Initiator Alfons Hoping hat aber einen Plan B

Mit Visbeker Hilfe gegründetes Kinderheim in Litauen gefährdet

  • Die Zukunft des maßgeblich mit Hilfe eines privaten Spendenprojekts der Familie Hoping aus dem oldenburgischen Visbek (Kreis Vechta) gegründeten Kinderheims St. Kazimier im litauischen Alvitas steht auf der Kippe.
  • Der Grund: Die litauische Regierung hat 2017 beschlossen, nur noch kleine Heime mit maximal acht Kindern zu fördern.
  • Alfons Hoping kämpft seither unermüdlich für ein Weiterbestehen des Kinderheims. Falls das erfolglos bleibt, hat er aber auch schon einen Plan B.

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Die Nachricht traf Alfons Hoping vor fünf Jahren wie ein Schlag vor den Kopf. Gerade erst hatte das Kinderheim St. Kazimier im litauischen Alvitas seinen Neubau eingeweiht, Kosten: rund 700.000 Euro. Von der Europäischen Union gab es damals 580.000 Euro. Der Staat hatte mehr als 100.000 Euro beigesteuert. Und eigentlich sah der pensionierte Landmaschinen-Ingenieur aus dem oldenburgischen Visbek sein Lebensprojekt auf einem guten Weg: Wo 1996 eine heruntergekommene Pfarrhaus-Ruine stand, da war jetzt Platz für 24 Kinder aus zerrütteten Familien. In einem Haus, das es ohne die Spendeninitiative des Visbekers nicht gäbe.

Doch der Rundbrief aus dem litauischen Sozialministerium stellte 2017 genau das infrage. „Die Botschaft: Alle Kinderheime mit einer Struktur wie in Alvitas werden, sobald es geht, geschlossen. So etwas wollen wir nicht mehr“, sagt Hoping. Eine nähere Nachfrage beim Minister ergab eine Antwort im selben Tenor: „Ja, so ist es beschlossen. In Zukunft werden wir nur noch Häuser mit maximal acht Kindern akzeptieren.“ Damit wäre das Konzept mit drei Gruppen zu je acht Kindern von heute auf morgen keine Option mehr.

Ende 2023 soll das Kinderheim St. Kazimier schließen

Seither bemüht sich Alfons Hoping unermüdlich darum, die Entwicklung doch noch abzuwenden. Er hat vor Ort mit Verantwortlichen diskutiert, Fachleute befragt, deutsche Politikerinnen und Politiker um Hilfe gebeten. Bisher jedoch vergebens.

Immerhin darf das Heim etwas länger als zunächst geplant weitermachen, bis 2023. Der Grund sind die verwendeten EU-Fördermittel. Die schreiben eine Mindest-Nutzungsdauer von fünf Jahren vor. Nach aktuellem Stand soll das Heim aber spätestens dann seine Pforten schließen. Und wie es derzeit aussieht, könnte das auch wohl so kommen. Alfons Hoping jedenfalls zeigt sich im Interview mit „Kirche-und-Leben.de.de“ skeptisch.

Statt 17 nur noch 10 Mitarbeiterinnen

Von Heimleiter Pfarrer Vytautas Kajokas weiß er: „Die älteren Kinder verlassen nach und nach das Haus. Neue werden nicht mehr zugewiesen.“ Von den einst 17 Mitarbeiterinnen des Hauses sind noch zehn übrig.

Der 70-jährige Visbeker schüttelt verständnislos den Kopf. Immerhin haben er und zahlreiche Helfer und Spender aus dem gesamten Oldenburger Land und darüber hinaus über die vergangenen 25 Jahre maßgeblich mitgeholfen, dass das Heim seit der Gründung 1999 zur neuen Heimat für zahllose Kinder und Jugendliche werden konnte, und zu einem Startpunkt in eine bessere Zukunft.

Spendenbarometer bei 400.000 Euro

Alfons Hoping
Alfons Hoping und seine Familie hatten 1996 beschlossen, sich mit einem Spendenprojekt für benachteiligte Kinder in Litauen einzusetzen. Unter anderem mit der Gründung und Unterstützung des Kinderheims, das jetzt gefährdet ist. | Foto: privat

Ganz wesentlich dafür waren auch die Spenden, die Hoping mit einem Spendenprojekt im Laufe der Jahre vor allen Dingen aus dem Oldenburger Land für die Arbeit des Hauses und für Kinder und deren Familien zusammenbrachte. Mehr als 5000 Privatleuten aus der Region und darüber hinaus haben Geld gegeben. Ende 2021 stand das Spendenbarometer bei rund 400.000 Euro.

Die Zukunft der Gebäude ist ungewiss. Doch trotz der verfahrenen Lage ist Alfons Hoping nicht verzweifelt, was die Zukunft seines Hilfs- und Partnerschaftsprojekts angeht. Er und die Verantwortlichen vor Ort haben sogar schon einen Plan B. Dafür hat das Heim ein altes Wohnhaus in der Nähe des Heims gekauft, um es zu einer Einrichtung in der geforderten Größe umzubauen. Alfons Hopings Botschaft lautet: „Unsere Arbeit geht weiter. Wenn nicht mit dem bisherigen Heim, dann eben anders. Denn der Bedarf ist da!“ Das weiß er von zahllosen Hilfstransporten und Besuchen vor Ort.

Mehrere Ideen für bestehende Gebäude

Und was soll aus den bestehenden Gebäuden werden? „Ideen haben wir genug“, sagt Alfons Hoping. „Vielleicht ein Mutter-Kind-Haus, ein Krisenzentrum, eine Kindertagesstätte, Altenheim, ein Mehr-Generationen-Haus. Wer weiß. Aber das alles geht nur mit Geld vom litauischen Staat. So etwas lässt sich nicht mit Spenden finanzieren.“

Für ihn sei eines beruhigend: „Es sind nur Immobilien gefährdet, aber nicht unsere Initiative, uns um bedürftige Kinder zu kümmern. Wir machen weiter.“ So wie im vergangenen Jahr mit Hilfstransporten für Familien in Not. „Zu denen haben wir aus dem Kinderheim heraus Kontakt bekommen.“

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