Was Pfarrer Franklin Jose Antony von seiner neuen in die alte Heimat mitnimmt

Nach acht Jahren in Warendorf zurück nach Indien

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Seit acht Jahren lebt Pfarrer Franklin Jose Antony in Warendorf. Vermutlich Ende Juni geht er zurück in seine Heimat Indien. Wie er hier Kirche erlebt hat, was er vermissen wird und was er mitnehmen wird, sagt er im Interview.

Seit acht Jahren lebt Pfarrer Franklin Jose Antony in Warendorf. Er ist Mitglied im Pastoralteam der Pfarrei St. Laurentius und 42 Jahre alt. 2012 hatte ihn sein Bischof Vincent in seiner Heimatdiözese Marthandam im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu gefragt, ob er nach Deutschland gehen wolle. Das Bistum Münster brauche Priester. Er habe sofort Ja gesagt, berichtet Pfarrer Franklin.
Aufgewachsen ist er in einer frommen Familie mit drei Geschwistern. Mit 19 Jahren besuchte er das erste Priesterseminar, zwei weitere folgten – wie es in Indien üblich ist. Er studierte Theologie, Philosophie und hat einen Master in Sozialarbeit.  Nach seiner Weihe war er ein Jahr Kaplan, dann leitete er sieben Jahre hintereinander zwei indische Gemeinden.
Schon als Kind habe er Priester werden wollen, sagt Pfarrer Franklin. Und da sei auch die Sehnsucht gewesen, ein anderes Land kennen zu lernen. Voraussichtlich Ende Juni – wegen der Pandemie ist der Zeitpunkt noch nicht ganz sicher - wird er in seine indische Heimatdiözese zurückkehren.

Was hat Sie am kirchlichen Leben in Warendorf am meisten fasziniert?

Seit Oktober 2012 lebe ich ununterbrochen in Warendorf. Hier sind die Gottesdienstbesucher zwar weniger als in Indien, aber das kirchliche Leben ist sehr lebendig. Warendorf ist ein christlicher Ort, jede Stunde läutet irgendwo eine Glocke. In meinem Heimatland ist das anders. Dort lebt in einem Haus eine katholische Familie, im anderen eine evangelische, wieder andere sind Hindus und Muslime. In Warendorf ist die Gesellschaft homogen. Die Menschen hier sind sehr freundlich, und sie leben bewusst ihren Glauben. Ich habe mich hier wie in einer großen Familie aufgehoben gefühlt.

Noch etwas anderes finde ich hier klasse. Jeder Gottesdienst wird gut vorbereitet, die Musik und die Lieder werden genau darauf abgestimmt. In Indien geht es in der Messe eher spontan zu. Die deutsche Kirche ist eine sehr erwachsene, ordentliche und erfahrene Gemeinschaft. Es gibt viele Gruppen: Kirchenvorstand, Pfarreirat, Kolping, Frauengemeinschaft, Messdiener. Sie alle wissen, was sie machen müssen und haben ein Jahresprogramm. In Indien muss man jedes Mal neu anfangen. Wir haben keine solchen Strukturen.

Nach acht Jahren in Deutschland wird die Rückkehr in Ihre Heimatdiözese Marthandam eine große Umstellung sein. Worauf freuen Sie sich am meisten? Was bereitet Ihnen Sorgen?

Ich werde Deutschland vermissen. Ich weiß aber auch, dass ich als Priester in Indien viel Gutes bewirken kann: für Kranke, Kinder, arme Familien. Der Priester in Indien steht im Mittelpunkt einer Gemeinde. Er kann die soziale Arbeit beeinflussen, auf Politiker einwirken, neue Initiativen ergreifen wie die Renovierung oder den Bau von Häusern für Kranke und Arme. Die Gläubigen machen die Initiative des Pfarrers dann alle mit. Die Dinge lassen sich schnell umsetzen, und die Hilfe ist für die Menschen sofort spürbar. Ich bin auch Sozialarbeiter, habe einen Master darin. Und ich bin eine bodenständige Person. Ich kann zu den Menschen hingehen und mit ihnen arbeiten. Das alles bereitet mir Freude.

Sorgen machen mir die vielen bedürftigen Menschen in Indien. Da habe ich eine große Aufgabe zu erfüllen. Zudem bekommen wir von unserem Bistum nur ein sehr kleines Gehalt. Wir Priester sind auf Spenden angewiesen. Die Erwartungen der Menschen an uns sind zudem groß. Ich brauche also Hilfe von anderen, von Spendern, damit ich weiterhelfen kann.

Das erste Projekt, an dem ich arbeiten möchte, ist die Anschaffung eines Krankentransportwagens, damit die Menschen zum Krankenhaus hinkommen können, wo sie Hilfe erhalten.

Noch etwas bereitet mir etwas Gedanken: Indische Katholiken sind sehr fromm und sehr emotional. Zu einer Beerdigung kommt das ganze Dorf, da wird laut geweint und geschrien. Auch das wird eine Umstellung für mich werden, wie das Wetter und das Essen. Ich muss mich wieder für das scharfe indische Essen trainieren.

In Indien haben die Priester eine andere Stellung. Kann man sich da nach acht Jahren Warendorf gleich wieder einpassen? Werden Sie versuchen, auch etwas von dem anderen Priesterbild in Deutschland mit in Ihre Heimat zu transportieren?

Das wird ganz anders werden. Ein Priester in Indien hat eine sehr große Gemeinde, er hat aber keine Sekretärin, keinen Pastoralreferenten und nur sehr selten einen Diakon an seiner Seite. Priester sein, das ist eine Art One-Man-Show. Man muss alles allein machen. In Warendorf habe ich gelernt, dass wir erst einmal zusammen ein Thema diskutieren und dann frei entscheiden, was wir machen. In Indien haben wir kein Team. Der Pfarrer plant allein, ist allein verantwortlich und berät sich bestenfalls mit dem Pfarreirat.

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