Freundeskreis der Dommusik wird zehn Jahre alt

Musikalische Familie: Fast alle Radefelds singen in Münsters Domchören mit

  • Rund 400 Frauen und Männer, Mädchen und Jungen sind in den Chören des Paulusdoms in Münster mit.
  • Vier davon gehören zur Familie Radefeld: zwei Söhne, eine Tochter und der Vater.
  • Der "Freundeskreis Dommusik" unterstützt die Arbeit und wird zehn Jahre alt.

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Seit 40 Jahren gehört Norbert Kerkhoff als Sänger zur Dommusik. Seine Begeisterung für die Kirchenmusik und für die Gemeinschaft der derzeit rund 400 Mitglieder in den verschiedenen Chören hat ihn darüber hinaus angetrieben, sich als Vorsitzender des jetzt zehn Jahre bestehenden "Freundeskreis Dommusik" um ideelle, organisatorische und auch finanzielle Unterstützung zu kümmern. "Wir sind auch Kirche", so sagt er – und nahezu die komplette Familie Radefeld nickt zustimmend, denn Vater, zwei Söhne und eine Tochter singen gemeinsam in den Chören am St.-Paulus-Dom in Münster.

Das "Chor-Virus" hat der 18-jährige Ludwig eingeschleppt. "Beim Tag der offenen Tür zur Eröffnung der Domsingschule 2012 fand ich die Atmosphäre so toll, dass ich mitsingen wollte", erinnert er sich ans Vorsingen. Er präsentierte "Bruder Jakob", das weiß er noch genau. Gewachsen ist seitdem die Liebe zur sakralen Musik, die er auch in der Freizeit oder bei den Hausaufgaben hört.

Alexander Lauer, der aktuelle Domkapellmeister, gibt dem jungen Mann, der derzeit auf das Abitur an der Friedensschule hinarbeitet und außerdem Geige spielt, durchaus Chancen, mit seiner Bass-Stimme die Musik später zum Beruf zu machen. Aber da ist Ludwig Radefeld noch eher zurückhaltend.

Zwei Proben pro Woche plus Stimmbildung

Solche Gedanken hat sein 14-jähriger Bruder Leo noch nicht. Er ist seit sieben Jahren Mitglied in der Capella Ludgeriana, in der 130 Jungen und junge Männer zwischen neun und 25 Jahren zwei Mal in der Woche proben. Die Begeisterung des Bruders hat den Klavierspieler angesteckt, außerdem war auch ein Klassenkamerad im Chor.

Eine solche "moralische Unterstützung" durch Familie und Freunde sieht Alexander Lauer gerne, denn "man braucht schon ein wenig Mut, um als Junge zu einem solchen, nicht alltäglichen Hobby zu stehen", weiß er, dass man durchaus Stärke zeigen muss. Es gibt doppelt so viele Mädchen (200) wie Jungen in den Gruppen, die wöchentlich zwei Mal proben. Hinzu kommt regelmäßige professionelle Stimmbildung – ein Angebot, auf das Alexander Lauer besonders stolz ist, denn: "Als Mitgestalter der liturgischen Feiern am Dom haben wir einen hohen Anspruch an Qualität".

Auch der Vater hat das Casting bestanden

Da sich guter Klang, Präzision und Disziplin nicht ohne Mühen erreichen lassen, muss die Begeisterung fürs Singen schwerer wiegen. Da stimmt auch Nesthäkchen Leni (12) ohne zu zögern zu: "Nach den Proben habe ich meist Ohrwürmer von unseren Liedern", lacht sie. Dass sie – wie ihre beiden Brüder – die Bischöfliche Friedensschule an der Boeselager Straße in direkter Nachbarschaft der Domsingschule besucht, macht die Logistik zwar etwas einfacher, dennoch führt Mutter Sibille einen Familienkalender. Der hat bei den Radefelds sechs Spalten, denn auch sie und die zweite, 16-jährige Tochter haben dort ihre Einträge.

Nicht zu vergessen Vater Jürgen: "Ich habe schon als Messdiener immer gern gesungen und bin als Letzter der Familie zur Dommusik gestoßen." Anfangs hat er überlegt, so bei Chorwochenenden oder den ganz großen Chorfahrten nach Barcelona, Paris oder zuletzt sogar nach Mexiko, unterstützend in der Nähe seiner Kinder sein zu können. Doch längst singt der Bass – gemeinsam mit Sohn Ludwig – nach einem erfolgreichen "Casting" voller Begeisterung im gemischten 80-köpfigen Domchor mit.

Lauer: Anstrengung mit großem Mehrwert

Zeitaufwendig und sehr oft anstrengend, eine Sache der Konzentration und der Hingabe: Mitglied der Dommusik zu sein ist für alle, ob jung oder älter, mehr als ein Hobby. Das bestätigt Domkapellmeister Alexander Lauer mit großem Ernst: "Wer dabei ist und bleibt, für den bietet sich allerdings ein großer Mehrwert: Hier wird generationen- und auch konfessionsübergreifend etwas geleistet, man erlebt Erfolge im Kreis von Gleichgesinnten und hat bis ins Alter eine erfüllende Aufgabe".

Vater Jürgen Radefeld geht sogar noch einen Schritt weiter: "Wenn der Gesang verklingt im Dom, dann sind das oft ganz spirituelle Momente". Die sollen übrigens auch die Zuhörer von Konzerten oder Gottesdiensten erleben: "Wir möchten ihnen magische Augenblicke bieten", so Sohn Ludwig überzeugt. Dass es gelingt, haben alle Beteiligten schon oft erlebt.

Jubiläum des Freundeskreises
47 Frauen und Männer gründeten 2012 den "Freundeskreis Dommusik Münster e.V." Er unterstützt bis heute Jungen und Mädchen bei Konzertreisen und Chorfreizeiten, finanziert CD-Aufnahmen, Musicalproduktionen und Konzerte mit oder stattet die Kinder und Jugendlichen mit einheitlichen T-Shirts oder Fußballtrikots aus.
Das zehnjährige Bestehen wird am Samstag, 10. September, um 19 Uhr mit einem öffentlichen Festkonzert aller Chöre im Dom begangen. Daran anschließend sind alle Zuhörenden zum Begegnungsfest auf dem Domplatz eingeladen.
Wer die Aufgaben des Freundeskreises unterstützen möchte: Spendenkonto bei der Darlehnskasse Münster eG, IBAN: DE06 4006 0265 0045 0722 00, GENODEM1DKM

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