Margret Behnen war in Vechta Familienpatin der ersten Stunde

Mit 76 reicht es: „Ersatz-Oma“ geht zum zweiten Mal in Ruhestand

  • Margret Behnen war eine von neun Frauen „der ersten Stunde“, als sie in Vechta ihren Dienst als ehrenamtliche Familienpatin antrat.
  • Zehn Jahre lang hat sie sich an jedem Dienstag für dreieinhalb Stunden um Kleinkinder gekümmert.
  • Sie erzählt, warum sie es nie bereut und wie das Ehrenamt auch ihr selbst gutgetan hat.

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„Ich hab‘ immer dienstags die Kinder übernommen“, erinnert sie sich an ihren ersten Einsatz. „Für dreieinhalb Stunden. Die Mutter konnte dann in Ruhe zur Tafel zum Einkaufen fahren.“ Margret Behnen ist dann mit den Kleinen spazieren gegangen. „Die konnten auf dem Spielplatz buddeln oder rutschen. Ich war so etwas wie eine Oma für sie.“

Zufrieden lächelnd blickt die Rentnerin auf die vergangenen zehn Jahre zurück, ihre Zeit als ehrenamtliche Familienpatin. Bereut habe sie das nie: sich 2012 gemeldet zu haben, als der Sozialdienst katholischer Frauen (SKF) in Vechta erstmals Helferinnen für Familien und Alleinerziehende suchte. Nicht etwa für den Haushalt, fürs Putzen oder für Besorgungen. Sondern: Um ihnen einmal in der Woche die Kinder für ein paar Stunden abzunehmen.

Margret Behnen hat selbst zwei Kinder großgezogen

Frauen wie Margret Behnen. Dass Familie stressig werden kann, das wusste sie. Sie hat schließlich selbst zwei Kinder großgezogen, neben ihrem Job in der Verwaltung. Aber im Ruhestand merkte sie: „So ein Tag ist doch ganz schön lang.“ Also absolvierte sie die notwendigen Fortbildungen und trat als eine der Frauen der ersten Stunde ihr neues Ehrenamt an.

Die neue Aufgabe brachte Abwechslung ins Rentnerinnen-Dasein – und einen Schatz von Erinnerungen. An die polnische Familie mit den Zwillingen zum Beispiel. Oder an die mit dem Kleinkind, denen in ihrer kleinen Wohnung unterm Dach der Platz zum Spielen fehlte. So holte sie den Kleinen immer dienstags für drei Stunden zu sich nach Hause. „Er fühlte sich bei uns so, als sei er unser Enkelkind“, sagt Margret Behnen.

Auch Lehrer-Ehepaare unterstützt

Es waren nicht nur Familien mit finanziellen Problemen, denen die heute 76-Jährige einmal wöchentlich für zweieinhalb Stunden geholfen hat. „Sie kamen aus allen Schichten. Es waren zum Beispiel auch Lehrer-Ehepaare darunter.“ Und auch mal Eltern von Zwillingen.

Wenn Margret Behnen kam, hatten die Frauen frei. Konnten einkaufen, entspannen, sich mit einer Freundin zum Kaffee treffen. Genau darum geht es beim Angebot, mit dem der SKF seit zehn Jahren Alleinerziehende oder Familien unterstützt.

Angebot ist für die Familien kostenlos

„Wir wollen die Familien vor Überforderung bewahren“, erklärt Manuela Pille, die die Familenpatinnen betreut. „Etwa, wenn Krankheiten im Spiel sind, von Eltern oder Geschwistern. Dann kann es wichtig sein, dass ein Kind besondere Aufmerksamkeit spürt.“

Zunächst einmal werden drei Monate für das kostenlose Angebot vereinbart. „Aber es wird dann oft eine längere Zeit“, sagt Margret Behnen. „Nach drei Monaten hat man sich ja gerade erst kennengelernt.“ Zu vielen Familien wachse im Laufe der Zeit eine intensive Beziehung.

Es war eine schöne Zeit, sagt Margret Behnen. „Aber es ist gut, dass ich jetzt aufgehört habe.“ Mittlerweile spürt sie ihre Grenzen. „Was soll ich denn machen, wenn die Kinder auf dem Spielplatz bis oben hin in die Klettergerüste steigen – und ich in meinem Alter nicht mehr dahin komme, um sie herunterzuholen?“ Aber es gebe ja Nachwuchs. Derzeit sind 26 Patinnen beim SKF Vechta im Einsatz. Außerdem laufen regelmäßig Schulungen für neue Familienpatinnen. Ein Angebot, für das der SKF immer neue Frauen sucht. Interessierte finden Informationen unter www.skf-vechta.de.

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