Nach der Vergewaltigung und Tötung einer Studentin

Mordfall Freiburg: Hochschulgemeinde verurteilt Hass im Netz

Das Wohnheim und die katholische Hochschulgemeinde der getöteten Freiburger Studentin Maria L. wenden sich gegen Respektlosigkeit und die Verletzung der Privatsphäre von deren Familie und Freunden sowie gegen Hassparolen im Internet.

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Das Wohnheim und die katholische Hochschulgemeinde der getöteten Freiburger Studentin Maria L. wenden sich gegen Respektlosigkeit und die Verletzung der Privatsphäre von deren Familie und Freunden. „Die ungeahnte politische Instrumentalisierung des Verbrechens und der Herkunft des mutmaßlichen Täters besonders in den sozialen Netzwerken lehnen wir im Andenken an Maria grundsätzlich und entschieden ab“, heißt es in einer Erklärung beider Einrichtungen. Das Vorgehen „verletzt auf respektlose Weise die unantastbare Privatsphäre von Familie, Freunden und der Gemeinschaft des Wohnheims“.

Der Text zitiert aus einem Brief des Freiburger Erzbischofs Stephan Burger an die Wohnheimbewohner, der sich gegen Pauschalverurteilungen und Fremdenhass wende. Das Engagement für Flüchtlinge dürfe „nicht dadurch zum Erliegen kommen, dass der Tatverdächtige aus Afghanistan stammt. Damit würden wir unschuldige Menschen in eine Art Sippenhaft nehmen“, wird der Bischof zitiert.

 

Seelsorger und Psychologin halfen im Studentenwohnheim

 

Wohnheim und katholische Gemeinde zeigen sich erschüttert von der Tat: Einem lebensfrohen Menschen sei auf schreckliche Weise die Zukunft genommen worden. Die Auswirkungen auf Angehörige und Freunde seien bislang kaum absehbar, die ausgelösten Ängste „auch mit großen Anstrengungen nur schwer in den Griff zu bekommen“. Seit dem Verbrechen boten in der Gemeinde und im Wohnheim Seelsorger und eine Psychologin Hilfen an.

Die Studentin war Mitte Oktober auf dem Heimweg von einer Party vergewaltigt und getötet worden. Als Verdächtiger verhaftet wurde ein zur Tatzeit 16-jähriger afghanischer Flüchtling. Er hat sich zu den Vorwürfen bislang nicht geäußert.

 

Rassistischer Hass im Internet

 

Die Verhaftung löste bundesweit Debatten über die Flüchtlingspolitik und das Frauenbild junger Asylsuchender aus. Vor allem im Internet entlädt sich rassistischer Hass. Teils wird der Familie der Getöteten vorgehalten, eine Mitschuld zu tragen. Maria L. engagierte sich in einer studentischen Initiative, die auch für Flüchtlinge arbeitet.

Am Donnerstagnachmittag gedachten rund 200 Menschen mit einer Mahnwache in der Freiburger Innenstadt der Getöteten. Organisiert wurde die Kundgebung von Menschen, die aus Afghanistan nach Deutschland geflohen sind.

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