Papst machte Medien für Rückzug verantwortlich

Nach Rücktritt: Ermittlungen gegen früheren Pariser Erzbischof Aupetit

  • Wegen des Verdachts sexueller Übergriffe wird gegen den früheren Pariser Erzbischof Michel Aupetit ermittelt.
  • Aupetit soll eine Affäre mit einer schutzbedürftigen Person gehabt haben.
  • Der frühere Erzbischof reichte Ende 2021 seinen Rücktritt ein, den Franziskus kurz darauf annahm.
     

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Gegen den früheren Erzbischof von Paris, Michel Aupetit (71), laufen Ermittlungen wegen des Verdachts sexueller Übergriffe auf eine schutzbedürftige Person. Die Pariser Staatsanwaltschaft bestätigte am Dienstagabend einen entsprechenden Bericht des französischen Kanals BFM TV.

Demnach begann die Behörde im Dezember ihre Untersuchungen, nachdem sie im November einen Bericht der Erzdiözese Paris erhalten hatte. Die Untersuchungen wurden der Brigade zur Bekämpfung von Personenkriminalität (BRDP) anvertraut. In Deutschland berichtete das Internetportal katholisch.de am Mittwoch zuerst über den Fall.

Mögliche Affäre von Aupetit

Den Angaben zufolge soll der emeritierte Erzbischof eine Affäre mit einer schutzbedürftigen Person gehabt haben, die einer gerichtlichen Schutzmaßnahme unterliegt. Einzelheiten, was darunter zu verstehen ist, sind nicht bekannt. Die Ermittlungen sollen demnach klären, ob es sich um eine einvernehmliche Beziehung handelte. Der Radiosender France24 berichtete unter Berufung auf eine informierte Quelle, der Verdacht gründe auf einer E-Mail-Korrespondenz zwischen dem Erzbischof und einer Frau.

Ende November 2021 reichte Michel Aupetit bei Papst Franziskus seinen Rücktritt als Erzbischof von Paris ein, den das Kirchenoberhaupt kurz darauf annahm. Zuvor hatte die Wochenzeitung „Le Point“ eine Untersuchung veröffentlicht, wonach der Geistliche 2012 eine Affäre mit einer Frau gehabt haben soll. Aupetit gestand ein „zweideutiges Verhalten“ ein, bestritt aber eine Beziehung mit der Frau.

Papst: Ruf Aupetits beschädigt

Kurz nach dem Rücktritt veröffentlichte die Illustrierte „Paris Match“ Fotos, die Aupetit bei einem Spaziergang mit einer Theologin im Wald von Meudon zeigten, der als „romantischer Spaziergang“ beschrieben wurde. Daraufhin verklagte er die Wochenzeitung wegen Verleumdung. Neben den Gerüchten gab es seit längerer Zeit Unmut über die Amtsführung des Erzbischofs: Beide Generalvikare hatten ihr Amt niedergelegt.

Bei der Pressekonferenz auf dem Rückflug von seinem Zypern-Besuch begründete der Papst seine Entscheidung damit, dass der Erzbischof zwar gegen das sechste Gebot verstoßen habe, den Ausschlag hätten aber die Gerüchte in den Medien gegeben. Aupetits Ruf sei dadurch so beschädigt gewesen, dass er seine Diözese nicht mehr habe leiten können. Für Verwirrung sorgte die Darstellung des Papstes, Aupetit habe vor Jahren seine Sekretärin „leicht gestreichelt und massiert“. Zuvor hieß es, seine Sekretärin habe durch eine fehlgeleitete E-Mail von einer unangemessenen Beziehung zu einer Frau erfahren.

Nach Informationen von BFM TV hatte Aupetit bald nach Paris zurückkehren sollen, um mit der Erzdiözese eine mögliche Aufgabe als Priester zu besprechen.

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