste Ausbildung.
Mit einer großen Gießkanne wässert Hazel Nikolina Kohlköpfe in dem Gemüsebeet des DIVIT-Ausbildungszentrums in Visale. „Landwirtschaft ist mein Lieblingsfach“, erzählt sie. „Ich mag es, etwas zu pflanzen. Tomaten, Salat, Kohl, Bohnen und Mais, all das bauen wir an“, erzählt sie.
Schulbildung auf den Salomonen – auch dank Ordensfrauen
Die 18-Jährige ist eine von rund 30 Mädchen und jungen Frauen, die im DIVIT-Zentrum eine Ausbildung in den Bereichen Landwirtschaft, Tourismus, Hotelgewerbe und Schneiderei machen. „Wir wollen Mädchen, die die Schule nicht beenden konnten, einen Abschluss ermöglichen“, erklärt Sr. Daniella Tovatada, die zum Orden der „Töchter der unbefleckten Jungfrau Maria“ gehört und die Einrichtung leitet. „Denn viele Mädchen aus ländlichen Regionen brechen die Schule ab. Ihre Eltern können das Geld für die Schulgebühren nicht mehr aufbringen.“
Die Salomonen, ein Inselstaat mit sechs großen und mehreren Hundert kleinen Inseln, sind eines der ärmsten und am wenigsten entwickelten Länder in der Region. Die meisten der 700.000 Einwohner leben in einfachen Holzhäusern mit Dächern aus Palmzweigen und ohne Strom. Sie ernähren sich hauptsächlich von dem, was sie selbst in ihren Gärten anbauen. Die Feldarbeit ist anstrengend und wird überwiegend von Frauen geleistet.
„Mein Traum wäre es, nach Neuseeland zu gehen.“
Weltmissionssonntag am 27. Oktober
Die Kollekte zum Sonntag der Weltmission ist die größte globale Solidaritätsaktion der Katholiken. Gläubige in mehr als 100 Ländern spenden dann für die Arbeit der etwa 1.100 ärmsten Diözesen der Kirche in Afrika, Asien und Ozeanien. Diese Diözesen finanzieren daraus ihre Ausbildung, Seelsorge und Infrastruktur mit.
Neben dem Feld, auf dem Hazel den Kohl bewässert, grunzt aufgeregt ein Schwein. Es steht in einem Stall auf zwei Beinen und schaut über die Tür, bis Hazel kommt und es über den Kopf streichelt. Das Tier heißt „White River“, Weißer Fluss, erklärt sie lachend. „Wir haben es so genannt, weil es von einer Farm mit diesem Namen kommt.“ Zu der Ausbildung im Bereich Landwirtschaft gehört auch die Aufzucht von Tieren wie Schweinen und Hühnern. „Ich wäre gerne Managerin auf einer Farm“, sagt Hazel. „Mein Traum wäre es, nach Neuseeland zu gehen.“
Während Hazel die Felder mit Kohl und Salat bewässert, hat sich im Zentrum eine Gruppe junger Frauen um einen Tisch geschart. Eine Lehrerin zeigt ihnen, wie man Tische eindeckt. Aufmerksam folgen die Schülerinnen den Anweisungen. Samantha Luisa Tahiseu faltet Servietten zu einem Fächer und platziert sie auf dem Tisch. Gastronomie und Hotel ist der Bereich, der ihr besonders gefällt. Die 21-Jährige stammt aus einem Dorf in der Nähe. Es gebe viel Gewalt gegen Mädchen und Frauen in ihrer Gemeinschaft, erzählt sie. Meist gehe es dabei um Land, manchmal sei Alkohol im Spiel.
Mindestens jede zweite Frau erfährt auf den Salomonen Gewalt
Die Salomonen haben eine der höchsten Raten geschlechtsspezifischer Gewalt in der Welt. Mehr als die Hälfte der Frauen im Alter zwischen 15 und 49 Jahren hat körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. „Ich wünsche mir, dass Gewalt gegen Frauen gestoppt wird und Männer und Frauen gleichberechtigt miteinander leben“, sagt Samantha. Später möchte sie einmal als Managerin in einem Hotel oder im Tourismus arbeiten – gleichberechtigt mit ihren männlichen Kollegen.