Themenwoche "Kirchenmusik nach Corona" (5) - aus Bocholt

Mit Tests und gutem Miteinander - so klappt Chormusik in der Pandemie

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Ein Profil der Pfarrei St. Georg in Bocholt ist die Kirchenmusik. Mehrere Chöre und Musikgruppen an den einzelnen Kirchorten pflegen die gesamte Bandbreite der Kirchenmusik – von der Gregorianik bis zum Neuen Geistlichen Lied, von Liedern für Kinder bis zum oratorischen Konzert. Wie die Chöre durch die Corona-Zeit gegangen sind, erklärt der Kirchenmusiker der Pfarrei und Regionalkantor Werner Hespe.

In der ersten Zeit der Corona-Pandemie, als das Singen kaum möglich war, war es für die Sängerinnen und Sänger der Chöre in der Pfarrei St. Georg in Bocholt sehr motivierend, als Kleingruppe den Gemeindegesang zu ersetzen, mit Liedern, Gesängen und mehrstimmigen Stücken aus dem „Gotteslob“. „Die Kirchenmusik lebte in dieser Zeit viel von solistischen Vorträgen von Sängern und Instrumentalisten, die wir für jedes Wochenende finden konnten und die diese Aufgaben gern übernahmen“, sagt der Bocholter Kirchenmusiker Werner Hespe.

Vor einigen Monaten entstand in der Pfarrei auch die Aktion „Kirche für Künstler“. Vor allem freiberufliche Künstler, die wegen der Corona-Pandemie keine Möglichkeiten hatten, durch Auftritte ihr Auskommen zu verdienen, konnten sich gegen ein kleines Entgelt in den Gottesdienst einbringen. „Das fand großen Anklang. Finanziert haben wir das durch unseren Kirchenmusik-Etat“, sagt Hespe.

Singen mit Abstand

Der Chor „Allegro“ während einer Probe.
Der Chor „Allegro“ während einer Probe. | Foto: privat

Mittlerweile funktioniert die „normale“ Kirchenmusik bereits wieder etwas besser, wenn auch noch lange nicht auf gewohntem Niveau, wie der Kirchenmusiker sagt. Kinder- und Erwachsenenchöre sowie die Schola können – auf Abstand stehend – wieder im Gottesdienst singen, Instrumentalgruppen können sich wieder aktiv beteiligen. In Gottesdiensten, die die Pfarrei unter „2G“ anbietet, ist es sogar möglich, mit Chor und Instrumentalbegleitung auch etwas größere Werke einzubringen.

„An den Weihnachtstagen haben wir in zwei Gottesdiensten von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht“, erklärt Hespe. Alle Beteiligten seien, so der Kantor, sehr vor-, um- und nachsichtig, „denn alle wissen, dass vom Verhalten jedes Einzelnen gerade jetzt das Wohl der Gruppe abhängt“.

Proben in kleinen Gruppen

In der ersten Corona-Zeit wurden, solange das Singen erlaubt war, Proben nur in kleinen Gruppen angeboten. „Diese waren zunächst nur von wenigen Chorsängern besucht, waren aber durchaus effektiv, weil die Stimmbildungs-Übungen genauer wahrgenommen und kontrolliert werden konnten“, sagt Hespe.

Durch die Abfrage des Impfstatus und die Bereitschaft, sich regelmäßig testen zu lassen, sei eine regelmäßige Probenarbeit – quasi unter „2G+“ – möglich. Einige Musiker würden aus Gründen der Vorsicht nicht an den Proben teilnehmen.

Fehlen von Gruppen-Erlebnissen

Regionalkantor Werner Hespe
Regionalkantor Werner Hespe aus Bocholt. | Foto: privat

Ein positiver Effekt der besonderen Abstands-Situation in der Corona-Zeit ist nach Ansicht von Hespe, dass jeder einzelne Sänger engagierter bei der Sache sei und dadurch für sich selbst einen Zugewinn erlebe. Allerdings bemängelten einige Sängerinnen und Sänger das Fehlen der Gruppen-Erlebnisse. „Ich hoffe, dass das Miteinander in den Chorgruppen so weit gefestigt ist, dass es diese Durststrecke überstehen kann“, sagt der Kirchenmusiker.

Groß ist die Dankbarkeit in dieser Zeit: Dankbarkeit für die Zeit, gemeinsame Proben zu haben, für das Geschenk des gemeinsamen Singens und für die Möglichkeit, sich im Gottesdienst einbringen zu können.

Pläne für die Zeit „nach Corona“

Ein typischer Ausspruch eines Sängers sei gewesen: „Ach, weißt du, es wäre schade, wenn wir an Weihnachten nicht in der Kirche singen dürfen, aber wenn das so ist, dann haben wir zumindest ein paar schöne Proben-Abende gehabt.“

Für die Zeit nach Corona hat Hespe schon einiges geplant: Ein Konzert mit Mozarts „Requiem“, das mit Beginn der Corona-Pandemie abgesagt werden musste, soll in 2022 nachgeholt werden. „Ebenso hatten wir mit dem Kirchenchor die Erarbeitung einer neuen Mess-Vertonung von Christopher Tambling begonnen, die wir natürlich abschließen wollen“, sagt Hespe.

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