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Der Vatikan drängt auf eine Klärung der Stellung des Papstes innerhalb der Christenheit. Das eröffnet der Ökumene neue Chancen, meint Johannes Bernard. Allerdings gibt es Voraussetzungen.
Wird es jemals eine Einheit aller Christen geben? Die Kirchengeschichte ist voll von Streit und Schismas, von Aufbrüchen und Niedergängen. Fast immer mittendrin: der Papst. Nun liegt ein neuer Vorschlag aus dem Vatikan auf den Tisch, ein Studiendokument des Dikasteriums für die Förderung der Einheit der Christen. Es behandelt die Stellung des „Bischofs von Rom“. Es soll dazu dienen, ein erneuertes Verständnis des päpstlichen Primats zur Wiederherstellung der christlichen Einheit zu entwickeln.
Das sind bemerkenswerte Textzeilen, wenn man bedenkt, dass die Reformation von Martin Luther weiter Bestand hat und die Ostkirche und die Westkirche seit einem Jahrtausend getrennt sind. Dass die römisch-katholische Kirche bereit ist, mit anderen christlichen Konfessionen einen Dialog über den Primat des Bischofs von Rom und damit über die Stellung des Papstes zu führen, ist uneingeschränkt zu begrüßen. Die Ernsthaftigkeit darüber muss jetzt folgen. Ansonsten wären die Vorschläge nicht mehr als nette Worte.
Armenische Kirche begrüßt Vatikan-Vorschläge
Der Papst hat zuallererst der Einheit der Christen zu dienen. Das ist Auftrag des Petrus-Dienstes. Die aus der Geschichte herrührenden Befindlichkeiten zwischen den Konfessionen machen es schwer, schnell Einverständnisse zu finden. Aber es gibt Anzeichen, die Mut machen.
Der Erzbischof der Armenischen Apostolischen Kirche (der ältesten Staatskirche der Welt), Khajag Barsamian, hat den Vorschlag aus dem Vatikan begrüßt, klarer zwischen den verschiedenen Funktionen des Papstes zu unterscheiden, „zum einen als Patriarch der lateinischen Kirche, zum anderen als Diener der Einheit zwischen den verschiedenen Kirchen und schließlich als Staatsoberhaupt“. Das sind ermutigende Worte.
Klarstellung der päpstlichen Unfehlbarkeit
Auf eine Antwort der Altkatholiken darf man gespannt sein, da das Vatikan-Dokument eine neue Interpretation des Unfehlbarkeitsdogmas anstößt. Die Unfehlbarkeit des Papstes in Glaubensfragen hatte 1870/71 beim Ersten Vatikanischen Konzil für reichlich Ärger unter den Katholiken gesorgt. Jetzt sollte endlich eine Klarstellung und ein Ende um diesen Konflikt erfolgen.