Alternative Liturgieformen am Sonntagabend in St. Norbert Lünen

Nach Streichung des Gottesdienstes: Laien beleben Angebot wieder

  • Eine Gruppe von Laien setzt die Tradition von Gottesdiensten am Sonntagabend in Lünen fort und entwickelt alternative Liturgieformen.
  • Neues Gottesdienstformat möchte Kirchenverwurzelte und Sinnsuchende ansprechen.
  • Lokaler Pastoralplan bietet Grundlage für eine offene Gemeinde mit kreativen Ideen.

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Nachdem das hauptamtliche Seelsorgeteam der Pfarrei St. Marien in Lünen entschieden hat, das bisherige Gottesdienstangebot am Sonntagabend in der St.-Norbert-Kirche zu streichen, haben sich einige Laien zusammengetan, um den Gottesdienst-Termin fortzusetzen und das Angebot eines alternativen Wortgottesdienstes zu entwickeln.

„Dieses Gottesdienstformat richtet sich an alle Menschen, die sich angesprochen fühlen, die einen Raum und eine Zeit fürs Innehalten am Übergang vom Sonntag in die neue Woche suchen oder die einfach neugierig sind“, sagt Tobias Kirschbaum.

 

Zeit für Stille und Gebet

 

Das engagierte Gemeindemitglied fühlt sich in St. Norbert beheimatet und hat mit einigen weiteren Gemeindemitgliedern das Angebot entwickelt. An jedem ersten Sonntag im Monat ist um 19 Uhr der Gottesdienst. An allen anderen Sonntagen ist die Kirche St. Norbert von 19 bis 20 Uhr für eine Zeit der Stille und des Gebets geöffnet.

Dass der Gottesdienst in Lünen derart auf Interesse stößt, hat das Vorbereitungsteam überrascht. Beim Start an Pfingstmontag 2021 kamen mehr als 50 Interessierte. Sonst versammeln sich etwas 20 Besucherinnen und Besucher im Kirchenraum nach den gültigen Corona-Abstandsregelungen.

 

Mitarbeit in Liturgie-Kreisen

 

Zum Vorbereitungsteam gehören Helga Jäger und Claudia Knobloch-Reher, die sich weiterhin gern für die Gemeinde St. Norbert engagieren und den Kirchort schätzen. „Mir ist wichtig, am Sonntagabend eine Stunde der Besinnung zu haben, um gestärkt in die Woche zu gehen“, sagt Knobloch-Reher.

Bibeltexte, Lieder und Fürbitten auszusuchen und kurze Ansprachen zum Sonntags-Evangelium oder zu aktuellen Themen zu halten, ist für das Team nicht neu. Knobloch-Reher ist Theologin, Helga Jäger gestaltet seit vielen Jahren Wortgottesdienste im Seniorenzentrum St. Norbert, und das frühere Pfarreiratsmitglied Tobias Kirschbaum war in seiner Studentenzeit in Münster in der Katholischen Studierendengemeinde (KSG) engagiert. Erfahrungen in der Gottesdienst-Gestaltung bringen alle mit.

 

Nutzung eines modernen Gotteshauses

 

Die 1967 geweihte Kirche St. Norbert in Lünen.
Die 1967 geweihte Kirche St. Norbert in Lünen. | Foto: Johannes Bernard

„Die Kirche liegt uns am Herzen. Wenn immer weniger Priester da sind, müssen wir selbst dafür sorgen, Gottesdienstangebote aufrechtzuerhalten“, sagt Jäger, die in St. Norbert viele Jahre die Katechese unterstützt hat. Lange Zeit habe es in St. Norbert am Sonntagabend um 19 Uhr eine Eucharistiefeier gegeben, mit der Beginn der Corona-Pandemie einen Wortgottesdienst. Ein Ende des Gottesdienstangebots am Sonntagabend hätte sie sehr bedauert.

Das 1967 geweihte Gotteshaus St. Norbert, ein Viereckbau mit sechseckigem Zeltdach, bietet nach Ansicht von Kirschbaum einen idealen Raum, der auch diejenigen anzusprechen kann, die der Kirche distanziert gegenüberstehen. „St. Norbert war immer etwas alternativ, wenn man es so ausdrücken will. Nicht nur die abstrakten Kirchenfenster sind modern. Viele Priester, die in St. Norbert waren, galten als fortschrittlich“, sagt Kirschbaum.

 

Unterstützung des Seelsorgeteams

 

Dass Pfarreien aufgrund der Personalsituation und des Kirchenbesucher-Rückgangs Gottesdienstzeiten reduzieren müssen, bedauert das Vorbereitungsteam. „Man kann unseren Priestern nichts vorwerfen. Der Personalplan ist so, wie er ist. Auch wir sind herausgefordert, dass Kirchorte lebendig gehalten werden. Die so genannten Laien sind also gefragt“, sagt Knobloch-Reher.

Schriftlich festgehalten sei schon vieles im lokalen Pastoralplan der Pfarrei, sagt Kirschbaum. der der Steuerungsgruppe angehört hat. Unter dem Stichwort „Sinnsuchend“ heißt es im Pastoralplan: „In unserer Pfarrei wird von Gott gesprochen. Wir bieten Räume, in denen Menschen unserer Zeit ihrer Suche nach Sinn und Erfüllung nachgehen können. Wir bieten Möglichkeiten und Ermutigung, sich über den christlichen Glauben zu informieren und auszutauschen und ihn zu vertiefen. Wir schaffen Räume und Zeiten für Angebote, in denen sich die Menschen mit den Fragen, Problemen und Freuden ihres Alltags wiederfinden und für Gott öffnen können.“

 

Kirchenmusiker macht mit  

 

Unterstützung bekommt das Vorbereitungsteam von den hauptamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorgern. „Sie haben uns signalisiert: Wir dürfen machen!“, sagt Jäger. Regelmäßig mit dabei ist Kirchenmusiker Andreas Rohne für die musikalische Gestaltung der abendlichen Sonntags-Stunde.

Der nächste alternative Wortgottesdienst ist am 4. Juli 2021. Im Mittelpunkt stehen Gedanken und Impulse zum Sonntags-Evangelium und dem Wort: „Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner Heimat.“ Weitere Gottesdienste sind am 1. August, 5. September, 3. Oktober, 7. November und am 5. Dezember.

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