Predigten in der Osternacht und am Ostersonntag im Dom

Münsters Bischof Felix Genn predigt zu Ostern auch über Gottesferne

  • Nachdenkliche Zuversicht hat die Predigten von Bischof Felix Genn zu Ostern im Dom in Münster geprägt.
  • In der Osternacht befasste er sich mit der überraschenden Abwesenheit Gottes.
  • Am Ostersonntag thematisierte er die Wunden Jesu.

Anzeige

Nachdenkliche Zuversicht hat die Predigten von Bischof Felix Genn zu Ostern im Dom in Münster geprägt. Er befasste sich mit der überraschenden Abwesenheit Gottes und mit den Wunden Jesu.

„Er ist nicht hier“, sagt der Engel den Frauen, die den Leichnam Jesu im Grab erwarten. Dieser Satz sei genau in die Situation unserer Tage hineingesprochen, sagte Genn in der Osternacht mit Blick auf das „unsägliche Leid“ auf der Welt und auf die Krise der Kirche. Auch Glaubende sagten oft, sie spürten Gott nicht; andere Menschen würden ihn in ihrem Leben nicht einmal vermissen.

„Suchende und zweifelnde Glaubende“

Die Botschaft der Auferstehung richte sich an „tastende, suchende, irrende und zweifelnde Glaubende“, führte der Bischof aus: „Dazu gehören auch wir.“ Es könne ein Trost sein, dass selbst die Osterbotschaft von der Abwesenheit spreche und berichte, dass die Kunde der Frauen von der Auferstehung abgetan worden sei.

Allerdings weise der Engel am Grab den Weg zum Auferstandenen, so Genn. Glaubende könnten sich an Jesu Worte erinnern: Leiden, Tod und Auferstehung – alles sei gekommen, wie er gesagt habe.

Der „Osterweg“ der Christen heute

Die Jünger von Emmaus hätten auf ihrem Weg mit Jesus „durch sein Wort und durch das Brechen des Brotes“ erfahren, dass „die Botschaft der Frauen kein Geschwätz ist, sondern Wahrheit“, sagte der Bischof. Das sei auch der „Osterweg“ der Christen heute.

Im Pontifikalamt am Ostersonntag erinnerte Genn an die Frage des Auferstandenen an Maria von Magdala: „Frau, warum weinst du?“ Zudem verwies er darauf, dass Jesus sich den Jüngern anhand der Wundmale seiner Kreuzigung zu erkennen gegeben habe.

Tränen und Wunden

„Aufrichtig und wahr in der derzeitigen leidvollen Situation von Kirche und Welt Ostern zu feiern“, das ist nach Worten des Bischofs möglich, weil „die Rede von den Tränen und das Bild der Wunden“ den Weg bahnen könnten, es trotz des Leides dieser Tage „mit dem Auferstandenen zu versuchen“.

Zugleich gehöre es zum Osterfest 2022, zu sehen, „wie es um die Welt und ihre Situation bestellt ist“ und „was in der Kirche alles um- und abbricht“, sagte Genn. Es gelte, nichts zu beschönigen und wegzudrücken, sondern der Realität in die Augen zu schauen, die eigenen Wunden anzusehen und auch die Verletzungen von Menschen, die „durch die Kirche verwundet“ worden seien.

Anzeige