Wie eine Friseurin neuen Schwung in den Handarbeitskreis brachte

Missionskreis Friesoythe macht eigenen Laden auf

Häkeln für die Mission scheint in der Krise. Nachwuchs fehlt. In Friesoythe dagegen hat jetzt sogar ein Missionsladen eröffnet, das „Ideenreich“. Das bringt ganz neue Möglichkeiten und zieht auch jüngere Frauen an.

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„Frau Hanisch ist der Knackpunkt“, sagt Ursula Machon. Und meint wohl eigentlich: „der Glücksfall“. Die Vorsitzende der Friesoyther Missionsgruppe erinnert sich noch gut daran, wie die Friseurin vor acht, neun Jahren neu in die Missionsgruppe kam, damals als Jüngste.

Auch Mechthild Hanisch erinnert sich noch gut. „Meine 84-jährige Nachbarin wusste, wie gerne ich handarbeite. Da hat sie mich einfach mal mitgenommen. Das war der Anfang.“

„Sie war jünger als die meisten von uns und sie brachte ordentlich neuen Schwung in die Gruppe“, sagt die Vorsitzende. Und sie brachte auch eine Idee mit Folgen mit. Die hat zu tun mit ihrem Friseursalon.

 

Handarbeiten im Friseursalon verkauft

 

„Mechthild Hanisch hatte dort einen Raum übrig“, erklärt Ursula Machon. „Dort bot sie das ganze Jahr über Handarbeiten und Basteleien der Missionsgruppe zum Verkauf an. Zum Beispiel Sachen, die bei den Basaren übrig blieben, aber auch aktuelle Artikel.“

„Das lief gut“, sagt die Friseurin. „Die Frauen verbrachten ja oft Stunden bei mir im Salon. Etwa, weil sie warten müssen, bis eine Tönung einwirkt.“ Und da haben sie immer auch in den Ausstellungstücken gestöbert – und das ein oder andere gekauft.

 

Wie die Frauengruppe expandierte

 

Der Bastelgruppe eröffnete das ganz neue kreative Möglichkeiten. Statt sich wie bis dahin ausschließlich auf die großen Basare zu konzentrieren, konnten die Frauen nun auch für die Zeit dazwischen nähen und basteln. „Zum Beispiel Herbstkränze“, sagt Ursula Machon. Wir hatten ja vorher nie die Möglichkeit, so etwas an den Mann zu bringen.“ Jetzt ging das.

Und es rechnete sich auch für die Hilfsprojekte, in die seit Jahrzehnten der komplette Gewinn der Missionsgruppe fließt. Nun kam jeden Monat zusätzliches Geld hinzu, zum Beispiel für die aus Friesoythe stammenden Missionare, aber auch für Projekte in Friesoythe.

 

Plötzlich drohte das Aus

 

Der neuer Missionsladen. | Foto: Margret Groß
Der neuer Missionsladen. | Foto: Margret Groß

Doch als Mechthild Hanisch ihren Salon vor kurzem aufgab, schien es mit der zusätzlichen Absatzmöglichkeit auf einen Schlag wieder vorbei zu sein –  bis ein kleines Ladenlokal an der Kirchstraße in Friesoythe günstig und dank zwei Sponsoren quasi kostenlos zu mieten war. Dort hat die Missionsgruppe jetzt ein ganz neues Projekt gestartet: ein eigenes Lädchen mit dem Namen „Ideenreich“. Ende Februar hat es eröffnet.

Der neue Laden ist an fünf Tagen in der Woche für mehrere Stunden offen. Sorge, dass sich dafür nicht genügend Helferinnen finden könnten, hat Mechthild Hanisch nicht. „Die meisten aus dem Missionskreis haben Lust dazu. und ich glaube, es kommen auf Dauer noch weitere hinzu.“

 

Neues Image für Missionsarbeit

 

Es sei wichtig, dass sich das Angebot weiterentwickelt habe, sagt Ursula Machon. Zum einen für die Kundschaft, zum anderen aber auch, um als Missions­kreis wieder attraktiv für jüngere Frauen zu werden. Weil neue Projekte helfen, überkommene Vorstellungen von Missionsgruppen zu entstauben. „Viele haben ja ein festes Bild davon im Kopf“, sagt die Vorsitzende: „Missionsgruppe, das ist gleichbedeutend mit Tischdecken und Hardanger-Arbeiten. Und das war auch seit Anfang der Siebzigerjahre so.“ Sogar ziemlich erfolgreich.

Mechthild Hanisch: „Tischdecken waren in Friesoythe jahrelang ein Renner. Die Leute haben vor dem Basar Schlange gestanden. Aber die Zeit ist einfach vorbei.“ Jungen Frauen von heute  brauche man damit nicht mehr zu kommen. „Die wollen das nicht.“ Projekten wie dem Ideenreich-Lädchen dagegen räumt sie durchaus Chancen ein.

 

Die Zahl der Mitglieder wächst wieder

 

Die ersten Zahlen scheinen Mechthild Hanisch mit ihrer Vermutung auch Recht zu geben. „Allein im Januar hat der Missionskreis fünf jüngere Frauen hinzugewonnen“, sagt Ursula  Machon. Rund 20   seien sie jetzt. Und Mechthild Hanisch weiß von weiteren Interessentinnen.

Die Frauen sitzen heute meistens an anderen Handarbeiten oder Basteleien als früher. Moderne, dänische Stickarbeiten zum Beispiel. Neue Produkte, für die sich Mechthild Hanisch in Bastelgeschäften, auf Messen oder im Internet inspirieren lässt.

 

Immer auf der Suche nach neuen Ideen

 

Für die kommenden Monate ist Hanisch auch schon wieder auf der Suche, zum Beispiel nach Bastel- und Geschenkideen für den Muttertag, für Hochzeiten, Deko-Vorschläge für Kommunionfeiern, für den Sommer oder  für den Herbst. „Vielleicht machen wir ja auch mal was zum Oktoberfest.“ Halloween dagegen würde sie auslassen.

Manches ist neu, anderes bleibt wie immer, der Treffpunkt zum Beispiel. Auch künftig tauschen sich die Frauen jeweils am 1. Mittwoch im Monat im Friesoyther Franziskushaus über Projekte und neue Ideen aus.

Der Missionskreis informiert über seine Arbeit auch im Internet, auf der Seite www.mission-selber-machen.de. Dort finden sich auch Fotos von Basaren und vom neuen Laden. Und auch schon der Termin für den traditionellen zweitätigen Weihnachtsbasar. Der öffnet seine Pforten in diesem Jahr am 23. und 24. November im Franziskushaus.

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