Ausstellung lässt die Geschichte des Klosters lebendig werden

Museum Kloster Kamp nach Corona-Lockdown wieder geöffnet

Die Ausstellung in der Schatzkammer im Museum Kloster Kamp zeigt wertvolle Zeugnisse einer berühmten Geschichte. Nach einer langen Corona-Pause ist die Schatzkammer wieder offen.

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Das Prunkstück der Ausstellung steht mitten in der Schatzkammer des Museums Kloster Kamp: Es ist die Nachbildung eines Schreibstuhls. Darin saßen Kamper Mönche und kopierten Gebetbücher und Bibeln. Vor der Erfindung des Buchdrucks musste diese Arbeit mühsam mit der Hand geschehen. „Dieser Schreibstuhl ist eine Nachbildung“, erläutert Peter Hahnen, Leiter des Geistlichen und Kulturellen Zentrums im Kloster Kamp. Er steht vor dem Schreibstuhl und beschreibt anhand dieses und anderer Ausstellungsstücke die bedeutende Geschichte des Klosters am Niederrhein.

Hahnen ist froh, das Museum nach der langen Corona-Pause wieder öffnen zu können. Seit dem 16. Juni ist die Schatzkammer für die Öffentlichkeit zugänglich. „Nach langer Zeit“, wie Hahnen sagt. Zu diesem Anlass hat er eine kleine Ausstellung konzipiert, um Besucher in das kleine Museum zu locken. In dem ersten Raum der Dauerausstellung werden außerdem das originale Mönchsgewand der Zisterzienser, der großformatige Kamper Stammbaum, ein Querfurt-Stich und ein Grenzstein gezeigt. Jeder Besucher bekommt kostenlos ein Faltblatt zum Eintritt, um sich über die Ausstellung zu informieren.

 

„Das Kamper Scriptorium war berühmt“

 

1802 ist das Kloster durch Napoleon aufgelöst worden, alle Mönche mussten Kamp verlassen. Nur einer durfte bleiben, um als Pfarrer die seelsorglichen Aufgaben zu übernehmen. In dem Flügel, in dem heute das Zentrum untergebracht ist, wurde ein Pfarrhaus eingerichtet. Dieser Teil des Klosters ist erhalten geblieben, alle übrigen Gebäude verfielen.

„Im Zuge der Säkularisation wurde vieles verkauft und auch geplündert“, sagt Hahnen. „Ein Mönch hat sich bei seiner Arbeit im Mittelalter porträtiert, so konnten wir den Arbeitsplatz nachbauen.“ Das bemalte Blatt, auf dem sich der Mönch bei seiner Arbeit portätiert hat, befindet sich bei der Staatsbibliothek zu Berlin Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Geschrieben wurde damals übrigens mit dem Gänsekiel. Kuhhörner fungierten als Tintenfass, Bimsstein nutzte man als Radiergummi. „Das Kamper Scriptorium war berühmt“, weiß Hahnen.

 

Vom einfachen Konvent zum spirituellen Zentrum

 

Hahnen wendet sich den nächsten Sehenswürdigkeiten zu, dem Stich von der Klosteranlage und dem Kamper Stammbaum. Was 1123 als einfacher Konvent begann, wuchs zu einem spirituell glaubwürdigen und wirtschaftlich starken Anziehungspunkt. Hahnen zeigt auf den Stich. „Er zeigt die berühmten Anlagen des prächtigen Terrassengartens. Erkennbar sind jedoch auch die Wirtschaftsbetriebe, die Obstplantagen und der Ackerbau“, zeigt Hahnen. Die Mönche wollten unabhängig sein. Deshalb unterhielten sie die Anlagen, die sie lange auch selbst beackerten.

Der Stammbaum links neben dem Stich zeigt, wie viele Tochterklöster sich im Laufe der Zeit von hier haben gründen lassen. Links oben am Bildrand ist das kleine Jesuskind zu sehen, dass dem Geschehen seinen Segen gibt. „Gutes Management wäre den Mönchen nicht genug gewesen“, so Hahnen. Auch der Grenzstein ist ein Monument des Wachstums des Klostergeländes. Bis zur Hälfe war er im Boden befestigt. Auf ihm ist das Wappen des Kloster zu sehen: die Weltkugel mit dem sich lösenden Zwinggürtel. „Dieser Zwinggürtel war ein Instrument für die Mönche, von den weltlichen Trieben Abstand zu wahren“, erklärt Hahnen.

 

Abt Petrus baute Kamps erste öffentliche Schule

 

Für manche sei es durchaus von Bedeutung gewesen, von der weltlichen Macht verfolgt, die Hand auf den Stein zu legen. „Dann unterstand der der Macht des Abtes“, meint Hahnen. Das Porträt von Abt Petrus ist noch einmal ein Zeugnis des Aufstiegs der Geschichte. Zweimal hatten Kriege die Zisterzienser gezwungen zu fliehen. 1640 kehrten sie zurück. Abt Petrus ließ das Porträt anfertigen, um zu zeigen, man ist wieder da. „Aber die Mönche wussten auch um die Vergänglichkeit, was die Hand des Abtes auf dem Schädel zeigt“, weiß Hahnen. Petrus baute Kamps erste öffentliche Schule und eine neue Kirche. „Diese neue Kirche steht noch heute“, sagt der Leiter des Zentrums.

In zwei weiteren Räumen des Museums ist die Sonderausstellung „Mit neuen Augen“ untergebracht. Gezeigt werden Fotografien von Frank Reinert. „Er setzt das Motto des Klosters: ‚Ein anderer Blick auf’s Leben‘ um und schenkt dem Betrachter mit ungewöhnlichen Perspektiven und viel Liebe zum Detail neue Möglichkeiten, das Kloster zu entdecken“, beschreibt Hahnen seine Eindrücke.

Das Museum ist dienstags bis samstags von 14 bis 17 Uhr und an Sonn-und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter: www.kloster-kamp.eu.

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